Foto: Fotolia (Africa Studio)
Der Markt für Streichfette stagniert, denn sie passen nicht mehr zu den Verzehrgewohnheiten der deutschen Verbraucher. Mit innovativen Konzepten verleihen die Hersteller dem Segment frischen Wind.
Streichfette sind ein Stück Geschichte: Seit fast 700 Jahren schmieren sich die Menschen Butter auf das Brot. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts zunehmend auch Margarine, die als preiswerte Butteralternative auch für die Massen an verarmten Fabrikarbeitern erschwinglich war. Das „Butterbrot“ – egal, ob mit Butter oder Margarine bestrichen – war hierzulande für Generationen ein Grundnahrungsmittel.
Mischfette boomen
Heute sieht das anders aus. Laut Milchindustrie-Verband (MIV) ist der Markt für Margarine rückläufig und hat die gesamte Überkategorie an Streichfetten mit ausgebremst. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Einmal spielen die veränderten Verzehrgewohnheiten der Deutschen eine Rolle. „Butter und Margarine konkurrieren um jedes Brot“, sagt Manuel Rodriguez-Eicke, Leiter Marketing- und Innovationen bei Ornua/Kerrygold. Genau dieses wird aber am Frühstückstisch zunehmend von Müsli und Cornflakes verdrängt. „Das Frühstück wird immer häufiger unterwegs eingenommen. Beim Abendbrot verlieren Brot und Aufstrich ebenfalls an Bedeutung. Sogar der ganze Brotmarkt ist rückläufig“, fasst Petra Vanheiden von Unilever diese Entwicklungen zusammen. Damit fallen viele wichtige Verzehranlässe für Margarine einfach weg. Außerdem ziehen die Deutschen heute andere Streichfette vor. So sehen die Markenhersteller beispielsweise einen Zusammenhang zwischen dem rückläufigen Margarinemarkt und dem Boom der Mischfette, die pflanzliche Fett- und Milchanteile miteinander kombinieren. „Diese Kategorie hat sich in den letzten Jahren extrem positiv entwickelt und wächst jährlich zweistellig“, sagt Manuel Rodriguez-Eicke von Ornua/Kerrygold.
Butter gewinnt im stagnierenden Markt
Daneben wandern viele Verbraucher von der Margarine zu Butter ab. „Butter ist wieder in“, sagt Eckhard Heuser vom MIV. Dafür spielen auch die jüngsten gesundheitlichen Erkenntnisse eine Rolle. Die Frage, welches Streichfett besser ist, hat zwar immer noch keine abschließende Antwort erhalten. Allerdings hat die Butter erst jüngst zwei Erfolge für sich verbuchen können. Denn einmal sind ihre Trans-Fettsäuren mittlerweile vom Verdacht freigesprochen, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erhöhen. „Die Gesundheitsdiskussion um die Butter ist abgeebbt, nachdem die Trans-Fettsäuren aus dem Euter als ungefährlich eingestuft werden konnten“, sagt Eckhard Heuser vom MIV. Speziell bei Butter aus Weidemilch konnte Professor Dr. Klaus Eder von der Universität Gießen noch eine bessere Fettsäure-Zusammensetzung und einen höheren Vitamingehalt als bei marktüblicher Butter nachweisen. Denn den Studienleitern zufolge nehmen die Kühe auf der Weide über Gras, Kräuter und Blumen mehr Vitamine auf als Stallkühe, die vor allem Kraftfutter zu fressen bekommen. Das sind alles Gründe, warum Butter im insgesamt stagnierenden Markt für Nahrungsfette trotzdem Marktanteile gewonnen hat. „Zuletzt macht der sinkende Milchpreis Butter für viele Verbraucher attraktiv“, sagt Annika Albrecht, Communication Officer Product PR bei Arla.
Neue Konzepte für Butter und Margarine
Die Hersteller nutzen die positive Grundstimmung für Butter und Mischfette und entwickeln passende Produktkonzepte. Neuzugänge unter den Mischfetten sind beispielsweise „Lätta und Butter“ von Unilever und „Alpenzart mit Joghurt“ von Meggle. Außerdem stehen conveniente Verpackungskonzepte wie die Kräuterbutter im 80-Gramm-Becher von Meggle, Saisonvarianten wie Kærgården Pikant von Arla, Spezialitäten wie die Hollandaise-Butter von Ornua/Kerrygold, kleinere Verpackungsformate wie die 150-Gramm-Packung von Ornua/Kerrygold sowie ein optimales Streich- und Schmelzverhalten wie bei der Kräuterbutter von Meggle im Zentrum der Produktentwickler. Margarine-Hersteller Rau indes verfolgt eine andere Strategie. Das Unternehmen hat sich auf die steigende Zahl an Vegetariern und Veganern spezialisiert. Die Neuprodukte sind deshalb rein pflanzlich und kommunizieren die nötigen USP’s klar und deutlich. „Wir kennzeichnen unsere Produkte seit Ende 2013 mit dem V-Label der Europäischen Vegetarier-Union“, heißt es aus dem Hause. Denn auch Margarine, die auf Basis pflanzlicher Öle und Fette hergestellt werde, könne tierische Zutaten wie Milchbestandteile oder Gelatine enthalten.