Die EU bereitet gesetzliche Maßnahmen zur Reduzierung der Lebensmittelverluste vor und nimmt auch den Lebensmittelhandel in die Pflicht. Dabei hat dieser längst wirksame Maßnahmen eingeleitet.
Rund 88 Millionen Tonnen Lebensmittel werden jährlich in der EU verschwendet, wie die EU-Kommission anhand verschiedener Quellen berechnet hat. 10,97 Millionen Tonnen Lebensmittel sollen es jährlich allein in Deutschland sein. Diese Zahl hat das Institut für Abfallwirtschaft der Universität Stuttgart im Jahr 2012 veröffentlicht. Sie bildet bis heute die Grundlage für die öffentliche Debatte über Lebensmittelverschwendung. Die EU will die Verlustquote schon bis 2020 halbieren und erhebt dazu jetzt eigene aktuelle Daten. Als ein wesentliches Glied in der Distributionskette vom Acker bis zum Teller sollen die Unternehmen des Lebensmittelhandels Daten aus ihrem Einflussbereich liefern. Der Branchenverband BVLH (Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels) hat sich deshalb dieser Sache angenommen und bringt die Interessen des Handels in die politische Entscheidungsfindung mit ein. Insbesondere sollen die Daten anonymisiert an die EU-Behörden übermittelt werden, um keine Rückschlüsse auf Betriebsinterna zuzulassen.
LEH reduziert Lebensmittelverschwendung
Auch wirft der BVLH das Argument in die politische Debatte, dass der deutsche Lebensmittelhandel seinen ohnehin nur geringen Anteil an der Verschwendung sukzessive reduziert. Bereits das Zahlenwerk der Universität Stuttgart von 2012 zeigt, dass im LEH mit einer Quote von fünf Prozent die geringsten Verluste anfallen. Der Löwenanteil – nämlich 61 Prozent – der besagten knapp elf Millionen Tonnen wird in den privaten Haushalten weggeworfen. Der Rest geht zu gleichen Teilen (je 17 %) auf das Konto von Gastronomie und Ernährungsindustrie.
Kleinere Bestellmengen ein Mittel der Wahl
Nach Darstellung des BVLH setzen die Handelsunternehmen inzwischen effektive Instrumente ein. Dazu gehören vor allem eine verbesserte Warenbedarfssteuerung und gezielte Preisreduzierungen kurz vor Ladenschluss. Das wirksamste Mittel, Lebensmittel auf der Handelsstufe vor dem Abfall zu bewahren, ist laut BVLH „eine vorausschauende und an die Nachfrage angepasste Warenbedarfsplanung“. In diese Richtung entwickelt der Handel seine Warenwirtschaftssysteme kontinuierlich fort. Erfolg verspricht er sich unter anderem durch den Einsatz von Prognosesystemen, die Nutzung von Abverkaufsdaten, von kürzeren Bestellrhythmen, kleineren Bestellmengen und kleineren Sicherheitsbeständen.
Konzertiertes Vorgehen aller Beteiligten nötig
Unabhänig davon begrüßt der Verband aber die Erarbeitung von Reduzierungsstrategien und die Einrichtung von Koordinierungsplattformen sowohl auf nationaler als auch auf europäischer Ebene. Denn eine spürbare Verlustreduzierung entlang der gesamten Lebensmittelkette sei nur durch ein „konzertiertes Vorgehen aller Beteiligten“ möglich, so der BVLH.