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Mit ihren besonderen Aromen machen Gewürze die Geschmacksvielfalt überhaupt erst möglich. Ob Klassiker oder exotische Mischungen – Gewürze sind die Basis für eine kreative Küche. Das Markant Magazin ONE gibt einen Ausblick, welche Konzepte die grössten Chancen für den POS versprechen und was 2023 die Trends sind.
In den Supermarktregalen ist es zu beobachten: Die Gewürzvielfalt im Sortiment wächst – und damit auch in den Küchen der Verbraucher. «Dabei beobachten wir, dass die Neugierde, neue Geschmacksrichtungen auszuprobieren, vor allem in der experimentierfreudigen jungen Zielgruppe ein entscheidender Wachstumstreiber ist», sagt Thomas Neumann, Geschäftsführer BU Retail der Fuchs-Gruppe. Die steigende Nachfrage nach aromatischer Vielfalt spiegelt sich auch in den Marktzahlen wider. Das Segment Gewürze und Kräuter hat einer Prognose von Statista zufolge in 2022 einen Umsatz von 1,65 Milliarden Euro erzielt. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Umsatzplus von acht Prozent. Insbesondere Gewürzmischungen sind die Umsatztreiber am POS. Sie sind laut Nielsen Handelspanel (KW52/2021) seit 2018 um 42 Prozent gewachsen – die Tendenz ist weiter steigend.
Exotische Geschmacksrichtungen
Um von der steigenden Nachfrage auch in 2023 profitieren zu können, gilt es auf Innovationen zu setzen. Aus Sicht von Fuchs zählen Gewürze für verschiedene Länderküchen, die die Geschmacksvielfalt aus aller Welt in die eigene Küche holen, zu einem der grossen Trends. «Dabei gehören die mediterrane, östliche, nordafrikanische, asiatische und indische Küche zu den grössten Einflüssen für trendige Zutaten auf dem globalen Gewürzmarkt», sagt Igor Simunic, CMO Germany bei Podravka. Für den Handel eröffnen sich hier attraktive Chancen. Denn die Verbraucher haben eine grosse Sehnsucht nach sensorischen Abenteuern und exotischen Geschmacksrichtungen. «Angesichts reduzierter Urlaubsaktivitäten wollen sich die Shopper wenigstens kulinarisch auf die Reise begeben und mit unbekannten Aromen und neuen, authentischen Geschmacksrichtungen experimentieren. Dabei vermischen sich mehr und mehr die Küchenstile – «fusion food» ist das neue Normal», berichtet Timo Haas, Geschäftsführung Ankerkraut GmbH.
Ein weiteres Trendthema sind laut Fuchs «Gewürz-Allrounder», also Mischungen, die auf verschiedene Gerichte abgestimmt sind und in denen alles steckt, was zum Beispiel Gemüse, Bratkartoffeln oder italienischem Essen die perfekte Würze verleiht. Gewürzmischungen sind die Umsatztreiber am POS – und das kommt nicht von ungefähr: Sie bieten zum einen eine breite Aromenpalette. Ist der Gewürz-Mix eher salzig und leicht pikant, bringt eine andere deutlich mehr Frische und Kräuter ins Spiel. Zum anderen verleihen sie Gerichten das gewisse Etwas, ohne dass der Verbraucher die Einzelgewürze erst selbst zusammenmischen muss.
Auch Laux sieht in Gewürzmischungen ein grosses Potenzial. «So entstehen auch ohne grosse Kocherfahrung raffinierte Leckereien, die mit ihrem Aromaspiel überraschen», sagt Carl-Lambert Leisewitz, Geschäftsführender Gesellschafter der Laux GmbH. Gewürzmischungen stehen ganzjährig auf den Speiseplänen der Hobbyköche, die ihnen eine kulinarische Reise um die Welt ermöglichen. Dabei lässt sich laut Fuchs rund 80 Prozent des Umsatzes in Deutschland verschiedenen Länderküchen zuordnen. Besonders beliebt bei den Deutschen ist die mediterrane Küche, die amerikanische Küche, asiatische Gerichte als auch orientalische Rezepte. Damit hat der Handel eine weitere Trumpfkarte in der Hand, die er mit entsprechenden Konzepten im Sortiment erfolgreich ausspielen kann. «Der Wunsch nach neuen Aromen inspiriert zu innovativen Gewürzmischungen», bringt es Igor Simunic, CMO Germany bei Podravka auf den Punkt.
Gelingsichere Lösungen
«Fertige Gewürzmischungen bieten viele Vorteile auch für Kochanfänger, sie sind einfach in der Handhabung und sorgen für ein fast nahezu sicheres Gelingen», so Marc Frielingsdorf, Geschäftsleitung Marketing & Vertrieb bei Wolfram Berge. Damit werden den Konsumenten bequeme Möglichkeiten zum Kochen geboten. Und der Kunde kann auf den Kauf von vielen Einzelgewürzen verzichten. Dazu resümiert Timo Haas, Geschäftsführung Ankerkraut: «Convenience spielt weiterhin eine grosse Rolle in deutschen Küchen – allerdings jenseits von Fast Food und Fertiggerichten. Es geht vielmehr darum, sich bewusst und abwechslungsreich zu ernähren, aber möglichst wenig Zeit für die Zubereitung von Speisen aufzuwenden, um mehr Zeit für das gemeinsame Essen mit Familie oder Freunden zu haben.» Einfache, gelingsichere und zeitsparende Zubereitungen, die Entschleunigung im Alltag schaffen, sind gefragt. Daher sind es auch die jüngeren Shopper, die gerne zu Gewürzmischungen greifen. Eine Befragung von YouGov in 2022 im Auftrag der RUNDSCHAU für den LEH bestätigt dies: Über 50 Prozent der Verbraucher zwischen 18 und 54 Jahren würzen mit Gewürzmischungen. Sologewürze werden hingegen besonders gerne von Konsumenten über
55 Jahren verwendet.
Natürlichkeit & Nachhaltigkeit
Aber auch Natürlichkeit, Nachhaltigkeit und Bio sind Themen, die den Gewürzmarkt bestimmen. «Natürlichkeit ist gefragt, Produkte ohne Zusatzstoffe, am besten in Bio-Qualität, mit möglichst wenig Verpackungsmüll – bewusster Genuss mit gutem Gewissen sozusagen», so Timo Haas, Geschäftsführung Ankerkraut GmbH. Das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Regionalität wird stärker – auch abseits vom Bio-Logo, dies stellt auch Just Spices fest. «Der Verbraucher möchte wissen, wo die Gewürze herkommen und wie sich das Unternehmen für Nachhaltigkeit einsetzt», sagt Béla Seebach, COO und Gründer von Just Spices. Weiter fügt er im Hinblick auf Preis- und Nachfrageschock hinzu: «Wenn man seine Marke stärkt und sich seiner Verantwortung als Unternehmen bewusst ist, greifen Kunden auch in Zeiten von hoher Inflation zu Markenprodukten.»
Impulsstarke Vermarktung
Vor diesem Gesichtspunkt kommt der Platzierung eine relevante Rolle zu. Im Standard-Regal sollte auf wichtige Orientierungspunkte geachtet werden. Dazu gehört eine strukturierte Kategorisierung – Kräuter, Gewürze, Bio – und die Platzierung nach alphabetischer Reihenfolge, so eine Empfehlung von Fuchs. Denn damit findet der Shopper sein Gewürz, ohne lange im Regal suchen zu müssen. Ferner sollten die Gewürze am POS impulsstark präsentiert und visuell inszeniert werden. «Die starke visuelle Umsetzung wird durch appetitlich in Szene gesetzte Gerichte unterstützt und das macht neugierig», so Marc Frielingsdorf,
Geschäftsleitung Marketing und Vertrieb bei Wolfram Berge.
Ferner sind laut Laux themenspezifische Zusammenstellungen verschiedener Küchen wie Levante*, Asien oder Indien ein Hingucker. Die dazu passenden Rezeptideen und Hinweise für die Anwendung würden dabei den Verbrauchern die Scheu vor dem Ausprobieren nehmen. «Eine gute Möglichkeit, um den Verbrauchern die Welt der Gewürze näher zu bringen, sind auch Tester. Denn allein der Duft einzelner Gewürze und Gewürzmischungen ist begeisternd», sagt Carl-Lambert Leisewitz, Geschäftsführender Gesellschafter der Laux GmbH.
Umsatzstarke Anlässe
Gewürze können natürlich das ganze Jahr über eingesetzt werden, doch besonders in der wärmeren Jahreszeit verzeichnen die kulinarischen Aromabringer Umsatzpeaks. «Traditionell sind die zwei umsatzstärksten Gewürz-Saison Frühjahr und Sommer, wenn die Grills angeheizt werden», informiert Thomas Neumann, Geschäftsführer BU Retail in der Fuchs-Gruppe. Es ist die Hochzeit der Rubs, Dips, Grillsaucen, Chutneys und Kräuterbutter. Und gerade deshalb sorgt beim Saisonthema Grillen eine prominente Platzierung von Aktionsdisplays und ein innovatives Produktangebot für Umsatzwachstum durch Spontankäufe und die Erschliessung neuer Zielgruppen.
Frühling und Sommer stehen aber auch für unbeschwerten, leichten Genuss: Mit den steigenden Temperaturen stehen Salate, frisches Gemüse, leichte Pasta-, Fisch- und Geflügelgerichte auf dem Speiseplan der Verbraucher. Das ist die Zeit für die klassischen Küchenkräuter wie Rosmarin, Thymian, Basilikum oder Oregano, Petersilie, Dill oder Kerbel, aber auch erfrischende Aromen wie Zitronenpfeffer oder Zitronengras.
Aber auch gesellschaftliche Anlässe sind sehr beliebt, um Konsumenten immer wieder neu zu inspirieren. «Das haben wir im vergangenen Jahr zum Beispiel an unserer Pride-Edition des Avocado-Toppings gemerkt», berichtet Béla Seebach, COO & Gründer von Just Spices.