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Die Pandemie hat ein neues Hygiene- bewusstsein geschaffen, was die Nachfrage nach passenden Artikeln deutlich erhöht. Im Einkaufswagen landen aber nicht nur Desinfektionsmittel, auch Haushaltstücher beflügeln den Markt.
Die Regale waren schon leer, noch bevor die Politik auch nur die ersten Massnahmen verkündet hatte: «Mit Beginn der Pandemie im Februar 2020 sind die Absätze sprunghaft angestiegen, so dass die Warenversorgung insbesondere im März und April nicht flächendeckend sichergestellt war», beschreibt Marcel Chow, Sales Director DACH bei Delta Pronatura, das exponentielle Wachstum des Marktes für Hygieneprodukte im Jahr 2020. So hat sich der Umsatz für Handdesinfektionsprodukte laut der Marktforscher von Nielsen zwischen der KW 9/2020 zur KW 9/2021 um 274 Prozent erhöht. «Mit verstärktem Fokus auf Aerosole als Übertragungsweg für Covid-19 hat sich die Nachfrage im Laufe des Jahres abgeschwächt und pendelt sich 2021 auf einem deutlich höheren Niveau als vor der Pandemie ein», erklärt Chow. «Dabei wachsen Produkte zur Handdesinfektion stärker als die Oberflächendesinfektion.»
Hygienebewusstsein ist hoch.
Was von Corona auf jeden Fall bleiben wird, ist ein gestiegenes Hygienebewusstsein in der Bevölkerung. Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Bundeszahnärztekammer räumen 95 Prozent der Befragten der Hygiene im Alltag einen hohen Stellenwert ein, 86 Prozent achten mehr auf Hygiene als vor der Pandemie. Zudem erwarten gut drei Viertel der Befragten, dass sie die erhöhten Hygienestandards auch beibehalten werden, wenn die Pandemie vorbei ist.
Das lukrative Geschäft mit Desinfektionsgels, -sprays, -tüchern und Co. hat zahlreiche neue Marken und Hersteller angezogen. So sind etwa Helpic, Cosmetica Fanatica oder Dr. Schumacher neu in den Endverbrauchermarkt eingetreten. Entsprechend gross ist der Wettbewerb, der auf Seiten der etablierten Marken vor allem über Qualität entschieden werden soll. «Viele Produkte sind nicht viruzid wirksam, was viele Verbraucher aber gar nicht wissen», sagt Sebastian Grosser, Geschäftsführer bei Districon. Kein Wunder also, dass Produkte mit nachgewiesener, schneller Wirksamkeit gegen behüllte (wie das Corona-Virus) und unbehüllte Viren sowie Bakterien dies auf der Verpackung eindeutig kommunizieren.
Hautpflege und «2in1»-Konzepte
Als weiteres Verkaufsargument zählt die Hautverträglichkeit der Produkte. So sollen etwa bei der Delta Pronatura-Marke Dr. Beckmann Lavendel, Aloe Vera und Vitamin E die Haut pflegen. Beim neuen Desinfektionshandschaum der Essity-Marke Tempo wird auf Alkohol und Duftstoffe verzichtet, um sensible Haut zu schützen. Neu auf dem Markt sind zudem innovative «2in1»-Produkte, etwa Hygienefeuchttücher oder Desinfektionssprays, die sowohl für Oberflächen als auch für Hände genutzt werden können.
Sauberes Zuhause wichtig
Vom veränderten Nachfrageverhalten profitieren aber nicht nur Desinfektionsmittel. Deutliche Zuwächse erzielten 2020 laut Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel e. V. auch Seifen und Syndets (Stichwort: Händewaschen), Reinigungs- und Geschirrspülmittel sowie Produkte zur Reinigung von Geräten wie Kühlschrank, Spül- oder Waschmaschine. Einerseits ist dies eine Folge von Lockdown und Home-Office, da sich das Leben stärker zu Hause abspielte und entsprechend mehr in der eigenen Wohnung gereinigt wurde. Dazu komme das gesteigerte Hygienebewusstsein, berichtet Markus Britz, Sales Director Brand Region Central bei Essity. «Die Leute putzen öfter und finden neue Verwendungsanlässe, etwa das hygienische Abtrocknen der Hände mit Haushaltstüchern.»
Um der neuen Nachfrage zu begegnen, nutze Essity neben neuen Produktkonzepten auch eine klare und plakative Verpackungsgestaltung inklusive relevanter Claims und Hygiene-Messages. So werde etwa auf den Packungen der Zewa Wisch&Weg Rollenartikel sowohl Nutzen und Performance als auch die hygienische Verwendungsmöglichkeit der Haushaltstücher kommuniziert. Der Claim «Extra saugstark + hygienisch – 1 Blatt kann ausreichen» kommuniziert gezielt die hygienische Verwendungsmöglichkeit und bedient zudem «das ausgeprägte Bedürfnis nach nachhaltigen Lösungen», erklärt Markus Britz.
Nachfrage wird hoch bleiben
Was vom Boom der Hygieneprodukte bleibt, wenn die Pandemie überwunden sein wird, darüber sind sich die Markenartikler einig. «Es ist davon auszugehen, dass das neue Hygienebewusstsein anhalten wird», sagt etwa Xenia Barth, Regional Director DACH Nordics bei Reckitt Benckiser. Das werde sich wiederum in einem dauerhaft erhöhten Nachfragevolumen widerspiegeln, ergänzt Sebastian Grosser von Districon. «Qualitätsprodukte werden dann noch wichtiger, der Markt konsolidiert sich vermutlich wieder. Sollten Desinfektionsspender nach Abflauen der Corona-Krise verstärkt abgebaut werden, wird dies zudem einen zusätzlichen Nachfrageschub für die Endverbraucherprodukte bedeuten.»