Foto: Santa Fe Natural Tobacco Company
Die Zigarettenhersteller versuchen die Inhaltsstoffe der vielgeschmähten Glimmstängel verträglicher zu machen. Das Segment der zusatzlosen Zigaretten entwickelt sich weiter.
Zigaretten ohne Zusatzstoffe (additive free) haben sich innerhalb weniger Jahre vom Nischenprodukt zum Hoffnungsträger entwickelt. Den Marktanteil von Additive-Free-Tabak beziffert das Marktforschungsinstitut Nielsen derzeit auf sechs Prozent. Die Tendenz ist weiter steigend und das Segment damit eine der letzten Wachstumsbastionen der gebeutelten Tabakbranche überhaupt. Mittlerweile kommt kein großer Hersteller mehr um zusatzlose Zigaretten herum.
Organic Tabac enthält keine Pestizide
Doch auch additivfreie Zigaretten sind alleine noch kein Erfolgsgarant – die Tabakhersteller mussten erst lernen wie die Konsumenten ticken. Im März nahm Branchenprimus Philip Morris seine zusatzfreie Marke „Marlboro Blend 29“ in Deutschland vom Markt, weil der Absatz hinkte. Marlboro hatte ein bis dato neues und bei den Konsumenten unbekanntes Verpackungsdesign gewählt. Als Nachfolger kam Marlboro „Red ohne Zusätze“ auf den Markt. Der Unterschied ist im Wesentlichen die Verpackung. Sie wurde stärker an das Corporate-Design von Philip Morris angelehnt und deutlich besser von den deutschen Rauchern angenommen.
Auf der Suche nach weiteren Absatzpotentialen hat die Branche die Additive-Free-Idee mittlerweile weiterentwickelt – um den sogenannten Organic Tabac. Dieser Tabak wird – ähnlich wie es bei Obst oder Gemüse schon längst selbstverständlich ist – biologisch angebaut. Zu den Wegbereitern gehören neben Santa Fe Natural Tobacco auch die Firma Yuma aus Dortmund.
Zigaretten ohne Zusätze enthalten immer noch Pestizide und chemische Düngemittel, die aus dem Anbau stammen. Organische Tabake sind dagegen frei von Spritzmitteln. „Das ist Tabak in seiner ursprünglichsten Form: frei von allem, was kein Tabak ist“, sagt Bernd Michahelles, Geschäftsführer von Santa Fe Natural Tobacco Germany. Der Organic Rohtabak des Unternehmens wurde bereits vom US-Landwirtschaftsministerium zertifiziert und entspricht den EU-Richtlinien für ökologischen Landbau. Dafür darf der Tabak nicht nur keine Pestizide und Additive enthalten, auch Kinderarbeit, Preisdruck auf die Farmer und das Abholzen des Urwaldes für den Anbau sind tabu. Eine erste „Organic Blend“-Serie ist bereits am Point of Sale erhältlich. Das Sortiment, so hieß es auf der Inter Tabac 2013, solle kontinuierlich ausgebaut werden.
Bezeichnung „Bio“ würde Verbraucher irreführen
Allerdings: Organischer Tabak darf von den Herstellern nicht explizit als „Bio“ bezeichnet werden. Der Bundesgerichtshof entschied bereits 2010, dass der Begriff in diesem Zusammenhang irreführend ist. Die Verwendung könne den Verbraucher zu der Annahme verleiten, der Konsum dieses Tabaks sei gesundheitlich unbedenklicher, als es sonst bei einer Zigarette der Fall sei, so die Richter.