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Welche Rolle «gesunde Ernährung(sangebote)» für Verbraucher spielen, welche Erwartungen sie an diese stellen und welches Marktpotenzial Lebensmittel mit gesünderen Rezepturen tatsächlich haben – das zeigt die CSR-Kompass-Studie «Konsum-Klimawandel 2023».
Die Herstellung gesünderer Produkte (weniger Zucker, Salz, Fett) ist nach Einschätzung der befragten Verbraucher (31 %) ein Teil der gesellschaftlichen Verantwortung der Lebensmittelproduzenten. Allerdings werden aus Sicht der Konsumenten die Hersteller ihrer Verantwortung aktuell noch nicht gerecht. Zwei Drittel der Befragten sind der Ansicht, dass zu viel Ungesundes angeboten wird (67 %). Und sechs von zehn Shoppern glauben, dass für eine Ausweitung des Angebots gesunder Produkte staatliche Regelungen erforderlich sind. In dem Kontext befürworten 86 Prozent die Abschaffung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse und 79 Prozent sprachen sich für eine verpflichtende Kennzeichnung des Nährwertes aus wie etwa mit dem Nutri-Score.
Kaum Akzeptanz gibt es dagegen für Massnahmen, bestimmte Produkte gänzlich aus dem Regal zu verbannen. Fast 90 Prozent der Befragten assoziieren mit gesunder Ernährung ein «gesundes Mass» statt «ganz oder gar nicht». 72 Prozent der Studienteilnehmer wollen sich nicht vom Staat vorschreiben lassen, womit und wie sie sich gesund ernähren. «Was gesunde Ernährung bedeutet, ist jedoch nicht für jeden gleichermassen leicht zu verstehen, und das Thema ist vielleicht auch mit unangenehmen Gefühlen und einem schlechten Gewissen verbunden», berichtet Birgit Höh, CEO von smartcon. So verbinden laut Studie 57 Prozent der Befragten mit gesunder Ernährung den Aspekt «teuer», 46 Prozent finden sie «anstrengend» und für 45 Prozent bedeutet sie «Verzicht».
«Gesunde Produkte brauchen einen klaren Mehrwert»
Welche Chancen gesündere Produkt auf dem Markt haben und was der Verbraucher erwartet – darüber hat das Markant Magazin ONE mit Birgit Höh gesprochen, CEO bei smartcon.
Für welche Gruppe der Konsumenten hat «Gesunde Ernährung» die grösste Relevanz?
Birgit Höh: Das Thema betrifft in gewisser Weise alle Konsumenten. Wir sehen aber schon, dass es für bestimmte Gruppen noch stärker der Fall ist: Für Frauen ist gesunde Ernährung relevanter als für Männer, für jüngere mehr als für ältere. Das Bildungsniveau spielt ebenfalls eine grosse Rolle: Mit zunehmender Bildung denken Menschen auch mehr über gesunde Ernährung nach.
Welche Zielgruppe wünscht sich gesündere Produkte?
Birgit Höh: Jüngere wünschen sich das verstärkt, auch hier wieder eher Frauen als Männer. Am stärksten aber sieht man es bei Familien mit Kindern unter 18 Jahren im Haushalt: Hier ist besonders der Wunsch nach mehr gesunden Fertiggerichten gross (über 60%). Zeit ist in Haushalten mit Kindern ein knappes Gut, gleichermassen die Verantwortung grösser: Es geht eben nicht nur um die eigene Gesundheit.
Es sind bereits viele Produktkonzepte, wie «zuckerfrei», «weniger Fett» oder «reich an Proteinen» auf dem Markt. Werden diese vom Shopper nicht wahrgenommen?
Birgit Höh: Weder im Regal noch medial sind diese Produkte besonders präsent. Viele Produkte sind aus unserer Sicht zudem nicht gut ausgelobt: Wenn «ohne Fett», «ohne Zucker», «weniger Salz» darauf steht, ist das geeignet, zumindest von einem Teil der Konsumenten mit Verzicht und einem reduzierten Geschmackserlebnis assoziiert zu werden. Viele wissen: Zucker, Fett und Salz sind Geschmacksträger. Die Herausforderung ist also, gesündere Produkte spannend und interessant zu machen, und nicht mit einer Verzichtserklärung zu versehen. Es macht einen grossen Unterschied, ob man «salzreduziert» anbietet oder «mit frischen Gartenkräutern gewürzt» auslobt. Mit anderen Worten, gesunde Produkte brauchen einen klaren RTB, warum sie schmecken.
Welche Relevanz hätte ein schlechter Nutri -Score für Verbraucher?
Birgit Höh: Konsumenten möchten wissen, was in den Produkten ist. Insofern wird der transparente Umgang damit, wie zum Beispiel in Form des Nutri-Scores, begrüsst. Nur 15 Prozent sind sich dabei ganz sicher: Sie würden Produkte mit einem schlechteren Nutri-Score seltener kaufen. Hier stellt sich aber die Frage, ob das nicht eine reine Absichtserklärung ist.
Wie können Händler das Thema «Gesunde Ernährung» erfolgreich am POS spielen?
Birgit Höh: Händler setzen schon an vielen Stellen Impulse, wie Präsentationen von Obst und Gemüse, Wochenmagazine mit Rezepten, mehr Vollkornprodukte oder kleine Tipps. Niemand kann im Laden die ganze Thematik «gesunde Ernährung» behandeln. Platzierung ist und bleibt sicherlich Thema. Vor allem aber: Entsprechenden Innovationen auch eine Chance geben und einen Moment Zeit lassen, damit solche Entwicklungen und Bestrebungen nicht im Keim erstickt werden.