
Foto: Privat
Lars Reimann, HDE-Referatsleiter Energiepolitik, über die Nutzung von Förderprogrammen bei Energieeffizienz-Maßnahmen im Handel
Laut EHI-Studie Energie-Monitor 2015 sind die Energiekosten im Einzelhandel im letzten Jahr um sechs Prozent gesunken. Warum rechnen die Händler dennoch wieder mit einem Anstieg der Kosten?
Der reine Stromhandelspreis ist zwar aktuell sehr gering, hat aber dennoch sehr negative Folgen für unsere Branche, weil dadurch besonders die EEG-Umlage – aktuell 6,35 Cent/kWh – und auch die Netzentgelte weiter steigen. Allein für die EEG-Umlage zahlt der Handel nach unseren Berechnungen jährlich über 2,2 Milliarden Euro. Insgesamt summieren sich die Kosten im Jahr 2016 auf über sechs Milliarden Euro – das sind gegenüber dem Vorjahr rund 300 Millionen Euro mehr – trotz gesunkener Rohstoffpreise.
Also bleiben weitere Energieeffizienz-Maßnahmen im Handel ein wichtiges Investitionsvorhaben. Welche staatlichen Förderprogramme können die Unternehmen dabei eigentlich noch nutzen? Die BAFA-Förderung für LED-Beleuchtung ist doch im letzten Jahr ausgelaufen…
Sehr viele Programme sind nur für kleine und mittelständische Unternehmen gedacht. Eines der größten Förderprogramme ist die Richtlinie für Investitionszuschüsse bei Querschnittstechnologien, die zwar keine LED-Beleuchtung mehr fördert, aber unter anderem Maßnahmen zur Wärmerückgewinnung, Abwärmenutzung oder Dämmung von Anlagen als förderungswürdig einstuft – dies jetzt auch bei großen Handelsunternehmen.
In welchem Umfang nutzen investitionswillige Händler diese Förderprogramme?
Einer aktuellen Studie der Dena (Deutsche Energie-Agentur), des HDE und EHI zum Energiemanagement im Handel zufolge werden diese Programme noch sehr wenig genutzt: Im Mittel kam man dabei auf einen Wert von neun Prozent der förderungsberechtigten Unternehmen, die sie tatsächlich in Anspruch genommen haben.
Das ist sehr wenig. Welche Gründe gibt es dafür?
Es ist insgesamt sehr aufwändig, dies zu beantragen, deshalb verzichten viele Unternehmen allein schon aus Gründen mangelnder personeller Kapazitäten darauf. Der Handel zahlt seine Maßnahmen zur Energieeffizienzsteigerung dann lieber komplett aus der eigenen Kasse. Aber es spielen auch Informationsdefizite eine Rolle, hier ist also eine verbesserte Kommunikation gefragt.
Was kann der HDE hier leisten?
Wir haben beispielsweise Ende letzten Jahres in Zusammenarbeit mit der KfW einen Förderfahrplan entwickelt, um den Handelsunternehmen einen Überblick zu geben, was überhaupt möglich ist. Dieses kleine Faltblatt zeigt dem Handel in sechs Schritten den Weg zu mehr Energieeffizienz auf. Darüber hinaus gibt die gerade erwähnte Studie zum Energiemanagement viele Anregungen für die Unternehmen.