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Wer das Klima schützen will, muss auch an seine Ernährung denken. Doch welche Produkte haben eine gute Klimabilanz? Viele Verbraucher wünschen sich mehr Orientierung beim Einkauf.
Nachhaltigkeit wird immer wichtiger und wer seinen CO2-Fussabdruck verringern möchte, kommt auch am Essen nicht vorbei: Laut Umweltbundesamt verursacht die Ernährung im Schnitt 15 Prozent der Pro-Kopf-Emissionen von Treibhausgas in Deutschland. Doch der genaue Zusammenhang zwischen Klima und Ernährung ist vielen Verbrauchern noch unklar. Das zeigt die Studie «So klimafreundlich is(s)t Deutschland», die Nestlé zusammen mit dem Institut für Demoskopie Allensbach herausgegeben hat.
Klimaschutz ist Megathema
Zentrale Ergebnisse der im März 2021 durchgeführten Befragung sind: 1. Der Kampf gegen den Klimawandel hat für die Menschen hohe Relevanz – die Erderwärmung wird als global grösste Herausforderung betrachtet. 2. Die Bereitschaft selbst aktiv zu werden ist gross: Nach der Industrie (68 % Zustimmung) sehen sich die Verbraucher vor allem selbst in der Pflicht (52 %), gefolgt von Politik (50 %) und Handel (47 %). 3. Grundsätzlich sind 56 Prozent der Verbraucher bereit ihre Ernährung für den Klimaschutz umzustellen. Rund drei Viertel würden zudem mehr für klimafreundliche Produkte bezahlen, wobei sowohl die Umstellungs- als auch die Zahlungsbereitschaft bei Frauen und in den oberen Sozialschichten ausgeprägter sei.
Produktion im Fokus
«Was genau klimafreundliche Ernährung im Alltag bedeutet, ist für viele Verbraucher aber unklar», sagt Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach. So denken viele bei Klimaverträglichkeit etwa eher an die Produktionsweise als an das Lebensmittel an sich. Weniger Lebensmittelverschwendung, kürzere Transportwege durch den Kauf regionaler und saisonaler Produkte oder umweltfreundliche Verpackungen finden zum Beispiel bei den Befragten grosse Zustimmung. Der Verzicht auf Fleisch oder tierische Produkte wie Milch oder Käse rangiere dagegen am Ende der Liste.
Käse hui, Südfrucht pfui?
Klimafreundlich sind für Konsumenten laut Studie vor allem Lebensmittel, bei deren Herstellung möglichst wenig CO2-Äquivalente entstehen. Als klimaschädlich identifizieren sie dagegen etwa Palmöl, Rind- und Schweinefleisch und exotische Früchte. Der grosse Einfluss von Milchprodukten auf das Klima wird laut Studie weniger stark wahrgenommen.
Mehr Klarheit durch Klimalabel
Für mehr Orientierung beim Einkauf könnte ein Klimalabel auf der Verpackung helfen. Fast drei Viertel der für die Studie Befragten befürworten eine solche Kennzeichnung. Insbesondere Personen, die sich klimafreundlich ernähren (möchten) und bereit sind, dafür mehr Geld auszugeben, sprechen sich hierfür aus. Zudem würden 52 Prozent der Befragten Supermärkte ausprobieren, die beim Einkaufen darüber informieren, wie hoch die Klimabelastung durch die gekauften Produkte ist.
Veränderung muss Spass machen
Gefragt sind zudem Alternativen zu bisherigen Gewohnheiten, die Spass am Essen bieten und nicht als Zwang empfunden werden. «Grundsätzlich fällt auf, dass die Verbraucher bislang überwiegend klimafreundliche Ernährungsgewohnheiten praktizieren, die ihnen persönlich leichtfallen», heisst es in der Studie. Klimafreundliches Essverhalten habe die Wohlfühlzone noch nicht verlassen. Besonders kritisch wird es bei Fleisch oder anderen tierischen Produkten wie Milch und Käse: 38 Prozent der Befragten schliessen etwa einen weitgehenden Verzicht auf Fleisch aus und für 47 Prozent kommt es nicht in Frage nur wenig Milch oder Käse zu verzehren. Immerhin hat laut Studie rund die Hälfte der Bevölkerung schon einmal ein Fleischersatzprodukt gegessen, 39 Prozent davon habe es auch geschmeckt.
Transparente Angebote
Für mehr Klimaschutz auf dem Teller braucht es daher Angebote, die wirklich überzeugen. «Klimabewusste Ernährung muss für Verbraucher einfach und erkennbar sein», sagt Marc-Aurel Boersch, Vorstandsvorsitzender von Nestlé Deutschland. «Etwa indem wir ihnen mit pflanzlichen Produktalternativen klimafreundlichere Mahlzeiten ermöglichen und klimaneutrale Produkte transparent kennzeichnen.» Wichtig sei dafür eine europäische Lösung, um den Menschen eine «vergleichbare Kennzeichnung mit echtem Mehrwert zu bieten».