Grillen hat als Freizeitbeschäftigung offenbar an Attraktivität verloren. Der Markt schwächelte im vergangenen Jahr. Das könnte sich in dieser Saison wieder ändern. Denn im Juni wird die Fussball-EM in Deutschland ausgetragen – beste Basis für jede Menge Grillspass und Grilleinkäufe am Point of Sale.
Für die vergangenen Jahre zeigen die Ergebnisse der aktuellen mafowerk Trend Evaluation «Consumer Insights Grillen 2023» einen Markt in Deutschland, der kein weiteres Wachstum aufweisen konnte. Demnach nahm die Grillintensität ab und die Aktivitäten konzentrierten sich verstärkt auf die klassischen Grillmonate im Sommer. Die möglichen Gründe sind vielfältig: Es gab nur wenige grosse (Sport-)Events. Die letzte Männer-Fussball-WM war umstritten und fiel in die kühle Jahreszeit. Dazu kam eine veränderte Wahrnehmung der Shopper. Lediglich 14 Prozent der Befragten sind laut Studie in der letzten Grillsaison Produktinnovationen aufgefallen. Nur jeder Fünfte konnte sich an konkrete Aktionen im Handel erinnern, mit denen sich Einkäufe bekanntlich steigern lassen. «Ein Allzeittief nach Awareness-Werten von 30 Prozent und mehr in den Vorjahren», so die Macher der Untersuchung.
Den Anlass nutzen
2024 könnte sich das wieder ändern. Schliesslich bietet die Fussball-EM gute Voraussetzungen, die Nachfrage gezielt anzukurbeln. Vor allem im Hinblick auf Neuheiten, die der Handel am POS klar kommunizieren und verlockend präsentieren sollte. Denn: «Innovationen spielen schon immer eine besondere Rolle in der Grillsaison, da gerade Grillfans ständig nach neuen Grill-Erlebnissen suchen und überproportional stark zu Impulskäufen neigen», weiss man bei der Block Handels GmbH. Den Burger-Trend sieht man dort ungebrochen. Ob aus Rindfleisch, Geflügel, Fisch oder veggie/vegan.
79 Prozent der Konsumenten probieren laut der epap-Grillstudie 2023 gerne neue Grillprodukte aus. Daher möchte auch Alpenhain mit neuen Sorten Kaufimpulse setzen. Der vegetarische «Grill Käsegenuss» ist mittlerweile in den Sorten Natur, Gartenkräuter und Paprika-Chili erhältlich und eignet sich auch für Fleischliebhaber als Alternative: «Ob pur, als Beilage oder als Burger-Patty. Für unseren Klassiker, den Grill Camembert, haben wir kürzlich eine High-Protein-Variante entwickelt», so Stephan Hemberger, Leiter Marketing & Vertrieb des Unternehmens.
Innovativ und klassisch
Für Daniel Gottschald, Produktmanager bei der Marke Born, sind die Shopper in keinem anderen Feinkost-Segment experimentierfreudiger als bei den Grillsaucen: «Daher ist es aus unserer Sicht entscheidend, zum richtigen Zeitpunkt mit den richtigen Produkten am POS prominent vertreten zu sein.» Neben einem guten Mix an Grillsaucen rät Gottschald in jedem Fall auch zu den verlässlichen Klassikern Ketchup und Senf. «Natürlich kann der Handel auch auf länderspezifische Zutaten und Saucen aus der Region der teilnehmenden Länder der Fussball-EM setzen. Den Hauptumsatz werden aber die Klassiker erzielen.»
Einen Trend hin zum traditionellen Geschmack sieht man auch bei Wolf Essgenuss. «Ausgefallene Produkte und pflanzliche Alternativen sind natürlich spannend für die Verbraucher, die bewährten Klassiker bleiben jedoch nach wie vor relevant», so Christian Wolf, Geschäftsführer der Wolf Firmengruppe. Grillfavoriten bleiben für ihn die Original Thüringer beziehungsweise Original Nürnberger Rostbratwürste oder die Berner Würstchen.
Gefragt: Rind auf dem Grill
Tatsächlich gehört die Grillwurst laut der Wiesenhof Grillstudie 2023 bei neun von zehn Konsumenten zu einem gelungenen Grillevent. Schweinefleisch ist weiter das beliebteste Grillgut der Deutschen (62 %). Knapp dahinter folgen Geflügel (57 %) und Gemüse (53 %). Bei 46 Prozent der Befragten landet Rind auf dem Grill. «Wenn es um den Rindfleisch-Einkauf geht, sind Tierwohl, natürlicher Geschmack, Weidehaltung und Vertrauen in die Herkunft die Top-Attribute», sagt Gabriele Weiss Brummer, Manager DACH bei Bord Bia. Trotz Inflation legen insbesondere Erwachsene über 55 Jahren laut dem «Bord Bia Beef Health Check 2023» Wert auf eine gute Fleischqualität, sodass das sich Filet- und Rump-Steak weiter unter den Top-10-Rindfleisch-Cuts finden: «Der deutsche Konsument ist zudem auch auf der Suche nach Inspiration und Variation. Warum also nicht mal neben den Klassikern auch Dry Aged Beef oder Tomahawk aus Irland anbieten?»
Für Vegetarier und Veganer
Aber auch wenn das klassische Grillen mit Fleisch aktuell die Nase vorn hat: «Die Bedeutung von Innovationen in Hinblick auf vegane und vegetarische Alternativen nimmt zu und hat sich inzwischen zu einem Umsatztreiber entwickelt,» dies stellt Alexander Schmolling, Leiter Marketing, Popp Feinkost fest. Folglich nimmt das Unternehmen immer mehr entsprechende Beilagen-Produkte ins Sortiment, das aktuell um einen veganen Nudelalat von «Walter Popp» ergänzt wurde.
Dass sich viele Verbraucher verstärkt im vegetarischen und veganen Sortiment ausprobieren, stellt man auch bei Gewürzexperte Just Spices fest. «Vor allem in unserer Rezeptwelt, in der unsere Community gezielt immer mehr nach veganen beziehungsweise vegetarischen Rezepten sucht», berichtet CEO Verena Zander. Auch sie unterstreicht nochmals die Wichtigkeit eines innovativen Sortiments für den Handel: «Dabei sollten die Kunden
thematisch abgeholt werden, um Impulskäufe am Point of Sale zu steigern. Zum Beispiel durch Zweitplatzierungen oder Special Editions passend zur Grillsaison.»
So grillt Deutschland
Daten und Fakten
Den Ergebnissen der Wiesenhof Grillstudie 2023 zufolge finden sich die «Heavy-Griller», die oft bzw. sehr oft grillen, im Süden (29 %) und Norden (27 %) Deutschlands.
Mit 60 % t ist der generelle Anteil der Befragten, die zumindest manchmal bewusst auf Fleisch verzichten, im Vergleich zu 2021 tendenziell gestiegen (+2 %Punkte). Davon sind 50 % der flexitarischen Ernährungsweise zu zuordnen, die restlichen 10 % sind Vegetarier bzw. Veganer. Insbesondere Gemüse spielt als Grillgut eine immer grössere Rolle. Legten 2009 29 % der Befragten Gemüse auf den Rost, sind es mittlerweile 53 %. Während Grillkäse es mittlerweile auf 41 % der Grills schafft (+3 %Pnkte im Vergleich zu 2021), sind es bei den vegetarischen und veganen Fleischersatzprodukten 8 % (+2 %Punkte) bzw. 7 % (+5 &Punkte).
78 % der Griller essen ihr Fleisch mariniert oder gewürzt. Der Anteil derjenigen, die ihr Fleisch selbst marinieren, liegt unverändert bei 34 %t. 44 % der Deutschen kaufen ihr Fleisch bereits fertig mariniert bzw. gewürzt ein. Beliebteste Geschmacksrichtung bei Marinaden sind nach wie vor «Kräuter-würzig» (56 %), klassische Paprika-Würzung (51 %) und «BBQ-Style» (35 %).
Gutes Wetter ist für 81 % der optimale Anlass zu grillen, gefolgt von Geburtstagen (42 %), Feiertagen wie Christi Himmelfahrt/Vatertag (20 %), Pfingsten (18 %), 1. Mai (11 %), Fronleichnam (8 %) oder Ostern (8 %) und Fussball-Live-Übertragungen (9 %).
In Sachen Inspiration zu Grillrezepten haben digitale Medien und Social Media, Blogs, Kochplattformen und Hersteller-Websites deutlich zugelegt: Waren es 2019 noch insgesamt 36 %, informieren sich 2023 schon 46 % auf diesem Weg (Mehrfach-Nennungen waren möglich): 15 % nutzen Kochplattformen, Grillportale und Rezeptdatenbanken. 11 % lassen sich von Social Media inspirieren. 8 % lesen Blogs und je 6 & die Internetseiten der Fleisch- und Grillhersteller.
Nicht ohne Bratwurst
Die Beliebtheit der Bratwurst ist bei den Deutschen generell unverändert hoch. 30 % der Deutschen grillen den Klassiker sogar immer und 41 % oft. Besonders beliebt sind Bratwürste bei Haushalten mit Kindern, wo sie bei insgesamt 82 % der Familien (+2 %Punkte gegenüber 2021) immer bzw. oft auf den Grill gelegt werden. Dabei möchten Familien besonders gerne folgende Variationen probieren: Käse-Bratwurst (37 %), die klassische Bratwurst (39 % ) und die Berner Style-Würstchen (26 %). Auch in der Gesamtbevölkerung belegen diese Sorten Spitzenplätze in den Top 5: 30 % lieben die Käse-Bratwurst. Knapp dahinter landet die klassische Bratwurst (29 %). Das Berner Würstchen mit Käse-Füllung, das zusätzlich mit Bacon umwickelt wird, kommt bei 21 % der Deutschen gut an. Etwas häufiger gerne gegessen werden aber Bratwürste mit Knoblauch (24 %) und mediterrane Varianten mit Kräutern oder Tomaten (22 %). Mit leichtem Abstand (17 %) teilen sich Bratwürste mit Gyros-Gewürz und internationale Spezialitäten wie spanische Chorizo oder italienische Salsiccia die Plätze. Die internationalen Spezialitäten konnten sich dabei im Vergleich zu 2021 um vier Prozentpunkte verbessern.
Quelle: Wiesenhof Grillstudie 2023