Digital & nachhaltig

Montag, 24. Januar 2022
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Die Studie «Klimaeffekte der Digitalisierung» untersucht das CO2-Einsparpotenzial verschiedener digitaler Technologien, die dazu beitragen können, das Klimaziel 2030 zu erreichen. Die grössten Potenziale liegen laut Bitkom und Accenture in den Bereichen industrielle Fertigung und Mobilität.

Der Klimawandel hat das Thema Nachhaltigkeit in vielen Unternehmen ganz oben auf die Agenda gesetzt. So geben sieben von zehn Firmen (71 %) an, dass Nachhaltigkeit ein Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie ist. Zwei Drittel (66 %) sind davon überzeugt, dass digitale Technologien dabei helfen können, energieeffizienter zu wirtschaften. Fast ebenso viele (63 %) versprechen sich langfristige Vorteile von Investitionen in digitale Technologien, die die eigenen Nachhaltigkeitsziele unterstützen. Das sind Ergebnisse einer Umfrage im Oktober 2021 von Bitkom Research im Auftrag des IT-Dienstleisters Tata Consultancy Services (TCS).

«Wir verfügen bereits über Technologien, mit denen sich der CO2-Ausstoss effektiv senken lässt. Das Wissen über die Möglichkeiten neuer Technologien beim Klimaschutz muss jetzt schnell in die Unternehmen transportiert werden», sagt Dr. Anja Weber, Head of Bitkom Research. Denn um das Klimaziel 2030 zu erreichen, müssen in den nächsten zehn Jahren 372 Millionen Tonnen CO2e* reduziert werden. In der Studie «Klimaeffekte der Digitalisierung» hat daher Bitkom zusammen mit dem Beratungsunternehmen Accenture das CO2-Einsparpotenzial verschiedener digitaler Technologien untersucht. Indes liegen die grössten Einsparpotenziale in den Bereichen Fertigung und Mobilität.

Industrielle Fertigung
In der Fertigung ist das Einsparpotenzial am grössten. Hier können durch eine beschleunigte Digitalisierung insgesamt 64 Millionen Tonnen CO2e reduziert werden, bei einer moderaten Digitalisierung etwa 37 Millionen Tonnen CO2e. So können fünf bis acht Prozent der erwarteten Primärenergieemissionen für Fertigungsprozesse durch Automatisierung vermieden werden. Das Reduktionspotenzial umfasst Energieeinsparungen, die durch Prozessautomatisierung bei Geräten, Anlagen und Prozessen entstehen.

Durch den Einsatz eines digitalen Zwillings können ebenfalls fünf bis acht Prozent der erwarteten Emissionen reduziert werden – und zwar durch Simulation und Optimierung von physikalischen Produkten beziehungsweise Prozessen. Ein digitaler Zwilling ist ein virtuelles Modell eines Prozesses, eines Produkts oder einer Dienstleistung, für dessen Erstellung mit Sensoren ermittelte Echtzeitdaten im Internet der Dinge (Industrie 4.0) durch Künstliche Intelligenz und Softwareanalyse verarbeitet werden. Dadurch lassen sich Konzepte im Vorfeld validieren und Prozesse oder Produkte in virtuellen Umgebungen ausgiebig testen. Die Gefahr von Fehlern oder Störungen in realen Prozessen reduziert sich. Qualitäts- und Effizienzsteigerung in der Produktion sind die Folge.  

Anwendungsbereich Mobilität
Allein in der Mobilität kann Deutschland bis 2030 mit beschleunigter Digitalisierung sieben Prozent der insgesamt geplanten CO2-Einsparung erreichen. Den grössten Hebel besitzt dabei eine intelligente Verkehrssteuerung, durch die in Deutschland bis zu 13 Millionen Tonnen CO2e eingespart werden können. Darunter fallen Technologien wie GPS-Systeme und Internet-of-Things-Sensoren, die Verkehrs- und Umweltdaten erfassen und in Echtzeit auf einer Plattform zusammenführen. So wird eine effiziente Streckenführung ermöglicht, die an die aktuelle Verkehrslage angepasst ist. Das macht einzelne Fahrten nicht nur schneller und sicherer, sondern reduziert auch Staus und Stop-and-Go-Verkehr. Dies sorgt für eine geringere Verkehrsbelastung an stark frequentierten Orten und erhöht die

Lebensdauer der eingesetzten Fahrzeuge. In der Logistik können bis zu acht Millionen Tonnen CO2e eingespart werden (beschleunigte Digitalisierung) – besonders durch intelligente Technologien, die Warenströme effizienter planen, steuern und verteilen. Das sind etwa Internet-of-Things-Sensoren, Big Data, digitalisierte Lagerhäuser oder umfassende Verkehrsmanagement-Plattformen. Dadurch können Logistikunternehmen Fahrer basierend auf Faktoren wie Standortnähe, Fahrfähigkeiten oder Lkw-Typ automatisch zuteilen. Ausserdem können Routen auf Basis von Echtzeitdaten und Verkehrsanalysen effizienter gestaltet werden.

Ausblick
Immer mehr Betriebe erkennen laut Tata Consultancy Services Deutschland die Notwendigkeit von nachhaltigem Wirtschaften und verankern es in ihrer Unternehmensstrategie. «Es bleibt jedoch ein Lippenbekenntnis, wenn die Finanzierung nicht eingeplant ist. Tatsächlich sind Investitionen in digitale Technologien, die Nachhaltigkeitsziele fördern, mitunter kostspielig. Aber sie zahlen sich mittel- bis langfristig aus. Die Unternehmen sollten die Chance nutzen und sich konsequent nachhaltig positionieren», sagt Bhuwan Agrawal, Geschäftsführer Tata Consultancy Services Deutschland. Damit würden sie sich entscheidend von einem Wettbewerb abheben, der teils noch nicht über die Formulierung einer Strategie hinausgekommen sei.

News

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Technologie

Industrielle Fertigung

Wichtigste Technologien:
• Industrielles Internet of Things
• Big Data & Cloud Computing
• Künstliche Intelligenz
• Augmented Reality
• Enterprise Systems

Qualitativer Nutzen:
• Verbesserte Produktqualität
• Höhere Produktionsflexibilität
• Höhere Ressourceneffizienz
• Gesteigerte Arbeitssicherheit

Mobilität/Intelligente Logistik
Wichtigste Technologien:

• Vernetzte intelligente Sensoren
• Big-Data-Analytik
• Digitale Lagerhäuser
• Flottenmanagement und optimierte Routen
• Verkehrsmanagement-Plattform
• 3-D-Druck
• IT-Systeme & Anwendungen

Qualitativer Nutzen:
• Verbesserte Servicestandards
• Erhöhte Transparenz
• Schlanke Prozesse
• Geringere Verkehrsbelastung

Quelle:Bitkom, Accenture; Studie «Klimaeffekte der Digitalisierung»

KI ist vielfältig

Anwendungsbereiche
Künstliche Intelligenz (KI) hat grosses Potenzial, Menschen bei ihrer Arbeit zu unterstützen: Immer mehr Routinen lassen sich automatisieren, sodass Mitarbeiter sich auf wertschöpfende Aufgaben konzentrieren können. Dabei sind die Anwendungsgebiete vielfältig: Unternehmen, die KI schon einsetzen, planen oder diskutieren, nutzen die Technologie am häufigsten in Logistik und Buchhaltung (jeweils 14 %). Gleichzeitig wird hier auch stark über den Einsatz diskutiert oder er wird bereits geplant (51 % bzw. 46 %). Auch in Kundenservice und Produktion kommt KI bereits zum Einsatz (jeweils 9 %) oder wird diskutiert/geplant (43/40 %).  

Mehr denn je erhoffen sich diejenigen Unternehmen, die KI bereits einsetzen, planen oder diskutieren, Kosteneinsparungen (58 %, +2 Prozentpunkte). Fast ebenso wichtig ist das Ziel der Ressourcenminimierung (54 %, +4 Prozentpunkte). Jedes zweite Unternehmen will mit dem Einsatz von KI seinen Innovations- und Effizienzgrad steigern (51 % bzw. 50 %) oder das eigene Angebot optimieren (47 %). Bei den Gross­unternehmen ab 500 Beschäftigten stehen Kosteneinsparungen (66 %, +15 Prozentpunkte) und Entscheidungsfindung (28 %, +13 Prozentpunkte) im Jahr 2021 stärker im Fokus.

 

Quelle: Bitkom, Tata Consultancy Services (TCS), Studie «Nachhaltig geht nur digital»,

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