Frische Äpfel sind ein Genuss und gehören für viele unverzichtbar auf den Einkaufszettel. Aber auch in verarbeiteter Form lassen sich Äpfel im Handel anbieten. Ein Blick auf die Erntesaison 2023 und die Herausforderungen der Produzenten.
Es gibt viele Unwägbarkeiten, die den Apfelmarkt beeinflussen können: das Klima, Schädlinge und Krankheiten oder das wechselnde Konsumverhalten der Verbraucher. Durch die Inflation sind die Ausgaben für Lebensmittel gesunken. Und diese Entwicklung macht auch vor Äpfeln keinen Halt. Pink Lady etwa bleibt laut Thierry Mellenotte, Geschäftsführer Pink Lady Europe, in dieser Saison zwar die Nummer eins unter den Premium-Äpfeln mit stabilen oder leicht rückläufigen Marktanteilen – acht Prozent Volumenanteil in Deutschland. Die Marktdurchdringung liegt hier demnach bei über 20 Prozent. Aber diese Attraktivität muss in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten auch gepflegt werden. «In den Geschäften müssen wir unsere Dynamik und unsere Position mit Werbeaktionen aufrechterhalten, die sich nicht nur auf den Preis, sondern auf Engagement, Transparenz und Nähe konzentrieren. Starke Partnerschaften mit dem Einzelhandel werden ebenso wichtig sein wie die Diversifizierung der Produkte innerhalb unseres Sortiments.» Für 2023/2024 rechnet man mit einer Erntemenge von 225 000 Tonnen Pink Lady/Pinkkids. Im vergangenen Jahr wurden 180 000 Tonnen verkauft – eine Steigerung von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr – davon 46 678 Tonnen in Deutschland (plus 13 % versus 2021).
Unter einer Million
Für Südtirol wird laut Südtiroler Apfelkonsortium eine Ernte von insgesamt 930 000 Tonnen erwartet. Das sind rund sieben Prozent mehr als 2022. Dabei ist Golden Delicious noch immer die Hauptsorte, gefolgt von Royal Gala und Red Delicious. «Die Apfelernte 2022 ist mit 862 145 Tonnen zum sechsten Mal in Folge unter der Marke von einer Million Tonnen geblieben. Sie ist im Vergleich zur Ernteschätzung (ca. 912 800 t) deutlich niederer ausgefallen. Gründe dafür waren hauptsächlich das heisse und trockene Wetter im Sommer und Herbst, das sich negativ auf die Fruchtgrösse ausgewirkt hat», erläutert Obmann Georg Kössler. Zudem geht die Apfelanbaufläche in Südtirol zugunsten des Weinbaus zurück und die biologisch bewirtschafteten Flächen nehmen zu. Dort fallen die Erträge naturgemäss etwas niedriger aus.
Werte als Kaufkriterium
Ob der Shopper zum Obst greift, beeinflusst zudem das Thema Nachhaltigkeit. «Verbraucher kaufen heute nicht mehr nur ein Produkt, sondern Werte und eine Lebenseinstellung», so Mellenotte. Durch Verpackungen aus 100 Prozent Karton konnten bei Pink Lady in nur einer Saison 660 Tonnen Plastik eingespart werden. Um Lebensmittelverschwendung zu vermeiden, wird die gesamte Produktion verwertet: «So werden kleine Äpfel zum Kinderapfel PinKids, nicht für den Verkauf geeignete Äpfel werden zu Säften, Kompott, Tierfutter, Kompost oder grüner Energie verarbeitet.» Ab der nächsten Saison soll auf kompostierbare Aufkleber umgestellt werden, bis 2030 möchte man CO2-neutral sein.
Die Südtiroler Obstwirtschaft hat im Jahr 2020 ihre Nachhaltigkeitsstrategie «sustainapple» präsentiert. Sie will mit zahlreichen konkreten Massnahmen Biodiversität, Pflanzengesundheit, soziale Nachhaltigkeit sowie Wasser- und Klimaschutz fördern. Das Naturprodukt Apfel benötige beim Verbraucher zwar keine aufwendige Verpackung. «Beim Transport von den Erzeugerbetrieben zum LEH ist es notwendig, die Äpfel mit einer Verpackung auszustatten, um die Frucht zu schützen und dadurch Lebensmittelabfälle zu vermeiden», so Kössler.
Wirtschaftliche Abwägungen
Bei Pink Lady empfiehlt man dem Handel zur Erfolgssteigerung über das Category Management nachzudenken: Optimierung der Regalfläche im Verhältnis zur Breite und Tiefe des Sortiments und eine genaue Bewertung der Leistung von Volumen, Umsatz und Profitabilität. «Um die Regale effizient zu nutzen und allen Verbrauchern gerecht zu werden, kann man verschiedene Verpackungen anbieten: etwa lose Ware, Obstschalen mit vier oder sechs Früchten oder Zwei-Kilogramm-Schalen.» Auch ergänzende Produkte wie das PinKids-Sortiment für Kinder oder Nebenprodukte wie Saft, Kompott oder Apfelchips lassen sich umsatzsteigernd präsentieren. Denn warum sollten Kunden, die frische Äpfel mögen, sich nicht auch einmal für Apfeltarte, -mus oder gedörrte -ringe entscheiden. Sofern man auch diese Produkte gut sichtbar und lecker inszeniert.