
Foto: Von Othegraven/Juliane Werner
Günther Jauch gehört zu den beliebtesten und bekanntesten Showgrössen in Deutschland. Doch neben der Bühne betreibt der TV-Star erfolgreich das Weingut von Othegraven, das seit dem 18. Jahrhundert seiner Familie gehört. Seine Passion gehört dem Riesling und seine Philosophie lautet: Die Traube entscheidet, was sie wird.
Wie wird man vom Moderator zum Winzer? Wann haben Sie Ihre Passion als Winzer entdeckt?
Günther Jauch: Ich bin ja kein Winzer, sondern bestenfalls chronischer Azubi auf dem Weingut. Das Weingut von Othegraven ist seit 1805 in unserer Familie. Meine Grossmutter war eine geborene von Othegraven. Als Kind war ich oft auf dem Weingut. Später war es dann 15 Jahre aus unserer direkten Familienlinie hinausvererbt worden. Ich konnte es dann vor elf Jahren zurückkaufen und jetzt bilden meine Frau und ich die siebte Generation.
Welchen Wein bevorzugen Sie? Trinken Sie nur Ihre Weine?
Günther Jauch: Es gibt nichts langweiligeres, als stets die eigenen Weine zu trinken. Ich trinke auch deshalb sehr gern andere Weine, um zu vergleichen und zu lernen. Von unseren Weinen mag ich die Kabinette am liebsten. Die gelten als hohe Kunst bei Rieslingen. Sie haben wenig Alkohol und sind nicht klassisch trocken. Sie zeigen die ganze Vielfalt der Rieslingtraube.
Wie wichtig ist Ihnen Ihr persönliches Engagement und die Identifikation mit Ihren Weinen?
Günther Jauch: Das ist äusserst wichtig – wie bei allen Familienbetrieben, die Landwirtschaft betreiben.
Wie lautet Ihre Philosophie bei der Weinherstellung?
Günther Jauch: Die Traube entscheidet, was sie wird. Gegen die Natur kann kein grosser Wein entstehen und so gilt unsere ganze Sorgfalt dem Erhalt und dem ökologischen Gleichgewicht unserer Lagen.
Welche Absatzkanäle nutzen Sie überwiegend für den Verkauf Ihrer Weine?
Günther Jauch: Eigentlich alle. Klassischer Privatkundenhandel, eine enge Verzahnung mit der Gastronomie, dem Weinhandel und dem Lebensmitteleinzelhandel. Dazu kommt die Möglichkeit, über ein Bestellformular auf unserer Website zu ordern.
Helfen Sie dabei, den Wein von A bis Z herzustellen oder geben Sie nur Ihren Namen dafür her?
Günther Jauch: Ich habe vor elf Jahren ein Spitzenteam auf dem Weingut komplett übernommen und bis heute behalten. Das sind alles Profis, aber es ist mein Weingut und so setzen wir uns immer wieder zusammen und treffen die wichtigsten Entscheidungen gemeinsam. Ich wage auch die Behauptung: Weingüter, zu denen der Eigentümer eigentlich keinen Bezug hat, funktionieren gar nicht.
Welche Rolle spielen Herkunft und Tradition für Sie?
Günther Jauch: Natürlich eine sehr wichtige. Wir sind Gründungsmitglied des Verbands der deutschen Prädikatsweingüter. Seit über 100 Jahren finden Sie dort die renommiertesten deutschen Weingüter. Auch heute sind es praktisch nie mehr als 200. Sie sind damit so etwas wie die Qualitätselite von mehr als 20 000 Weingütern in Deutschland.
Ist Deutschland ein Weintrinker-Land? Welches Image hat aus Ihrer Sicht deutscher Wein?
Günther Jauch: Ich stelle fest, dass tatsächlich immer häufiger Wein getrunken wird, gerade von jüngeren Leuten. Das Image des deutschen Weins hat sich in den letzten 20 Jahren dramatisch verbessert. Das ist vor allem der Arbeit der Winzer zu verdanken. Das Preis-Leistungs-Verhältnis bei deutschen Weinen ist einfach grossartig – nicht immer zur Freude derjenigen, die eine solche Qualität mit ganz erheblichem Aufwand herstellen.
Drei Euro gibt jeder Deutsche im Schnitt für eine Flasche Wein aus. Wie beurteilen Sie dies – auch vor dem Hintergrund der handwerklichen Arbeit?
Günther Jauch: Zu einem Verkaufspreis von drei Euro können Sie in Deutschland natürlich keine richtig guten Qualitäten herstellen. Bei uns an der Saar leben wir mit absoluten Steillagen. Da gibt es keinen Maschineneinsatz, sondern ausschliesslich Handlese, hohe Selektionstiefe, strenge Begrenzung der Mengen pro Hektar – da bekommen Sie herausragende Qualität ins Glas, die ihren Preis haben muss. Oder anders gesagt: Niemand würde einen Porsche mit einem Hyundai vergleichen, auch wenn einen beide problemlos von A nach B bringen können. Dennoch: Unsere Weine kann sich jeder leisten – aber vielleicht nicht jeden Tag.
Sie sind den Umgang mit ganz unterschiedlichen Menschen gewöhnt. Wie würden Sie diese Fähigkeiten in einem Verkaufsgespräch über Wein oder andere hochwertige Produkte umsetzen?
Günther Jauch: Ich bin mir nicht sicher, ob ich ein guter Verkäufer bin. Aber wenn Menschen selbst von etwas begeistert sind und das glaubwürdig transportieren können, tun sie sich als Verkäufer leichter. Und ganz wichtig: Ich bin niemals beleidigt, wenn Menschen meinen Wein nicht mögen. Denn die Welt des Weins ist wirklich unendlich und da hat wirklich jeder Geschmack seinen Platz. Das gilt es, durchaus auch mit Freude, immer wieder neu zu akzeptieren.