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Zuschüsse senken, Wachstum deckeln, Strompreisanstieg bremsen – wie die geplante EEG-Reform der Regierung im Handel ankommt und was die Unternehmen selbst tun, um Energie zu sparen.
Bloß nicht unterkriegen lassen: Energieeffizienz und Ressourcenschonung haben im Rahmen der viel zitierten Energiewende im Handel oberste Priorität. Das zeigt sich auch in den bisher getätigten Investitionen. So hat die Mehrheit der vom EHI Retail Institute befragten Handelsbetriebe in den vergangenen fünf Jahren zwischen fünf und zehn Millionen Euro in Energieprojekte und -technik investiert; bei fast jedem vierten Unternehmen lagen die Investitionen sogar bei mehr als zehn Millionen Euro. So groß der gesellschaftliche Konsens zur Energiewende, so umstritten ist jedoch das Erneuerbare Energien-Gesetz (EEG) als zentraler Pfeiler der Energiewende. Ein Politikum ist dabei vor allem die sogenannte EEG-Umlage, die als gesetzlich verankerter Bestandteil der Strompreise die Energie in Deutschland immer mehr verteuert.
Preistreiber EEG-Umlage
Ausgenommen oder teilweise davon befreit sind viele energieintensive Unternehmen, darunter auch Lieferanten des Lebensmittelhandels, etwa Geflügelvermarkter oder Süßwarenhersteller. Dies treibt wiederum die Strompreise für andere Abnehmer zusätzlich in die Höhe und führt zu einer ungleichen Kostenverteilung – auch zu Lasten der privaten Verbraucher, so die Kritiker. Hinzu kommt: Die EEG-Umlage hat 2014 mit einem Anstieg auf 6,24 Cent pro Kilowattstunde ein neues Rekordhoch erzielt. Die Schmerzgrenze für Wirtschaft und Verbraucher scheint erreicht. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel will mit einer Reform des EEG den weiteren Anstieg der Strompreise dämpfen. Dazu sollen unter anderem gesenkte Förderbeträge für die erneuerbaren Energien aus Solar-, Wind- und Biomasseanlagen beitragen, die derzeit von Politik und Wirtschaft heiß diskutiert werden. Eine weitere Maßnahme in der EEG-Novelle sieht vor, die Rabattierungen für Energie-Großverbraucher ebenfalls zu verringern. Dies ist auch ein wichtiges Anliegen des Handels, der seit längerem eine faire Lastenverteilung fordert. „Es dürfen nur tatsächlich energieintensive und im internationalen Wettbewerb stehende Unternehmen von den Vergünstigungen profitieren“, appellierte HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth schon 2013 und forderte eine strengere Überprüfung der geltenden und bereits für 2014 beantragten Ausnahmeregelungen.
Kosten fair verteilen
Im vergangenen Jahr subventionierte der Einzelhandel die EEG-Umlage mit mehr als zwei Milliarden Euro. 2014 soll der gesamte Umlagebetrag von 20 auf 23,5 Milliarden Euro steigen – damit werden der Handel sowie andere „nicht-privilegierte“ Branchen (öffentliche Einrichtungen, Verkehr und Dienstleistungsgewerbe) noch stärker zur Kasse gebeten. Negative Auswirkungen befürchtet der Handel auch durch die weiter steigende Belastung der privaten Haushalte, die ohnehin den größten Teil der EEG-Umlage finanzieren müssen. Die neue Strompreissteigerung könnte diese zu Einschränkungen bei den privaten Konsumausgaben zwingen. Gabriels Pläne, die Strompreise zwar nicht zu senken, aber den weiteren Anstieg zumindest zu bremsen, stößt daher auf verhaltene Zustimmung im Handel. HDE-Geschäftsführer Kai Falk sieht darin „einen ersten und wichtigen Schritt“ (siehe Interview). Trotzdem hält der Einzelhandelsverband es für unabdingbar, die Förderung der erneuerbaren Energien generell zu überprüfen. Dank der jahrelangen erfolgreichen Förderung seien Wind-, Sonne- und Biomasseanlagen als Stromlieferanten mittlerweile konkurrenzfähig. Darum sei es höchste Zeit, von der bisherigen Subventionspraxis abzuweichen und auch in diesem Bereich marktwirtschaftliche Prinzipien anzuwenden.
Handel spart Energie
Unterdessen treiben viele Handels-unternehmen ihre eigene Energiewende mit Nachdruck voran. Die Zahl der energiesparenden Green-Building-Projekte mit innovativer und nachhaltiger Versorgungstechnologie nimmt stetig zu. Modernste Technologien bei Beleuchtung, Kühlung, Klimatisierung und Heizung, energieeffizient gesteuert – von einem zentralen digitalen Gebäudemanagement, Wärmerückgewinnungssysteme, Nutzung von Erdwärme (Geothermie) und Photovoltaik sind in diesem Zusammenhang wichtige Stichworte, wenn es um die Senkung des Stromverbrauchs geht. Und letzterer ist zugleich die wichtigste Stellschraube für den Handel, um den klimaschädlichen CO2-Ausstoß zu reduzieren – und damit das klimaneutrale Handeln voranzutreiben.