Süßwaren: ISM

Freitag, 24. Januar 2014
Foto: S. Brückner

Die ISM ist Branchentreff und zugleich Trendplattform für die Markenartikler. Im Fokus stehen neue Konzepte, aber auch die Fußball-WM. Für Gesprächsstoff sorgen in erster Linie die volatilen Rohstoffpreise.

Die Deutschen naschen gern, gelten dabei allerdings als außerordentlich preissensibel – und quittieren Preissteigerungen auch gern mal mit Konsumverzicht. Dennoch scheint die Süßwarenbranche aktuell keine Alternative mehr zu Preiserhöhungen zu sehen. Denn: „Die Rohstoffmärkte spielen verrückt“, klagt Gubor/Rübezahl-Geschäftsführer Claus Cersovsky. Die Preise für Kakao- und Kakaobutter haben 2013 erneut einen starken Anstieg verzeichnet, der zum Teil auf Erntedefiziten beruht. Kakaobutter sei an den Spot-Märkten quasi nicht mehr verfügbar, heißt es auch bei Camille Bloch. Spekulative Effekte an der Kakaobörse taten ein Übriges, um dem Dauerthema Rohstoffpreise eine neue Dramatik zu verleihen. Hinzu kommen ebenfalls gestiegene Rohstoffkosten bei Milchpulver, Nüssen und Energie. Mit effizientem Kostenmanagement und laufenden Prozessoptimierungen in den Betrieben wollen die Süßwarenhersteller diese Belastungen zum Teil auffangen. Das allein scheint jedoch noch nicht auszureichen. Wie weit die Preiserhöhungen tatsächlich an die Verbraucher weitergereicht werden können, ist allerdings fraglich. „Da der Handel die Preishoheit besitzt, können die Hersteller keine Aussagen zu den Auswirkungen auf den Endverbraucherpreis treffen“, sagt Stephan Nießner, Vorsitzender des BDSI Bundesverbandes der Süßwarenindustrie. Und so hält sich mancher Hersteller derzeit noch bedeckt, was das Thema Preiserhöhungen angeht.

Hoffnungsträger für die Branche bleiben indes die zahlreichen Messeinnovationen, die die Hersteller in diesem Jahr zur ISM präsentieren. Zu den großen Trends zählt Nießner vor allem Produkte für Verbraucher mit besonderen Bedürfnissen, beispielsweise laktose- oder glutenfreie Süßwaren, oder solche, die für vegetarische oder vegane Ernährung geeignet sind. Auch der Einsatz nachhaltig erzeugter Rohstoffe bei Süßwaren und Knabberartikeln wird von der Branche weiter vorangetrieben. Impulse dürfte zudem das Thema Regionalität beziehungsweise regionale Zutaten liefern, das bei einer wachsenden Zahl von Verbrauchern derzeit die Kaufentscheidung beeinflusst. Hier steigt übrigens auch die Bereitschaft, mehr zu zahlen als absolute Kampfpreise. Eine Verbesserung der Ertragslage verspricht auch der Trend zu Premiumprodukten und feinen Zutatenkomponenten, die nicht nur einen geschmacklichen, sondern auch einen emotionalen Mehrwert liefern.

Ein weiteres Thema beschäftigt in diesem Jahr vor allem die Hersteller von salzigen Knabberartikeln: die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien. Kartoffelchips und Flips sind Knabber-Klassiker, die gern gemeinsam mit einem Bier beim Fußballgucken konsumiert werden. Natürlich werden dabei auch neue Geschmacksrichtungen an den Start gehen, kündigte Lorenz Snack-World bereits im Vorfeld der ISM an. Bei den jüngeren Chips-Konsumenten der 14-29-Jährigen kämen besonders ausgefallene Geschmäcker gut an, aber auch klassisch-würzige Varianten wie Peperoni oder Barbecue stünden hoch im Kurs. Insgesamt, so beobachtet das Unternehmen, befeuern sowohl der Trend zu natürlichen Snacks wie auch der Trend zum vollen – also nicht fettreduzierten Genuss – die gesamte Warengruppe. „Der Markt für Kartoffelchips wächst in Jahren von Fußball-Großereignissen zweistellig, im EM-Zeitraum erreichte er 2012 sogar ein Plus von 34 Prozent“, heißt es bei Intersnack. Um die starke Nachfrage zu bedienen, läuft das Unternehmen im WM-Jahr mit einer Produkt-„Doppelspitze“ auf, die schon namentlich als WM-Produkt erkennbar sein wird.

Im Schokoladenwarenbereich erkennt Lindt eine anhaltende Nachfrage nach gefüllten Tafeln sowie nach raffinierten Rezepturen, gern auch in der Kombination schwarz-weiß. Weiße Sorten sind generell verstärkt im Kommen. Neben Top-Playern wie Ferrero pushen auch andere Hersteller diese Geschmacksrichtung – vermutlich auch, weil sie die Hersteller mit Blick auf die prekäre Beschaffungslage bei Kakao entlastet. So will Camille Bloch mit einem entsprechenden Produkt eine eigenständige Kategorie im Tafelsegment etablieren, die besonders den Geschmack junger Frauen treffen und neue Zielgruppen für Premium-Tafelschokolade erschließen soll. Auch Lindt ergänzt sein Schokoladensortiment gefüllter Schokoladen um die sogenannten Black&White-Tafeln, die weiße Schokoladenhülle mit dunkler Füllung kombinieren und umgekehrt. Ebenso setzt der Tiroler Waffelgebäckspezialist Loacker bei der Linie Tortina auf das Potenzial der weißen Schokolade. Bei Zuckerwaren schließlich hält laut Haribo der Trend zu sauren Fruchtgummiprodukten an; zur ISM präsentiert der Hersteller dazu ebenfalls verschiedene Neuheiten.

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„Die explosionsartige Verteuerung von Kakao und Kakaobutter zwingt uns, wie die meisten Süßwarenanbieter, die Preise ab Januar 2014 zu erhöhen.“

LindtLindt-Sprüngli
„Durch effiziente Kosteneinsparungen werden wir zunächst versuchen, die Preisschwankungen aufzufangen und für 2014 punktuelle Preiserhöhungen prüfen.“

Camille BlochCamille Bloch
„Wir sehen uns gezwungen, die Preise anzuheben. Als qualitätsorientiertes Unternehmen bleibt unser Bekenntnis zu Premium-Schokoladespezialitäten nach wie vor gültig. Wir werden und wollen nicht an der Qualität drehen.“

IntersnackIntersnack
„Wenn Rohstoffpreise steigen, sind Preiserhöhungen unvermeidbar. Nur so kann der Verbraucher in gewohnt bester Qualität snacken. Qualitative Einbußen beim Produkt können nicht die Alternative sein.“

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