50 Jahre nach dem ersten Barcode-Scan bahnt sich ein Umbruch an. Gemeinsam mit Industrie und Handel bereitet GS1 die Einführung von 2D-Codes vor, die ein Vielfaches an Datenvolumen und neue Leistungen bieten.
Seit 1974 arbeiten der globale Handel und die Markenindustrie mit dem Barcode-Scan. Laut Statistik der federführenden Organisation GS1 werden aktuell weltweit Barcodes über zehn Milliarden Mal pro Tag ausgelesen. Nach verschiedenen Optimierungen des eindimensionalen Codes wie dem EAN-Strichcode steht nun mit dem 2D-Code eine neue Generation in den Startlöchern. Ziel von GS1 ist es, bis Ende 2027 die Verwendung von 2D-Codes alternativ oder zusätzlich zu den bestehenden 1D-Strichcodes am Point of Sale weltweit zu ermöglichen. Eindimensionale Barcodes wie der EAN-Strichcode können nur eine Produktkennung, die GTIN (Global Trade Item Number), verschlüsseln. Die 2D-Codes haben jede Menge «Platz» für zusätzliche Daten: Verfallsdatum, Chargennummer, Seriennummer und vieles mehr. Und: Mit dem «GS1 Digital Link» im QR-Code oder Data-Matrix können Markenhersteller ihre Produkte auch direkt mit dem Web verbinden und beliebige Informationen zur Verfügung stellen.
Smarte Optionen
2D-Codes wie QR-Code und Data-Matrix erlauben mit ihren komplexen Mustern aus Miniaturvierecken und Punkten Kombinationen von mehr als 4000 Buchstaben oder mehr als 7000 Zahlen und sind somit die deutlich informationsstärkeren Barcodes. In Kombination mit dem GS1 Digital Link können Unternehmen alle für Nutzer relevanten Inhalte so im Web hinterlegen, dass der gescannte 2D-Code den Kontext der Anfrage erkennt und die passenden Informationen liefert. Laut GS1 kann dies nicht nur die Supply-Chain-Prozesse optimieren, sondern auch die Kundenzentrierung, indem es neue digitale Dialogmöglichkeiten mit den Kunden eröffnet. Der GS1 Digital Link erkennt sogar, welche Sprache das Smartphone eingestellt hat und spielt den Content entsprechend aus. Ein Szenario für den praktischen Einsatz beim Kunden: Wird der 2D-Code mit der Kamera-App seines Smartphones gescannt, führt die darin verschlüsselte URL je nach Ort und Zeit des Scans zu unterschiedlichen Inhalten, zum Beispiel zunächst zu einer Rabattaktion im Geschäft, dann zu Hause angekommen zur Gebrauchsanweisung und zu einem späteren Zeitpunkt zu Recyclinghinweisen.
Prozesse optimieren
Um den Übergang vom linearen hin zum zweidimensionalen Code zu gestalten, hat GS1 eine globale Initiative mit Pilotprojekten in über 20 Ländern wie Australien, Brasilien, China, Deutschland, der Schweiz und den USA gestartet. Ein Global Player, der diese Entwicklung von Anfang an unterstützt, ist Procter & Gamble. Aus Sicht des Unternehmens wird damit die Effizienz der Lieferkette verbessert und Verbraucher erhalten Zugang zu sehr spezifischen Produktinformationen, die nur begrenzt oder keinen Platz auf einer Verpackung finden. Ob zum Beispiel Gebrauchsanweisungen, Angaben zur Produktsicherheit, zu Inhaltsstoffen und Nährwerten, ob Zertifizierungen, Recyclinghinweise, Verfallsdaten oder Werbeaktionen − all das und mehr sei mit der neuen Barcode-Generation abbildbar, zählt Procter & Gamble die Vorteile auf. Diese Features sind für den Handel gleichermassen interessant.
Ein Code für alles
Im Expertenkreis von GS1 Germany kommen seit 2022 Vertreter aus Industrie, Handel und von Solution Providern zusammen, um den Übergang von linearen Strichcodes zu 2D-Codes zu gestalten. Technisch ist die parallele Nutzung beider Formate am Checkout kein Problem, da 2D-Scanner auch 1D-Codes lesen können. Aktuell sucht GS1 weitere Unternehmen, die die neue Generation von Barcodes pilotieren möchten. «Ziel und zugleich Vision sei es, dass der informationsstärkere 2D-Code für alle Kassen weltweit ab dem Jahr 2027 lesbar ist», sagt Thomas Fell, Lead GS1 Germany. «Kombiniert mit dem Digital Link interagieren Konsumenten, Hersteller und Händler dann mit einem Code für alles auf der Produktverpackung.»