Den Kunden stets im Blick

Dienstag, 03. Dezember 2019
Foto: Unternehmen

Herr Werner, Sie tragen einen bekannten Namen. Ein Name, der verpflichtet?
Ich denke, dass jeder Name verpflichtet. Denn immer, wenn wir tätig werden, ­haben wir Wirkungen auf andere. Für diese Wirkungen sollten wir uns verantwortlich fühlen.

Wer ist die Person Christoph Werner. Was ist Ihre größte persönliche Stärke, was Ihre größte Schwäche?
Diese Frage können wahrscheinlich andere besser als ich beantworten. Aber ich will trotzdem einen Versuch wagen: aus dem, was ich wahrnehme, ist eine meiner Stärken mein Weltinteresse mit dem Fokus auf die Wahrnehmung dessen, was geschieht und warum es geschieht. Eine meiner Schwächen hingegen Ungeduld. Aber auch daran wird fleißig gearbeitet…

Welche Ziele haben Sie sich als neuer Chef von dm gesteckt? Wo sehen Sie die grössten Herausforderungen?
Mein grosses Ziel ist es dabei zu helfen, dass dm weiterhin so konsequent kundenorientiert unterwegs ist wie bisher. Je grösser das Unternehmen wird, desto grösser wird auch diese Herausforderung. Daher gilt: Solange wir kundenorientiert bleiben, werden wir zukunftsfähig sein.

Was bedeuten Ihnen Werte? Welche sind Ihnen besonders wichtig?
Werte halte ich für sehr wichtig. Denn sie geben Orientierung und sind wie ein ­innerer Kompass. Eine Orientierung an den Kardinaltugenden ist lebenspraktisch. Die sieben Todsünden lenken hingegen vom rechten Weg ab.

Welche Rolle spielt für Sie der Dialog – mit Ihren Mitarbeitern, Ihren Lieferanten und Ihren Kunden?
Den Dialog halte ich für wichtig. Denn als Menschen sind wir soziale Wesen. Erst im Austausch mit anderen können wir der Wahrheit ein Stück näherkommen. Austausch ist die Voraussetzung dafür, zu wirklich exzellenten Leistungen zu kommen, die Menschen und Kunden nachhaltig begeistern können.

Sie zeigen seit Jahrzehnten, dass eine gute Balance zwischen Verantwortung und wirtschaftlichem Erfolg möglich ist. Wie schaffen Sie das?
Es beginnt damit, wie wir über den wirtschaftlichen Erfolg und Verantwortung denken. Halten wir sie für Antagonismen oder sind sie zwei Seiten der gleichen Medaille? Wenn es um den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg geht, also Erfolg, der nicht gleich wieder verglüht, dann gelingt das nur aus einer Haltung der Verantwortung heraus. Denn Verantwortung ist die Voraussetzung für Vertrauen. Und Vertrauen ist wie das Schmierfett unserer Wirtschaft.

Sie haben vor Ihrer Position als dm-Vorstandvorsitzender das Online-Geschäft vorangetrieben. Werden Sie daher besonderes Augenmerk darauf legen?
Für uns ist sowohl das stationäre als auch das Online-Geschäft wichtig. Aber die Erwartungen der Kunden ändern sich. Also müssen auch wir unsere Leistungen verändern, um immer zum richtigen Zeitpunkt das richtige Angebot machen zu können. Wir glauben, dass die Leis­tung eines gut funktionierenden Online-Geschäfts künftig von Kunden erwartet wird. Aus diesem Grunde werden wir es weiterhin entwickeln, und zwar orches­triert mit unseren anderen Leistungen.

Handelsmarken erfreuen sich laut einer aktuellen Studie von Ipsos im Drogeriewarenbereich nach wie vor grosser Beliebtheit. Insbesondere die 18- bis 39-jährigen Konsumenten zeigen sich im Vergleich zu älteren probierfreudiger, wenn es um Handelsmarken geht. Was macht Ihre dm-Eigenmarken so erfolgreich?
Entscheidend ist die exzellente Arbeit unserer Teams im Produktmanagement, die mit gutem Blick auf die Kunden, partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit den Herstellpartnern und Überzeugungskraft Richtung Sortimentsmanagement sich für die dm-Marken verantwortlich fühlen.  

Welche Rolle spielt in dem Kontext Exklusivität?
Exklusivität ist die beste Voraussetzung, um den Ausdruck eines Markenerlebnisses für den Kunden stimmig erlebbar zu machen.

Wird es in den Drogeriemärkten bald keine Marken mehr geben?
Das glaube ich nicht. Denn unsere händlerische Kernleistung für die Kunden ist unsere Sortimentskompetenz. Diese permanent aktuell und attraktiv zu gestalten ist Aufgabe des Sortimentsmanagements, das sich hierzu der auf dem Markt befindlichen Marken bedient. Ob es sich dabei um Markenartikel im klassischen Sinne, Eigenmarken oder um Indie-Brands handelt, ist für ihn zweitrangig, solange sie in ihrer Zusammenstellung das Sortiment profilieren.

Was können Ihre dm-Eigenmarken, was die Herstellermarken nicht können?
Sie können schnell auf den Kunden re­agieren, ohne durch viele Gremien die Genehmigung dafür einholen zu müssen.

Sie haben Ihr Food-Sortiment kontinuierlich ausgebaut. Was sind Ihrer Meinung nach die kommenden Food-Trends?
Wir können beobachten, dass Menschen sich zunehmend bewusst mit Ernährung auseinandersetzen. Und auch für alle drogistischen Produkte gilt: Neben der Qualität der Inhaltsstoffe spielt auch der ökologische und soziale Fussabdruck eine zunehmende Rolle

Wird gesunde Ernährung zu einer Frage des Geldes?
Nicht unbedingt. Entscheidend für die Preisbildung ist die Frage, inwiefern der Preis alle Folgekosten der Erzeugung abbildet oder ob wir es weiterhin zulassen, dass Herstellungskosten externalisiert werden. Bei ökologischen Erzeugnissen werden zur Zeit weniger Erzeugungskosten externalisiert als bei konventionellen.

Welche Services und Dienstleistungen sind für den Point of Sale künftig Pflicht und welche Kür?
Pauschale Aussagen halte ich auf diesem Feld für riskant. Denn unsere Gesellschaft wird eher vielfältiger als homogener. Das ist jedoch eine gute Botschaft für den Händler, denn dadurch kann sich jeder in seinem Feld positionieren und profilieren. Für den Händler ist es wichtig zu wissen, für was er stehen will.  Im Falle von dm heisst dies: «Hier bin ich Mensch, hier kauf ich ein.» Und was das bei uns heisst, «Mensch zu sein», und wie es aussehen wird, bei uns «einzukaufen», darum werden wir uns täglich neu bemühen müssen.

Wo wollen Sie mit dm in den nächsten fünf Jahren stehen – wirtschaftlich, sozial und auch nachhaltig?
Vor allem wollen wir mitten im Leben unserer Kunden stehen. 

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Info

Grösster Drogeriekonzern Europas
dm-drogerie Markt ist mit rund 3600 Filialen und mit mehr als 62 000 Mitarbeitern der grösste Drogeriekonzern Europas. Der Umsatz des Unternehmens, das ­1973 von Götz Werner in Karlsruhe gegründet ´wurde und heute in 13 europäischen Ländern präsent ist, lag im Geschäftsjahr 2018/2019 (Stichtag: 30. September) bei 11,2 Mrd. Euro.
dm-Deutschland erwirtschaftete in diesem Zeitraum einen Umsatz von 8,3 Mrd. Euro.

Kundenmonitor 2019:
dm-drogerie markt wurde in der Verbraucherumfrage «Kundenmonitor Deutschland 2019» erneut zum beliebtesten Drogeriemarkt und auch zum besten Händler im deutschen Lebensmitteleinzelhandel
gewählt.

GREEN BRAND:
Der ­MARKANT Partner ist erstmals als GREEN BRAND Germany ausgezeichnet worden. Mit der Verleihung des Güte­siegels für das Jahr 2019/2020 würdigt die Jury der internationalen, unabhängigen Markenbewertungs-Organisation GREEN BRANDS das Engagement von dm für ökologische Nachhaltigkeit.