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Die Nachfrage nach klassischen Tabakprodukten ist weiter leicht rückläufig. Neue Dynamik versprechen die E-Zigaretten-Konzepte der großen Hersteller. Diese könnten auch für den Lebensmittelhandel interessant werden.
Der Tabakmarkt ist nach wie vor leicht rückläufig. Wachstumstreiber im LEH sind insbesondere Großformate und zusatzstofffreie Angebote der unteren Preislagen im Segment der Volumentabake. Wenn der Handel hier entsprechende Flächen bereitstellt, um die Konsumentennachfragen adäquat zu bedienen, kann er sich von der allgemeinen Marktentwicklung abkoppeln. Im Segment der Fabrikzigaretten stehen in erster Linie Großpackungen als günstigere Alternative zu den üblichen Originalpackungen (OPs) im Mittelpunkt. Die Packungsgrößen XL (22 Stück) und XXL (26 bis 30 Stück) sind besonders bei preissensiblen Kunden beliebt und erleben ein stetiges Wachstum. Einen weiteren Schwerpunkt bildet das immer beliebtere Segment "Tabak ohne Zusätze", da viele Raucher von traditionellen American-Blend-Mischungen gerne auch diese Varianten ihrer Lieblingsmarke probieren. Das Wachstum im Segment Feinschnitt geht in erster Linie auf die steigende Nachfrage von Volumentabaken zurück. Der günstige Preis und die leichte Handhabung stehen hier im Vordergrund. Besonders beliebt sind auch hier die Großpackungen. Und auch beim Feinschnitt besteht eine starke Nachfrage nach zusatzstofffreien Varianten.
Für Schlagzeilen sorgten in den vergangenen Wochen die E-Zigaretten, die in den USA und auch in europäischen Ländern auf eine rasant steigende Nachfrage stoßen. Die E-Zigarette verbrennt keinen Tabak, sondern verdampft eine Flüssigkeit, die Nikotin und/oder Aromen enthält. Laut der neuen EU-Tabakrichtlinie, die bis 2016 in Kraft treten soll, bleiben E-Zigaretten frei verkäuflich. Erst im Februar hat das Verwaltungsgericht Köln entschieden, dass die E-Zigarette nicht dem Nichtraucherschutzgesetz unterliegt und ihr Gebrauch deshalb in Gaststätten in NRW erlaubt ist. Inzwischen entwickeln fast alle großen Tabakwarenhersteller eigene Konzepte. Damit dürfte diese innovative Form des Rauchens ihr Nischendasein ablegen und auf Dauer auch die klassischen Vertriebswege erobern. Nach den Erfahrungen in den USA und anderen internationalen Märkten halten es Anbieter für möglich, dass E-Zigaretten – eine entsprechende Distribution vorausgesetzt – in den nächsten fünf Jahren in Deutschland auf einen Marktanteil von zehn Prozent des bisherigen Zigarettenvolumens kommen können. In Deutschland baut das Unternehmen VMR Products, nach eigenen Angaben der weltweit führende Anbieter von E-Zigaretten, für seine Marke V2 Cigs aktuell die Distribution im Lebensmittelhandel auf. Die großen Anbieter BAT, JTI, Philip Morris und Reemtsma indes halten sich hier mit ihren E-Zigarette-Konzepten vorerst noch zurück.
"Der Markt der E-Zigarette ist ein äußerst interessanter Markt, der allerdings noch in den Kinderschuhen steckt", heißt es bei Reemtsma. Mit Fontem Ventures hat der Mutterkonzern International Tobacco eine Tochtergesellschaft gegründet, die sich mit Innovationen wie E-Zigaretten beschäftigt und auf dem britischen Markt bereits die Marke Puritane eingeführt hat. Konkrete Pläne für Puritane auf dem deutschen Markt gibt es laut Reemtsma derzeit nicht.
BAT arbeitet ebenfalls intensiv an Tabak- und Nikotinprodukten mit verringertem Gesundheitsrisiko und hat mit der E-Zigarette Vype in Großbritannien ein Alternativangebot zur herkömmlichen Zigarette auf den Markt gebracht. Vype sei "selbstverständlich auch eine Option für den deutschen Markt", bestätigt BAT gegenüber dem MARKANT Magazin. "Wir bieten den Konsumenten ein hochwertiges Qualitätsprodukt an, das in Bezug auf Design und Handhabung stark einer herkömmlichen Zigarette entspricht. Vype hat ein leichtes Gewicht, ein weiches Mundstück und eine ähnliche Größe." Ziel der British American Tobacco Gruppe sei es, "Vype zu der Marke schlechthin im E-Zigaretten-Segment zu machen" - mit einem Produkt, "das besser ist als alle bislang auf dem Markt erhältlichen E-Zigaretten". Der Ausbau von Vype zu einer globalen Marke sei zwar das erklärte Ziel, konkrete Expansionspläne über Großbritannien hinaus gebe es aber zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Auch Philip Morris arbeitet nach eigenen Angaben seit über zehn Jahren an der Entwicklung von "Produkten mit dem Potenzial, das Gesundheitsrisiko zu reduzieren". Ein Ansatz ist, Tabak nicht zu verbrennen, sondern zu erhitzen (Tobacco Heating System), da der Großteil der gesundheitsgefährdenden Stoffe beim Rauchen bei der Verbrennung entsteht. Aktuell bereitet Philip Morris International den Vertrieb der entsprechenden E-Vapor-Technologie von Altria außerhalb der USA vor. Ende Juni wurde darüber hinaus die Übernahme der Firma Nicocigs Limited, eines der führenden britischen E-Vapor-Unternehmen, bekannt gegeben. Über konkrete Pläne auf dem deutschen Markt gibt Philip Morris derzeit keine Auskunft.
Ernst meint es auf dem deutschen Markt und insbesondere für den Vertriebskanal Lebensmittelhandel der Anbieter VMR Products, der über eine deutsche Vertriebsorganisation Kontakte zu LEH-Unternehmen, darunter Mitgliedsunternehmen der MARKANT, geknüpft hat und die Distribution Ende Oktober starten will. Für die E-Zigarettenmarke V2 Cigs, die zunächst in den Varianten Red (klassisches Tabakaroma) und Menthol auf den deutschen Markt kommt, gibt es passende Platzierungskonzepte für den LEH. Neben einer Blisterpackung steht eine automatenfähige Packung zur Verfügung, die auch in die Schächte der Zigarettenträger an den Kassen passt. Die Platzierung an den Kassen gilt als Muss, weil der Konsument die E-Zigarettensysteme und die Ersatzkartuschen dort erwartet.
Inter-tabac ausgebucht
Vom 19. bis 21. September findet in Dortmund die inter-tabac statt. Sie ist die weltgrößte Fachmesse für Tabakwaren und erwartet einen neuen Besucherrekord. Auf Ausstellerseite ist die Inter-tabac 2014 bereits ausgebucht – obwohl mit einer zusätzlichen Halle noch mehr Fläche als im Vorjahr zur Verfügung steht. Neu sind Sonderschauen zu Zigarettenautomaten und Verpackungen. „Mit den neuen Themen bieten wir den Fachbesuchern eine interessante Ergänzung zum traditionellen Messeangebot der Inter-tabac“, sagt Sabine Loos, Hauptgeschäftsführerin der Westfalenhallen Dortmund. Für BAT ist die inter-tabac "das wichtigste Branchentreffen", bei dem man mit seinen Kunden in einen intensiven Dialog trete. In diesem Jahr konzentriert sich BAT auf die "ohne Zusätze"-Angebote, die im Markt eine besonders aktive Rolle spielen. "Die Kommunikation mit dem Handel spannt einen Bogen von der Information über neue Produkte oder Initiativen über einen intensiven Erfahrungsaustausch bis hin zur Diskussion zu aktuellen gesellschaftlichen und regulativen Themen rund um die Branche", sagt Julia Plänker, National Manager Food, Philip Morris.
Auch für Reemtsma habe diese Messe eine "sehr hohe Relevanz", so Birgit Carlson, Trade Marketing Manager bei Reemtsma. Carlson: "Dieses Jahr präsentieren wir uns dort mit einem frischen Standdesign mit unserer Gauloises als Hauptpräsenzmarke."