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Für Olivenöl müssen die Verbraucher im Handel derzeit deutlich tiefer in die Tasche greifen: Der Grund sind Missernten in Südeuropa. Die Versorgung mit dem „flüssigen Gold“ ist jedoch nicht gefährdet.
Durch Bakterien-Befall geschädigte Olivenbäume in Italien und schwache Ernte in Spanien - in ganz Europa haben die geringeren Olivenernteerträge zu kräftigen Preissteigerungen geführt. Auch in Deutschland: "Wir mussten 2015 die Preise für spanische Olivenöle um circa 25 Prozent und für italienische Öle um 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöhen. Griechische Olivenöle aus Kreta stiegen preislich „nur“ um circa 15 Prozent“, sagt beispielsweise Martin Schmidlin, Marketingdirektor bei Feinkost Dittmann. Im aktuellen Jahr hat sich der Trend steigender Preise bei Olivenöl weiter fortgesetzt. Dennoch konnten laut Nielsen die bekannten Markenöle mit wenigen Ausnahmen neben Umsatzwachstum auch weitere Absatzgewinne verbuchen. Der Olivenöl-Trend setzt sich auf dem deutschen Markt also trotz steigender Preise fort. Das dürfte allerdings auch daran liegen, dass die steigenden Erzeugerpreise von den Herstellern hierzulande nur in eingeschränktem Umfang an den Handel und die Verbraucher weitergegeben werden können.
Einschränkungen der Versorgung sind dabei für den deutschen Markt nicht zu befürchten. Man arbeite derzeit ohne jede Einschränkung mit den Lieferanten zusammen und sei bei allen Olivenölen voll lieferfähig, heißt es beim Importeur der Nr. 1 unter den spanischen Olivenöl-Marken (La Espanola), Feinkost Dittmann.
Keine Ölkrise im deutschen Handel
Von Ölkrise kann im deutschen Handel also keineswegs die Rede sein, auch vor dem Hintergrund, dass die hier verkauften Mengen Olivenöl hierzulande aufgrund eines Pro-Kopf-Verbrauches pro Jahr von gerade Mal einem halben Liter Olivenöl eher bescheiden ausfallen. Zwar erfreut sich das Öl wegen seiner positiven ernährungsphysiologischen Eigenschaften und wegen des Trends zur mediterranen Küche auch in Deutschland wachsender Beliebtheit. Dennoch ist der Konsum noch längst nicht so verbreitet wie in den Herkunftsländern Spanien, Italien und Griechenland, wo Olivenöl zu einem der wichtigsten Lebensmittel gehört und Pro-Kopf-Verbräuche zwischen 10 und 15 Litern erreicht werden. Die Industrie sieht hier noch erhebliche Wachstumsreserven.
Rapsöl ist Nr. 1 im Speiseölregal
Quasi vor der Haustür wächst hierzulande der Rohstoff für Rapsöl, das im deutschen Handel unterdessen die unangefochtene Nummer 1 im Speiseölregal bleibt. Laut einer Analyse der Agrarmarkt Informationsgesellschaft verfügt Rapsöl in Deutschland über einen Anteil von 40 Prozent bei weiter steigender Nachfrage. Mit einem Absatzplus von 2,4 Prozent erreichte das Öl im vergangenen Jahr einen neuen Rekord; insgesamt umfasste der Markt ein Einkaufsvolumen von 78,5 Millionen Liter. An zweiter Stelle folgt Sonnenblumenöl mit einem Marktanteil von 27,2 Prozent.
Handelsmarken mit Einbrüchen
Erst an dritter Stelle des Beliebtheitsrankings folgt Olivenöl. Laut IRI lag der Marktanteil hier 2015 bei gut 15 Prozent (entspricht einem Absatzwert von rund 46 Mio. Liter). Das Volumen verringerte sich gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozent. Dieser leichte Rückgang dürfte eine Folge der Preissteigerungen bei Olivenöl sein, die im deutschen Handel durchschnittlich bei rund achteinhalb Prozent lagen und hat laut IRI vor allem im Harddiscount seine Spuren hinterlassen.
Im europäischen Vergleich gab es allerdings weitaus dramatischere Einbrüche: Vor allem in Spanien und Griechenland führten enorme Preissteigerungen dazu, dass Aktionskäufe im Handel gestoppt wurden und die Absatzmengen in beiden Ländern zwischen 16 und 18 Prozent sanken.
In nahezu allen Ländern, so auch in Deutschland, stiegen die Preise für Olivenöl-Handelsmarken dabei deutlich schneller als für Markenöle. Allerdings griffen die Verbraucher im letzten Jahr ungeachtet der kräftigen Preiserhöhung bei den Handelsmarken weiterhin dazu, wenn sie unterm Strich immer noch günstiger waren als die Herstellermarken.