Bohne unter Druck

Montag, 28. August 2023
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Seit Jahrhunderten wird Kaffee nach Deutschland importiert und hier geröstet. Er ist nicht nur ein wichtiges Handelsgut, sondern auch Lieblingsgetränk der Deutschen. Doch der Markt steht vor grossen Herausforderungen.

Kaffee steht bei den Deutschen nach wie vor hoch im Kurs. Umgerechnet auf die gestiegene Einwohnerzahl ist der jährliche Pro-Kopf-Konsum im vergangenen Jahr zwar leicht zurückgegangen, doch liegt er nach den Zahlen des Deutschen Kaffeeverbandes (DKV) mit 167 Litern immer noch bei etwa vier Tassen pro Kopf und Tag. «Trotz Inflation und preissensiblem Konsumverhalten haben die Bundesbürger mehr Röstkaffee gekauft und getrunken als je zuvor», erklärt DKV-Hauptgeschäftsführer Holger Preibisch.

Mit fast 480 000 Tonnen lag der Absatz an Röstkaffee 2022 auf einem Rekordhoch. Stärkster Absatzkanal war der Ausser-Haus-Markt, in dem der Konsum nach zwei Jahren Corona-Flaute um 45 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist. Gleichzeitig war die zu Hause getrunkene Menge mit einem Minus von fünf Prozent leicht rückläufig. Zu Hause verschiebt sich der Trend von Pads, Kapseln und gemahlenem Röstkaffee seit Jahren in Richtung «ganze Bohne». Nachdem diese im vergangenen Jahr erneut um etwa acht Prozent zugelegt hat, sind die Segmente «gemahlener Röstkaffee» und «ganze Bohne» erstmals mit je 44 Prozent Marktanteil nahezu gleichauf.  

Müllberge durch Kapseln
Pads und Kapseln halten zusammen noch einen Anteil am Röstkaffee-Markt von knapp elf Prozent – Tendenz langsam abnehmend. Gerade das Erfolgsrezept der Kapseln stellte sich als grösstes Problem heraus: Die Aluminiumverpackung, die den Kaffee vor Luft, Licht und Feuchtigkeit schützt und die Aromen über lange Zeit konserviert, verbraucht in der Herstellung viel Energie und verursacht riesige Müllberge. «Weltweit beläuft sich die Menge an Abfall durch Kaffeekapseln auf 100 000 Tonnen pro Jahr, dies entspricht 62 Milliarden Kapseln. Nur zirka 30 Prozent davon werden recycelt», sagt Delica-Geschäftsführer Xerxes Shahparast. Delica geht mit dem neuen Einportionssystem CoffeeB deshalb einen neuen Weg. Der Kaffee ist zu einem vollständig kompostierbaren Ball gepresst, der von einer Alginat-Schutzschicht ummantelt ist.

Kompostierbare Kapseln
Mit dem Konzept wäre Delica bereits für die neue Verordnung über Verpackungen und Verpackungsabfälle (EU-VerpackVO, PPWR) gewappnet, deren Entwurf die EU-Kommission im November 2022 veröffentlicht hat. Er sieht vor, dass keine wiederverwertbaren Kaffeesystem-Einzelportionen mehr auf den Markt gebracht werden dürfen. Künftig sollen sie kompostierbar sein, damit sie zusammen mit dem Inhalt im Bioabfall entsorgt werden können. Das haben die Hersteller auf der Agenda. «Bis 2030 wollen wir all unsere Verpackungen recycelbar, kompostierbar oder wiederverwendbar machen. Dabei sind wir auf einem guten Weg: 78 Prozent unserer Verpackungen weltweit erfüllen dieses Ziel schon jetzt», sagt Dirk Friedrichs, Unternehmenssprecher bei Jacobs Douwe Egbert. Auch Nestlé hat mit Nescafé Dolce Gusto Neo bereits einen Kaffeebereiter, der auf heimkompostierbare Kapseln auf Papierbasis setzt. Er wurde zunächst in der Schweiz und in Frankreich getestet und soll sukzessive auch in andere europäische Märkte eingeführt werden.

Herausforderungen meistern
Das sind nicht die einzigen Herausforderungen, denen sich die Hersteller künftig stellen müssen. Das EU-Parlament hat ausserdem ein neues Gesetz zur Bekämpfung der weltweiten Entwaldung angenommen, nach dem Kaffee nur noch in der EU verkauft werden soll, wenn dafür nach 2020 keine Wälder gerodet wurden. Auch der Klimawandel setzt den hitzeempfindlichen Pflanzen immer mehr zu. Insbesondere die beliebte Arabica-Bohne, die 59 Prozent der Kaffeeproduktion ausmacht und nur in fünf Regionen weltweit wächst, ist in Gefahr. Die Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) hat verschiedene Zukunftsszenarien simuliert und festgestellt, dass die wichtigen Anbauregionen Brasilien, Vietnam, Indonesien und Kolumbien einen erheblichen Flächenrückgang verzeichnen werden. Herausforderungen, an denen die Hersteller mit Hochdruck arbeiten – damit die Deutschen auch künftig nicht auf ihr Lieblingsgetränk verzichten müssen.

 

Markt

Röstkaffeemarkt 2022: Marktanteile der Segmente bei der Zubereitung zu Hause

  • Ganze Bohne: 44,2 %
  • Gemahlener Röstkaffee: 44,9 %
  • Kaffeekapseln: 4,8 %
  • Kaffeepads: 6,1 %

Quelle: Deutscher Kaffeeverband

Kaffeezubereitung zu Hause

Verbreitung von Kaffeemaschinen in Haushalten, in %

  • Filterkaffeemaschinen: 42 % (2021: 46 %)
  • Kaffeevollautomaten: 33 % (2021: 31 %)

Quelle: Deutscher Kaffeeverband

 

Fairtrade-Kaffee

Kaffee erzielte 2022 unter den Fairtrade-Sortimenten den grössten Gesamtbruttoumsatz in Deutschland, gefolgt von Kakao und Bananen/Südfrüchten. Während der Absatz von Fairtrade-Kaffee um 1,5 Prozent auf über 24 000 Tonnen zurückging, aber dennoch über dem Vor-Pandemie-Niveau von 2019 lag, gaben die deutschen Verbraucher dafür 30,4 % mehr aus als im Vorjahr. Der Umsatz mit Fairtrade-Kaffee belief sich im vergangenen Jahr auf rund 705 Millionen Euro. Im deutlichen Umsatzplus spiegeln sich die stark gestiegenen Kaffeepreise wider. Der Tchibo-Kaffeereport von 2022 zeigt, dass nur 6 % der Deutschen immer nachhaltigen Kaffee trinken, weitere 33 Prozent immerhin regelmässig. Das Hauptargument: zu teuer.

News

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Das Start-up K-Group ist der Gewinner der Pitchs auf dem 126. Markant Handelsforum.

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Das Tiroler Familienunternehmen MPREIS kooperiert in Südtirol mit zahlreichen lokalen Betrieben aus der regionalen Kleinstruktur, insbesondere mit Bäckereien, Landwirten und Metzgereien.

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Die EU-Kommission rechnet für das Jahr 2025 mit einem marginalen Anstieg der europaweiten Milchanlieferung um 0,3 Prozent auf 10,8 Millionen Tonnen.

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Bedingt durch die extremen Witterungsbedingungen werden die Erntemengen in deutschen Weinbergen 2024 deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr, dafür aber nach Einschätzung des Deutschen Weininstituts (DWI) hervorragende Qualität liefern.

Statements

Wie die aktuellen Marktzahlen belegen, ist die Nachfrage nach Röstkaffee in Deutschland grösser als je zuvor. Wir sind uns bewusst, dass Anbau, Herstellung und Handel des Produkts einen globalen Einfluss auf Menschen und Natur haben. Daher legen wir grossen Wert darauf, auf Qualität zu setzen, umsichtig zu wirtschaften und respektvoll mit bestehenden Ressourcen umzugehen. Zukünftig wird es noch wichtiger sein, sich im Bereich nachhaltiger Kaffees zu engagieren. Dazu gehört die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit Kooperativen, die unsere Ziele teilen.
Simone Müggenburg, Marketingleiterin J.J. Darboven

Nestlé setzt sich dafür ein, dass alle Kaffeekapseln nach dem Gebrauch ein zweites Leben erhalten. Wir sind der Ansicht, dass wir einen technologieoffenen Ansatz brauchen, um eine Kreislaufwirtschaft und das gemeinsame Ziel der CO2-Reduzierung zu erreichen. Sowohl die Wiederverwertung von recycelbaren Kaffeekapseln in den öffentlichen Recyclingströmen als auch die Kompostierung von Kaffeekapseln in den öffentlichen Bioabfallströmen sind komplementäre und wirkungsvolle Lösungen.   
Bernd Büsing, Leitung Verpackungen bei Nestlé Deutschland

Wir leben in einer Zeit des Wandels mit vielen Unsicherheiten. Der weltweite Kaffeesektor steht vor grossen Herausforderungen wie schwankenden Preisen, steigenden Produktionskosten, Extremwetterereignissen, Wasserknappheit und der begrenzten Verfügbarkeit von Land und Arbeitskräften. Gleichzeitig müssen wir die sozialen Bedingungen der Kleinbauern verbessern und den Kaffeeanbau klimaresilienter machen. Der zukünftige Kaffeekonsum auf der Nordhalbkugel hängt mit dem Engagement der jungen Menschen in den Anbaugebieten zusammen. Kaffeeanbau muss sich lohnen, damit die Farmen erhalten bleiben. Klimaresilientere Kaffeesorten und existenzsichernde Einkommen der Kaffeefarmer können einen Beitrag leisten, der weltweit steigenden Kaffeenachfrage zu begegnen.
Stefan Wiegand, Sales Manager bei der Deutschen Extrakt Kaffee

Der grösste Teil des ökologischen Fussabdrucks entsteht beim Anbau des Kaffees vor Ort, nicht durch den Transport, obwohl wir auch hier auf Nachhaltigkeit achten. Es ist aber ebenso wichtig, dass der Kaffee beim Brühen möglichst effizient eingesetzt wird. Gegenüber Vollautomaten und Siebträgern haben Kapselkaffee-Maschinen den Vorteil, dass pro Tasse weniger Kaffee verbraucht wird, was den ökologischen Fussabdruck um rund 30 Prozent verringert. Bei CoffeeB fällt zusätzlich auch noch der Kapselmüll weg. Zusätzlich ist unser gesamtes Sortiment mit den Siegeln von Rainforest Alliance, Fairtrade oder dem Bio-Gütesiegel zertifiziert.
Xerxes Shahparast, Geschäftsführer Delica Deutschland

So trinkt Deutschland Kaffee

  • Der Konsumort Nummer eins ist das private Umfeld. 81 % des getrunkenen Kaffees wird im eigenen Zuhause, bei Freunden, Bekannten oder Verwandten genossen.
  • Jede fünfte Tasse wird ausserhalb der eigenen vier Wände konsumiert. Am häufigsten (12 %) am Arbeitsplatz. 4,6 % des Kaffees wird in Gastronomie-Locations verzehrt und 2,3 % «to-go».
  • Filterkaffeemaschinen sind am häufigsten verbreitet. Der Klassiker ist in jeder zweiten Küche (46 %) zu finden. Darüber hinaus besitzt fast ein Drittel der Deutschen (31 %) einen Kaffeevollautomaten – steigende Tendenz. Zusammen bereiten die beiden Systeme Filterkaffeemaschine und Kaffeevollautomat zu Hause 57 % aller Tassen zu.
  • Es darf gern ein Tässchen mehr sein. 65 % der regelmässigen Kaffeetrinker geniessen mehrfach am Tag Kaffee oder Kaffeegetränke. Weitere 27 % einmal täglich und 8 % mehrmals über die Woche verteilt. Insgesamt gibt es 66 Mio. Kaffeetrinker in Deutschland.
  • Zu Hause wird Kaffee überwiegend klassisch genossen. Gern mit Milch (45 %) oder schwarz (34 %). Spezialitäten wie Espresso, Cappuccino, Latte Macchiato & Co. werden in den eigenen vier Wänden zu 21 % getrunken. In der Gastronomie darf es öfter mal etwas Besonderes sein: Spezialitäten werden dort mehr als doppelt so häufig (45 %) ausgeschenkt.
  • Kaffee bietet Starthilfe in den Tag. Kaffeeduft in der Frühe – für jeden zweiten Kaffeetrinker ein festes Ritual: 47 % des koffeinhaltigen Kaffees wird morgens genossen und jede fünfte Tasse am Nachmittag konsumiert. 
  • Kaffeewissen liegt im Trend. Für fast vier von zehn Kaffeetrinkern ist Kaffee mehr als nur ein Getränk, sie beschäftigen sich auch thematisch mit der aromatischen Bohne. 40 % interessieren sich z. B. für Herstellungsverfahren, Geschichte sowie Sorten und besonders für die Herkunftsländer von Kaffee.

Quelle: Deutscher Kaffeeverband

Produkte

Darboven
Künftig wird es von Mövenpick eine Sorte des Jahres mit wechselnden Themen und in limitierter Auflage geben. Die Bohnen für Crema Brazil, dem ersten Produkt der neuen Range, stammt aus der Region Cerrado Mineiro in 1250 Metern Höhe und ist Rainforest Alliance-zertifiziert.

Delica  
Die Coffee Balls für das CoffeeB-Kaffeekapselsystem sind von einer gartenkompostierbaren Schutzschicht aus Alginat umgeben. In acht verschiedenen Sorten erhältlich – von Lungo bis Ristretto.

Deutsche Extrakt Kaffee
Der «Feine Landkaffee von Grana» besteht nur aus Gerste, Roggen und Zichorie und verzichtet auf Aromen, Konservierungsstoffe und Stabilisatoren. In Bio-Qualität.

Nestlé 
«Andes» ergänzt das Sortiment «Nescafé Farmers Origins». Die Variante ist ein milder Lungo in der Nespresso-Kapsel, der sich durch eine Arabica-Mischung mit Aromen von süssem Getreide, Biskuit, Karamell und fruchtigen Noten auszeichnet. Die Sorte ist in zwei Packungsgrössen mit 10 und 18 Kaffeekapseln erhältlich.

Tchibo
Für kurze Zeit ist das Einportionensystem Qbo Essential auch mit lavendelfarbenem Tassentisch erhältlich. Dank des patentierten PressBrew-Verfahrens stellt sie Kapselkaffee mit samtiger Crema in Siebträgerqualität her. Alle Qbo Cubes enthalten zertifizierte Kaffees und bestehen zu 70 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen, sind klimaneutral und recyclebar.