Statussymbole des Alltags

Dienstag, 07. März 2017
Foto: www.johannmayr.de
Die Marke gewinnt an Wertschätzung und erobert Marktanteile. Davon­ profitieren vor allem die Vollsortimenter als bevorzugte Einkaufsstätte der markenaffinen Konsumenten­.
 
Die Trendwende in den FMCG-Märkten setzte 2014 ein. Die bis dahin stetig gestiegenen Marktanteile der No Names und Handelsmarken begannen zu bröckeln. Dagegen legten Herstellermarken (FMCG ohne Frische) im Lebensmittel- und Drogeriehandel 2015 erstmals seit Jahren wieder zu und steigerten ihren Marktanteil laut GfK von 63,3 auf 64,1 Prozent. Für Marktforscher, die die Einstellung der Verbraucher zu Marken und Eigenmarken in langjährigen Vergleichsreihen studieren, kam diese Trendwende nicht überraschend. Schon in den Jahren zuvor hatten sie festgestellt, dass die Marken quer durch alle Warengruppen bei den Verbrauchern kontinuierlich an Wertschätzung gewannen. Das schlug sich dann zeitversetzt auch am POS mit einer deutlichen Nachfragesteigerung nieder. Diese fand vor allem im Konsumgüterbereich, aber auch in Nonfood-Warengruppen statt, wie die Zahlen der Marktforschung belegen.
 

Vollsortimenter profitieren am meisten 

Am schnellsten haben die Premiummarken von der gestiegenen Wertschätzung der Verbraucher profitiert. Laut GfK setzte bei diesen der Wachstumskurs am frühesten ein, nämlich schon 2013. Bei den marktführenden Marken folgte die Erholung dann 2014 und bei den „Mittemarken“ 2015. Vom neuen Trend zur Marke profitiert vor allem der nicht discountierende Vollsortimenter, da er im Gegensatz zum Discount das gesamte Spektrum der Marken konsequent führt. Seit 2014 stocken aber auch die Discounter ihre Markensortimente verstärkt auf und vereinnahmen damit einen Teil der Umsatzzuwächse im Markengeschäft. Dieser Prozess der Neulistung von Marken im Harddiscount setzt sich aktuell weiter fort, etwa im WPR-Sortiment. Allerdings ist es den Discountern damit nach Zahlen von Nielsen nicht gelungen, ihre Marktanteilsverluste von 1,1 Prozentpunkten zwischen 2014 (40,6 % MA) und 2016 (39,5 % MA) wettzumachen. Der übrige Lebensmittelhandel befindet sich mit seinem Mix aus eigenen Preiseinstiegsmarken für die preisbewussten Konsumenten und einer breiten und tiefen Auswahl für die markenaffinen Verbraucher offenbar im Vorteil. Auch 2016 erzielten die Vollsortimenter und Drogeriemärkte wieder deutliche Umsatzsteigerungen, so die aktuellen Zahlen der GfK.

Comeback der Marke wird voraussichtlich anhalten

Viele Marktforscher sind sich einig, dass das Comeback der Marke als „kleines Statussysmbol im Alltag“ weiter anhalten wird. „Markenrelevanz auf Rekordniveau“ stellt McKinsey stellt in seiner „Markenrelevanzstudie 2016“ fest: Für diese seit 2002 durchgeführte repräsentative Untersuchung in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Marc Fischer von der Universität Köln werden die Verbraucher gefragt, welche Rolle Marken bei ihren Käufen spielen. Insbesondere der „ideelle Nutzen“ – Imagegewinn und Selbstverwirklichung – hatte 2016 gegenüber dem Vergleichsjahr 2013 um signifikante 7,6 Prozent als Grund für einen Markenkauf zugelegt. Auch bei traditionellen Konsummagneten wie Bier und Zigaretten holen die Marken wieder auf. Nachdem 2013 die Markenrelevanz von Zigaretten um 21 Prozent und von Bier um 19 Prozent gesunken war, gehörten diese 2016 wieder zu den Top-Gewinnern mit dem zweiten und vierten Platz im Ranking der Kategorien. „Nach der Einführung der Schockbilder auf Zigarettenpackungen orientieren sich die Käufer wieder stärker am Markennamen. Marken geben Verbrauchern die Sicherheit, beim Kauf eine richtige Entscheidung zu treffen“, beurteilt Prof. Fischer die Entwicklung. Bemerkenswert ist die positive Trendwende auch bei Hightech-Produkten. Hatten Handys, PCs und Laptops 2013 noch ein Tief in ihrer Markenbedeutung erfahren, erreichen sie aktuell einen Rekordwert im Ansehen der Konsumenten.

Wertschätzung unverändert stabil

Auch die aktuelle Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) belegt die aktuelle Stärke der Marke. So stimmten im vergangenen Jahr 45,3 Prozent (Vj. 44,9%) der befragten Deutschen der Aussage zu: „Es gibt Produkte, da bin ich ganz auf bestimmte Marken festgelegt“. Dass Marken „häufig eine gute Orientierungshilfe bieten“ bejahten 31,7 Prozent aller Befragten nach 30,9 Prozent 2015. Die Wertschätzung der Marke als Grundvoraussetzung für steigende Nachfrage ist also unverändert stabil. Wenn sich die wirtschaftliche Situation in Deutschland weiter gut entwickelt, wird das die Marken zusätzlich stützen, lautet der Ausblick von IRI. Im Gegenzug sehen die IRI-Marktforscher vor allem das untere Preissegment der Handelsmarken unter Druck. Die Markenhersteller selbst, insbesondere in der Konsumgüterindustrie, setzen alles daran, das Geschäft weiter zu beschleunigen. Zahlreiche Unternehmen im FMCG-Bereich haben 2016 nicht nur das Innovationstempo beschleunigt (s. MARKANT Magazin 2/2017), sondern auch ihre Werbeausgaben massiv erhöht. Das zeigt die aktuelle Bilanz zum Bruttowerbemarkt von Nielsen. Als Top Branchen positionieren sich im Werbemarkt Süßwaren, deren Spendings um 13,2 Prozent auf 500 Millionen Euro anstiegen und und Haarpflege mit plus 9,4 Prozent auf ebenfalls 500 Millionen Euro. Allein der mit Abstand größte Player im deutschen Werbemarkt, Procter & Gamble, hat seine Werbeinvestitionen 2016 um 61,8 Prozent auf 900 Millionen Euro erhöht. Mit einem zweistelligem Wachstum konnten sich auch Ferrero (+11%) und Beiersdorf (+10%) Plätze unter den Top 10 der werbestärksten Unternehmen sichern. 

News

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Das Start-up K-Group ist der Gewinner der Pitchs auf dem 126. Markant Handelsforum.

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Das Tiroler Familienunternehmen MPREIS kooperiert in Südtirol mit zahlreichen lokalen Betrieben aus der regionalen Kleinstruktur, insbesondere mit Bäckereien, Landwirten und Metzgereien.

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Die EU-Kommission rechnet für das Jahr 2025 mit einem marginalen Anstieg der europaweiten Milchanlieferung um 0,3 Prozent auf 10,8 Millionen Tonnen.

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Bedingt durch die extremen Witterungsbedingungen werden die Erntemengen in deutschen Weinbergen 2024 deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr, dafür aber nach Einschätzung des Deutschen Weininstituts (DWI) hervorragende Qualität liefern.

Serie

Marken befinden sich im Aufwind und gewinnen in den FMCG-Märkten seit 2015 wieder Marktanteile. Die Serie beleuchtet die aktuelle Entwicklung der Marke, ihre Relevanz für den Verbraucher und ihre Benefits für den Handel.
 
02/17: Der neue Reiz der Marke
03/17: Status Quo der Marke
04/17: Marke und Handel

 

Info

Digitale Marken-Konkurrenz
Digitale Marken und Dienst­e spielen im Leben der Menschen weltweit eine immer wichtigere Rolle. Mit Apple, Google und Amazon schickt die amerikanische Wirtschaft ein starkes Trio ins Rennen um die größte globale Markenrelevanz. In Deutschland, Großbritannien und den USA führen die drei US-Digital-Konzerne das jeweilige Landes-Ranking deutlich an. Unter den 20 relevantesten Marken Deutschlands sind immerhin sieben deutsche Marken (Adidas, Bosch, Braun, dm, Miele, Playmobil, Ravensburger). 

Das sind zentrale Ergebnisse einer Umfrage der internationalen Unternehmensberatung Prophet, die mehr als 40.000 Konsumenten in Deutschland, Großbritannien, den USA und China befragt hat, welche Marken für ihr Leben am relevantesten sind. Die Studie umfasst über 800 Marken aus 27 Branchen und ist laut Prophet das erste weltweite Ranking, das ausschließlich auf dem Urteil der Verbraucher basiert.