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Fruchtsaft kann tatsächlich gesünder sein als die frische Frucht selbst. Wie Sie im Frühjahr signifikante Kaufanreize für saftige Umsätze am Point of Sale setzen können.
Die Deutschen sind seit Jahren Weltmeister im Fruchtsaftkonsum, wie der Verband der Fruchtsaft-Industrie (VdF) angibt. Etwa 33 Liter trinkt jeder Bundesbürger im Jahr. Die Niederländer folgen mit einem Pro-Kopf-Konsum von 28 Litern, die US-Amerikaner mit 26 Litern. Innerhalb der Angebotspalette konsumiert jeder Deutsche 23 Liter Fruchtsaft und zehn Liter Fruchtnektar im Jahr. Die Klassiker Apfel und Orange sind die beliebtesten Sorten. Dennoch: Das Interesse an Fruchtsaft ist in Deutschland in den vergangenen Jahren kontinuierlich zurückgegangen und stagniert.
Gesundheitstrend bietet Umsatzpotenzial
Potenzial sieht Klaus Heitlinger, Geschäftsführer des VdF, für das Segment Fruchtsaft dennoch – und zwar im anhaltenden Gesundheitstrend sowie dem Trend zu natürlichen Lebensmitteln: „Wir hoffen, dass der Fruchtsaft durch seine Natürlichkeit und seine vielen positiven Produkteigenschaften als pflanzliches Lebensmittel aus 100 Prozent Frucht, das weder Farb- noch Konservierungsstoffe enthält, in Zukunft in der Gunst der Verbraucher wieder steigen wird.“ Zudem stellt der Verband beim Saftkonsum einen Wandel hin zur Mehrwertorientierung fest. Davon würden insbesondere Direktsäfte, gekühlte Direktsäfte oder hochfruchthaltige Getränke mit Zusatznutzen profitieren. Somit gewinne die Warengruppe Fruchtsaft dadurch wieder Absatzanteile.
Superfruits werden nachgefragt
Chancen und Potenziale bieten auch die milderen Temperaturen. „Im Frühjahr haben die Verbraucher eine hohe Affinität zu Saftangeboten“, sagt Olaf Jark, Marketingleiter von Valensina. Klar, denn nach der Winterzeit und den üppigen Festtagen bieten Säfte interessante Verkaufsansätze, wenn die Verbraucher wieder in Form kommen möchten. Schließlich ist die Wirkung vieler Inhaltsstoffe in Saft wie Mineralstoffe, Vitamine und sekundäre Pflanzenstoffe von Behörden und Verbänden bestätigt. Insbesondere die sogenannten Superfruits wie Acerola, Acai, aber auch die Heidelbeere haben medial starke Aufmerksamkeit erfahren – und Produkte mit diesen werden deshalb von Verbrauchern, die besonders gesundheitsbewusst sind oder sich einfach etwas Gutes tun möchten, gezielt nachgefragt. Darin sind sich die Experten einig.
Orangensaft gesünder als die frische Frucht
Jedoch setzen nicht alle Saftproduzenten auf die Superfruits. Einige Hersteller verzichten ganz bewusst darauf. Grund: Diese würden den Säften nur in homöopathischen Dosen zugesetzt und eine Werbung damit wäre ein Stückweit Verbrauchertäuschung. Doch braucht es nicht unbedingt die Superfrüchte für die positive Wirkung auf die Gesundheit: Eine aktuelle Studie der Universität Hohenheim zum Beispiel belegt, dass Nährstoffe aus pasteurisiertem Orangensaft doppelt so gut vom Körper aufgenommen werden wie aus der frischen Frucht. Fazit der Studienautoren ist deshalb: „In Maßen konsumiert, heißt 200 Milliliter pro Tag, kann Orangensaft zu einer gesunden Ernährung beitragen und den Körper mit Nährstoffen versorgen.“ Dies gelte umso mehr, da die Deutschen zu wenig Obst und Gemüse essen. Der Verzehr liegt in Deutschland nämlich unter der von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung empfohlenen Menge. Auf den Zusatz von Zucker sollten die Säfte jedoch verzichten, um den gesundheitsfördernden Aspekt glaubhaft zu spielen.
Die Konzepte der Hersteller
Auch viele Hersteller setzen in ihren Konzepten beim allgegenwärtigen Gesundheitstrend an. Dieser spiegelt sich in vielfältigen Abstufungen am POS wider. So ist nach Angaben einiger Hersteller ein klarer Biotrend zu erkennen. Produzent Beckers Bester führte zum Beispiel vor kurzem sieben neue Fruchtsäfte in Bio-Qualität ein, die zudem noch vegan sind. Zielgruppe sollen gesundheitsbewusste Verbraucher sein. Zudem setzt der Hersteller beim neuen Sortiment auf 100-prozentigen Direktsaft.
Auch bei Haus Rabenhorst stellt man fest, dass beim Verbraucher das Interesse an nachhaltigen Lebensmitteln steigt. Im Frühjahr will der Saftspezialist verstärkt Smoothies in Bioqualität herausbringen, die zudem ungekühlt haltbar sind. Darüber hinaus setzt der Hersteller auch auf grüne Smoothies.
Das Thema Gemüse will auch Safthersteller Amecke spielen: „Gemüse ist immer mehr im Kommen wegen des anhaltenden Trends zur veganen und vegetarischen Ernährung“. Insbesondere die geschmackliche Neuinterpretation der Sorten soll im Fokus stehen. Ebenfalls dem Gesundheitstrend geschuldet: Amecke bietet fast alle Produkte in veganer Qualität an. Ausnahme ist lediglich eine Sorte mit Blütenhonig. Mit dem Konzept „Amecke Plus“ will das Unternehmen Verbraucher abholen, die Säfte mit einem Mehrwert, sprich Vitaminen und Mineralstoffen, konsumieren möchten.
Valensina hat ebenfalls alle seine Säfte vom Vegetarierbund zertifizieren lassen. Bei den Produktkonzepten konzentriert sich das Unternehmen auf kühlpflichtige Säfte, die auf außergewöhnliche Geschmackskombinationen setzen. Premiumsäfte in Markenqualität liegen laut Valensina bei den Verbrauchern im Trend und böten die beste Wertschöpfung für den Handel. Auch bei Pfanner steht 2016 das Bio-Konzept klar im Fokus. Zudem sei Fair-Trade ein großes Thema für den Hersteller.
Aufmerksamkeit, Neugierde und Probierlust am POS lassen sich auch mit ausgefallenen Fruchtsaftvarianten schaffen. Mit diesem Konzept ist man beim österreichischen Fruchtsafthersteller Rauch erfolgreich. Mit der Marke Happy Day zum Beispiel hat sich Rauch auf besonders exotische und ausgefallene Fruchtsaftsorten spezialisiert, wie etwa mit der neuen Sorte „Himbeer – Rosa Pfeffer“, und das bei gleichzeitiger Premiumstrategie. „Happy Day hat ein positives Absatzplus von 15 Prozent im rückläufigen Markt für Säfte“, teilt ein Unternehmenssprecher mit. Diesen Kurs möchte Rauch auch für 2016 beibehalten.
Eckes-Granini setzt dagegen im neuen Jahr auf milde Fruchtsäfte, die von Natur aus weniger Säure haben und erweitert das Sortiment ab Februar um die Sorten „Hohes C Milde Orange mit zartem Fruchtfleisch“ und „Hohes C Milder Roter Multivitamin“. Damit will der Markenartikler eine Angebotslücke in der steigenden Nachfrage nach milden Säften schließen.