Foto: NürnbergMesse
Klimafreundlichkeit in der Bio-Landwirtschaft und Verbraucher, die mit Lebensmitteln immer stärker auf ihre persönliche Gesundheit einzahlen möchten, werden auf der Biofach Thema sein. Dazu wohl die Frage, welche Rolle Vegan zukünftig spielt.
Nachhaltige Transformation
Auf der Biofach 2024 gibt es vom 13. bis 16. Februar wieder vier Tage lang Bio-Trends zum Sehen, Riechen, Fühlen und Schmecken. Auch der Austausch und Wissenstransfer werden nicht zu kurz kommen. Das Markant Magazin ONE hat mit Steffen Waris, Veranstaltungsleiter Biofach und Vivaness, über Bio-Trends und das Messe-Programm gesprochen.
Welche Themen und Trends haben die Branche vergangenes Jahr bei der Biofach 2023 besonders bewegt?
Steffen Waris: Trends, die bereits seit einiger Zeit auch im LEH an Bedeutung gewinnen, waren beispielsweise Zero Waste oder vegan. Immer mehr Verbraucher suchen nach pflanzlichen Optionen und achten auf nachhaltige Verpackungen. Sie beschäftigen sich auch damit, wie sie ihren Konsum ökologisch gestalten können und wo die gekauften Lebensmittel herkommen. 2023 haben sich Händler im Kongress und auf der Fläche unter anderem die Fragen gestellt, wie sie ihr Sortiment diesem Wandel anpassen können, wie Lieferketten optimiert werden und welche Botschaften neue Kunden erreichen. Auch das Thema Labelling und Zertifizierung treibt die Lebensmittelbranche um. Verbraucher wünschen sich mehr Transparenz und wollen ernst genommen werden.
Welche aktuellen Bio-Trends machen Sie für 2024 aus? Wo geht die Entwicklung aus Ihrer Sicht hin?
Steffen Waris: Die Trends der Biofach 2024 ermitteln wir auch in diesem Jahr unter anderem über die eingereichten Neuheiten und gemeinsam mit Branchen-Experten. Die Trendjury hat sich bereits mit den übergreifenden Branchentrends beschäftigt und konnte hier schon eine Tendenz definieren.
Das erste Thema, das auch die letzten Jahre präsent war, aber aktuell rasant an Bedeutung gewinnt, ist das Thema Klimafreundlichkeit. In der Bio-Landwirtschaft vollzieht sich eine Transformation, die den Fokus auf Klimafreundlichkeit, Bodengesundheit und regenerative Landwirtschaft lenkt. Bio-Landwirte setzen vermehrt auf innovative Praktiken und mixen diese mit ganz traditionellen Anbauarten. Ihr Ziel: Nicht nur die Resilienz ihrer Anbauflächen zu stärken, sondern noch darüber hinaus den Boden zu regenerieren. Diese ganzheitliche Betrachtung unterstreicht die Bedeutung der ökologischen und nachhaltigen Landwirtschaft und zeigt, wie diese einen Beitrag zum Umweltschutz leisten kann. In Zeiten der Klimakrise ist diese Entwicklung wegweisend für eine nachhaltige Zukunft der Lebensmittelbranche.
Der zweite Trend, den die Trendjury ausgemacht hat, ist der Blick auf die eigene Gesundheit. Verbraucher setzen einen immer stärkeren Fokus auf ihre persönliche Gesundheit und darauf, wie Lebensmittel hierauf einzahlen. Ein Kernpunkt ist dabei beispielsweise die Auseinandersetzung mit der Darmflora oder den individuellen Bedürfnissen in den unterschiedlichen Lebensphasen eines Menschen. Bio-Lebensmittel können ein Wegweiser sein, da sie aufgrund der hohen Qualitätsstandards in der Regel frei von belastenden Schadstoffen und schädlichen Zusätzen sind. Das wachsende Interesse an präventiven Massnahmen für eine nachhaltige Gesundheitsförderung zeigt den Wert einer bewussten, biologischen Ernährung.
Aber auch Megatrends wie vegan, Unverpackt oder auch Regionalität gewinnen noch weiter an Gewicht. So wie im vergangenen Jahr beim Trend «New Glocal». Hier werden exotische Lebensmittel heimisch angebaut, etwa Reis aus Österreich. Generell dreht sich vieles um das grosse Thema Nachhaltigkeit und die Einhaltung der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen. Weitere Themen: Ressourcenknappheit und Lieferketten, die Gentechnik-Gesetzgebung oder die Rolle von Technologie im Bio-Sektor, aber auch die Herausforderungen rund um das Thema Pricing und «wahre Preise».
Warum ist es aus heutiger Sicht so wichtig, zur nachhaltigen Transformation des Ernährungssystems beizutragen?
Steffen Waris: Dies lässt sich unter anderem in den genannten Branchentrends wiederfinden. Eine nachhaltige, ökologische und idealerweise regenerative Landwirtschaft trägt nicht nur zur gesunden Ernährung der Menschen bei. Viel mehr bietet sie Artenschutz, macht unsere Böden resilienter und sichert Erträge. Sie liefert einen grossen Beitrag zum Umweltschutz, der gerade in Zeiten der Klimakrise unumgänglich ist. Die Transformation ist Basis für den Erhalt unseres Planeten.
Daher stellt sich die Bio-Branche auf der Biofach und im Kongress aktuellen Fragen, z. B., wie wir es schaffen, ein Produkt möglichst lange im Kreislauf zu behalten, oder wie wir Ressourcen sparen und reduzieren können. Wie lassen sich Lieferketten kurz und transparent gestalten oder wie gelingt eine flächendeckende Transformation des Lebensmittelsektors?
Bio plus Veggie bzw. Vegan – ist das die Zukunft? Haben reine Bio-Produkte auf lange Sicht das Nachsehen?
Steffen Waris: Derzeit gibt es viele Zukunftskonzepte, die Lösungen liefern sollen, um Bio und Vegan auf ansprechende und schmackhafte Weise zu verbinden. Allerdings steht die Branche hier vor unterschiedlichen Herausforderungen. Beispielsweise kann der konventionelle Hersteller für eine authenthische Sensorik auf eine Vielzahl an künstlichen Zutaten setzen, die im Bio-Produkt keinen Einsatz finden. Die Bio-Branche arbeitet jedoch auch hier an Lösungen. Wir organisieren erstmals ein Vortragsprogramm gemeinsam mit dem «Good Food Collective» – das «Sustainable Future Lab». Hier werden genau diese Fragen diskutiert.
In welchem Bereich liegen weitere Programmschwerpunkte?
Steffen Waris: Der Biofach Kongress setzt dieses Jahr den Schwerpunkt «Food for the Future: Frauen und nachhaltige Ernährungssysteme» und fokussiert damit die transformative und gestaltende Kraft von Frauen im Lebensmittelsektor und ihre Rolle für eine nachhaltigere Zukunft des Ernährungssystems. Die Geschlechtergleichheit stellt eines der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen dar (SDG No. 5).
Neben dem umfangreichen Kongressprogramm gibt es auch in den Hallen eine Menge Treffpunkte mit thematischen Schwerpunkten. Zum Beispiel den Treffpunkt Generation Zukunft, das Forum Fachhandel, die Sonderfläche BIOimSEH und die Sonderfläche Unverpackt oder die Erlebniswelt Vegan. Trends und Innovationen finden 2024 am Neuheitenstand der Messe ihren Platz. Aussteller haben die Möglichkeit, hier ihre neuen Produkte in den Fokus zu setzen. Besucher können an drei Messetagen für ihr Lieblingsprodukt abstimmen. Der Sieger wird am Freitag, 16. Februar 2024, mit dem Best New Product-Award Biofach ausgezeichnet.
Auf welche weiteren Neuerungen und Highlights dürfen sich die Besucher freuen?
Steffen Waris: Seit vielen Jahren haben deutsche Start-ups die Möglichkeit sich an dem vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle geförderten Gemeinschaftsstand für junge, innovative Unternehmen zu präsentieren. 2024 gibt es erstmals auch einen Gemeinschaftsstand für internationale Start-ups der Bio-Branche. Junge Unternehmen gehören zur Zukunft der Bio-Branche und gestalten diese aktiv mit. Wir freuen uns daher sehr, nun auch internationalen Newcomern den Raum zur Präsentation vor der globalen Bio-Community zu geben. Neben den unzähligen Ausstellern in den Hallen haben Fachbesucher damit gleich drei Anlaufstellen, um geballte Innovationskraft zu erleben: den Neuheitenstand, den geförderten Gemeinschaftsstand «Innovation made in Germany» sowie den Gemeinschaftsstand «International Newcomers & Start-ups». Neu ist auch das Forum HoReCa – GV & Gastro, eine interaktive Sonderfläche, die sich explizit mit Themen der Ausser-Haus-Verpflegung befasst.
Ein wiederkehrendes Highlight ist die Erlebniswelt Vegan: Das spannende Programm beschäftigt sich an allen vier Messetagen mit pflanzlichen Alternativen. Besucher erleben hier geballtes Wissen und viel Interaktion.