Zeit für Rotwein

Montag, 28. Oktober 2024
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Gerade in der kühleren, dunklen Jahreszeit nimmt die Leidenschaft für Rotweine zu. Um diese zu schüren, gilt es jetzt, die breite Genussvielfalt der dunklen Rebsorten impulsstark am Point of Sale zu präsentieren. Für Orientierung sorgen warenkundliche Informationen. 

Bei Rotweinen ist der Trend zu «einem Maul voll Süden» ungebrochen. So formuliert es Gotthard Scholz vom Marketing bei Rindchen's Weinkontor: «Fruchtnoten von reifen bis gekochten Beeren, dazu Kräuter-, Zimt- und Schokoladenoten und ein samtenes Mundgefühl.» Sauer gehe gar nicht und die Restsüsse dürfe gern ein wenig höher sein. Ein Paradebeispiel sind für ihn süditalienische Rotweine aus der Sorte Primitivo und der sogenannte Appassimento. Wörtlich bedeutet der Begriff Appassimento  so viel wie «Verwelkung», «Trocknung». Es handelt sich um eine italienische Methode der Weinherstellung, bei der die Beeren vor der Vergärung (an)getrocknet werden. Der Wein dazu wird auch «Passito» bezeichnet. Das Ziel der Appassimento-Methode ist durch Flüssigkeitsentzug die Konzentration des Zucker- und Extraktgehaltes zu steigern, wodurch auch höhere Alkoholgehalte erreicht werden können. Besonders populär sind Primitivo Weine aus Puglia (Apulien) in Süditalien, die als Appassimento erzeugt werden. Die Primivo-Traube bringt von Natur aus opulente und aromatische Weine hervor. Der natürliche Charakter des Primitivo Rosso wird durch den Appassimento-Effekt noch einmal deutlich verstärkt. 
 
«Primitivo ist weiterhin eine der stärksten Rotweinrebsorten und liegt mit Dornfelder, Cabernet Sauvignon, Spätburgunder und Tempranillo in den Top 6 der reinsortigen Rebsortenweine», bestätigt auch Chris Swanepoel, Marketing Director von Mack & Schühle. Mit in die Riege gehört zudem die Rebsorte Merlot.
 
Ungebrochene Beliebtheit
Auch wenn der Primitivo-Markt mittlerweile mit vielen Produkten gesättigt erscheinen mag, besteht laut Nielsen Market Track weiterhin ein Wachstum von plus vier Prozent im Absatz (Deutscher LEH + DM + C&C ohne Aldi, Lidl, Norma, MAT Woche 26/2024). Dabei sank der Gesamtabsatz an Weinen in diesem Zeitraum im Vergleich zum Vorjahr um 4,7 Prozent. Rotweine verloren dabei mit minus 7,5 Prozent überproportional gegenüber Weissweinen (-3,1 %) und Rosé (-1,9 %). Umso mehr freut sich Claudia Burgdorf, Head of Corporate Consumer und Market Knowledge, Rotkäppchen-Mumm, dass alkoholfreie Rotwein-Alternativen so gut ankommen: «Doppio Passo Alternativa Rosso» war, als erste und einzige alkoholfreie Premiumwein-Marke, die erfolgreichste Neueinführung im Alkoholfrei-Markt in Deutschland im vergangenen Jahr und entwickelt sich – insbesondere im Verhältnis zum noch eher kleinen, aber stetig wachsenden Markt für entalkoholisierte Weine – sehr gut.» Auch in 2024 sei der Wein der stärkste Wachstumstreiber für alkoholfreie Weine.
 
Geheimtipp-Momente
Aber für Aufmerksamkeit der Shopper sorgen eben nicht nur Weine aus Italien. Gotthard Scholz sieht etwa auch Rotweine aus Südfrankreich aus den Rebsorten Grenache und Syrah im Kommen. Oder Tropfen aus Portugal: «Portugal verbindet das Geheimtipp-Moment mit einem ebenso zugänglichen wie seriösen Geschmacksbild.» Insbesondere bei teureren Rotweinen kommt es für den Experten vor allem auf Authentizität an. Dazu gehöre zum einen ein «realer» Winzer und zum anderen das handwerklich erzeugte Produkt, das gerne auch in Bio-Qualität sein darf. 
 
Shopper im Blick
Besonders in der kühlen Jahreszeit ist die Selbstbelohnung offenbar ein wichtiges Kaufmotiv für Rotwein: der entspannte Sofamoment – ob allein oder zu zweit. Danach folgt das Foodpairing: die Auswahl von Rotwein als Essensbegleiter. Status spielt dabei, so Gotthard Scholz, immer weniger eine Rolle. «Kriterien für Kunden sind ein erwartbares und erwünschtes Geschmacksbild, das Preis-Genuss-Verhältnis und der Anlass.»
 
Impulsreiche Verkaufstipps
Sowohl zur herbstlichen Urlaubsnachlese als auch zur Festtagssaison rät Vanessa Lehmann, Head of Communications, Henkell Freixenet Holding, zu Verbund- und Zweitplatzierungen auf der Fläche, die das Potenzial für deutliche Mehrumsätze haben. «Zu empfehlen sind kategorieübergreifende Aktionen, zum Beispiel die Platzierung unter einem Promotionthema wie etwa ‹mediterrane Woche› oder thematisch passenden Produkten wie Fisch, Käse, Oliven oder andere Antipasti. Verbundplatzierungen fördern den anlassbezogenen Einkauf.» Gleichzeitig werden neue Kaufimpulse geweckt, da der Kunde mit Anregungen – etwa Rotwein zu Käse – zum Ausprobieren animiert wird. Auch Alexander Rittlinger, Geschäftsführer von Reh Kendermann, ermuntert dazu, am Point of Sale etwa ganz klassisch Displays mit Foodpairing zu kombinieren: «Zum Beispiel an der Käse- und Fleischtheke und im Feinkostbereich.» Voraussetzung für den Erfolg ist dabei, dass das Produkt dauerhaft und ausreichend verfügbar ist. Denn: «Gerade Out-of-Stock-Situationen werden als Kaufbarrieren wahrgenommen», betont Vanessa Lehmann. Mit einer guten Planung sollte sich das aber wohl problemlos vermeiden lassen. 

 

Rote Rebsorten

Die Auswahl an Rotweinen ist vielfältig und für den Shopper mitunter auch unübersichtlich – eine mögliche Kaufbarriere. Zur besseren Orientierung ist es hilfreich, dem Kunden Informationen zu den unterschiedlichen Rebsorten zur Verfügung zu stellen und ihn, auch in Verkostungen, entsprechend zu beraten. Einige Beispiele.

Pinot noir: Auch Spätburgunder, Blauburgunder oder Blauer Burgunder genannt. Die grosse Burgundertraube bildet die Basis der bedeutenden Rotweinsorte, die auch als sehr hochwertig gilt. Pinot noir ist eine klassische Rotweinqualitätssorte der kühleren Weinbaugebiete, wie etwa des Burgunds, der Ahr oder der Pfalz. Die heutigen Pinot-noir-Weine haben ein kräftiges Rubinrot mit violetten Nuancen und gelten als samtige, vollmundige Rotweine mit langer Lagerfähigkeit, aber mit geringer Farbintensität. Der typische Pinot noir hat einen leicht süsslichen Duft nach Früchten – von Kirschen, Brombeeren, Erdbeeren und Pflaumen bis hin zu Schwarzen Johannisbeeren. Dazu kommen Nuancen von Mandeln sowie Blumen wie Veilchen. Mit Ausbau im Barrique kommen oft noch Anklänge von Vanille und Zimt hinzu.

Cabernet Sauvignon: Es handelt sich um eine natürliche Kreuzung von Cabernet Franc und Sauvignon Blanc, die ursprünglich im Médoc/Bordelais beheimatet war, heute aber auch ausserhalb Europas angebaut wird. Die Traube mit grossem Charakter kommt würzig, kräuterduftend und gerbstoffreich daher und verfügt über ein typisches Aroma von Schwarzen Johannisbeeren. Cabernet Sauvignon braucht Zeit zum Reifen und in gewinnt in Verschnitten, etwa mit Merlot, Cabernet Franc oder Syrah/Shiraz. Wenn die Traube voll ausreifen kann, ergibt sie vielschichtige gerbstoffreiche Weine. Als spät reifende Sorte muss sie in warmen Ländern angebaut werden, damit der Wein nicht grasig oder nach grüner Paprika schmeckt.

Merlot: Eine vielseitige Rebe, die duftige, pflaumenwürzige, fruchtige und vollmundige Rotweine liefert, die bereits nach wenigen Jahren Lagerung genussreif sind. In Cuvées machen sich bereits geringe Anteile Merlot vorteilhaft bemerkbar. Die Weine werden früher zugänglich, möglicherweise jedoch zu Lasten der Langzeit-Haltbarkeit. Wenn ein Merlot altert, kann er weicher werden. Oft aber verringern sich die Fruchtaromen; zarte Kräuteraromen treten in den Vordergrund. Merlot harmoniert gut mit Eiche und eignet sich dadurch zur Fasslagerung im Barrique. Daher haben viele Bordeaux-Weine als Cuvée einen Merlot-Anteil.

Tempranillo: Die helle, würzige und feine Rioja-Traube zählt zu den bedeutendsten Rebsorten in Spanien. Aus dem Spanischen übersetzt bedeutet «Tempranillo» «der kleine Frühe». Denn die Trauben werden früh reif und sind im Vergleich zu anderen Rebsorten eher klein. Der Wein verfügt über eine kräftige und warme Farbe, die oft auch mit einem kräftigen Geschmack assoziiert wird. Dabei können die individuellen Charaktere der verschiedenen Tempranillos facettenreich und – je nach Ausbau – auch fruchtig-elegant sein. Tempranillo gilt als weich, da recht milde Gerbstoffe (Tannine) enthalten sind.

Syrah/Shiraz: Die Traube, die ursprünglich aus dem Gebiet der Rhône stammt, bringt herbe, pfeffrige und purpurrote Weine hervor, die sich bestens entwickeln können. Eine hohe Qualität wird erst bei langer Lagerung erreicht. In Australien ist die Syrah-Traube als «Shiraz» von grosser Bedeutung, wie etwa auch in Südafrika oder Kalifornien. Auch in Frankreich zählt Syrah zu den bedeutsamsten Rotweinsorten. Die Rebsorte bevorzugt ein heisses, eher trockenes Klima und benötigt die besten Lagen.

Primitivo: Die Primitivo-Rebsorte, auch Zinfandel genannt, trägt ihren Namen, da sie meist sehr früh reift und als erste gelesen wird (Italienisch: primo). Da die Traube einen hohen Zuckerhegalt hat, werden auch höhere Alkoholgehalte erreicht. Ursprünglich stammt die Rebsorte aus Kroatien. Das bekannteste italienische Anbaugebiet für Primitivo ist die nach Manduria, eine Stadt im nördlichen Salento, benannte DOC-Zone (Denominazione di Origine Controllata) in der Region Apulien. Von dort stammt der Primitivo di Manduria. Aber auch unter der IGT (Indicazione Geografica Tipica) Primitivo di Puglia sind viele überzeugende Weine zu haben. Primitivo zeichnet sich durch ein charakteristisch würziges Aroma aus, das an Zimt, Nelken, schwarzen Pfeffer und dunkle Waldfrüchte erinnert.

Dornfelder: Die Rebsorte Dornfelder steht für kräftige, fruchtbetonte Rotweine mit typischen Anklängen von Sauerkirschen, Brombeeren und Holunder. Die Weine sind in der Regel tiefdunkel gefärbt und gehaltvoll – mit samtigen Tanninen und moderater Säure. Die Rotweinsorte ist frühreifend. Dornfelder entstand 1955 als Neuzüchtung aus den Rebsorten Helfensteiner und Heroldrebe. Ursprünglich sollte Dornfelder als Verschnittpartner anderer roter Rebsorten dem daraus gekelterten Wein mehr Farbe verleihen. Mittlerweile wird Dornfelder auch immer stärker sortenrein angebaut und ist in unterschiedlichen Qualitätsstufen zu haben.

Negroamaro: Die «schwarze Bittere» ist eine italienische Rebsorte, die vor allem in der Region Apulien zu finden ist. Im Vergleich zum Primitivo hat Negroamaro eine dickere und dunklere Schale. Der Wein ist dunkel-violett und nahezu undurchsichtig. Die Rotweine sind kräftig und enthalten reichhaltige Fruchtaromen von schwarzer Johannisbeere und Kirsche. Negroamaro wurde früher hauptsächlich für Verschnittweine eingesetzt, wird mittelerweile aber auch reinsortig ausgebaut.

Grenache: Wird in Spanien «Garnacha» genannt, auf Sizilien «Cannonau». Die Rebensorte wird weltweit am fünfthäufigsten angebaut. Grenache-Wein hat grundsätzlich wenig Tannine sowie wenig Säure (ist also weicher) und enthält mehr Alkohol. Oft wird der Grenache mit tanninhaltigeren Sorten verschnitten, z. B. mit Tempranillo oder Syrah. Die Grenache-Traube liefert fruchtige Weine und wird auch als Weiss- oder Roséwein gekeltert.

 

News

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Das Start-up K-Group ist der Gewinner der Pitchs auf dem 126. Markant Handelsforum.

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Das Tiroler Familienunternehmen MPREIS kooperiert in Südtirol mit zahlreichen lokalen Betrieben aus der regionalen Kleinstruktur, insbesondere mit Bäckereien, Landwirten und Metzgereien.

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Die EU-Kommission rechnet für das Jahr 2025 mit einem marginalen Anstieg der europaweiten Milchanlieferung um 0,3 Prozent auf 10,8 Millionen Tonnen.

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Bedingt durch die extremen Witterungsbedingungen werden die Erntemengen in deutschen Weinbergen 2024 deutlich geringer ausfallen als im Vorjahr, dafür aber nach Einschätzung des Deutschen Weininstituts (DWI) hervorragende Qualität liefern.

Markt

Auch im ersten Halbjahr 2024 wurde laut Deutschem Weininstitut/NielsenIQ HomeScan Panel weniger Wein gekauft als im gleichen Zeitraum 2023. Während im letzten Jahr ausschliesslich deutsche Weine Verluste zu verzeichnen hatten, betrifft die Kaufzurückhaltung nun auch ausländische Weine. Im Vergleich zu 2022 und 2023 fielen die Verluste aber etwas geringer aus. 
 
Auch die Umsätze mit Wein gingen weiter zurück. Bei den Marktanteilen nach Ländern (Menge) folgen auf Deutschland (41,8 %), Italien (17,8 %), Spanien (14,6 %) und Frankreich (10,7 %). Damit konnten spanische und italienische Weine weiter Marktanteile gewinnen.
 
 

Tipps

Im Trend liegen unkomplizierte Rote im Einstiegssegment: meistens aus Dornfelder oder Tempranillo. Bei anspruchsvolleren, gefälligen Weinen sind es: gute Frucht, Trinkfluss und eine angenehme Struktur.
Alexander Rittlinger, Geschäftsführer, Reh Kendermann 
 
Verbraucher möchten unkomplizierten Wein, da sie sich nur wenig auskennen. Markenartikel sind eine gute Orientierungshilfe für sie. Mit ihrer Wieder-
erkennbarkeit und Ubiquität bieten sie dem Shopper eine gewisse Sicherheit. Ansprechende Etikettendesigns und Speiseempfehlungen liefern ebenso Kaufmotive.
Chris Swanepoel, Marketing Director, Mack & Schühle
 
Am POS bleiben die Formen der Kommunikation über Länderküchen aktuell, ebenso wie die winterliche «Sehnsucht Süd» mit (Wein)Landschaften des Südens. Im Kommen ist die Kommunikation von Geschmacksbildern («Sonnenuntergang am Gaumen») und Weinmomenten («Wir schaun uns in die Augen»-Wein). 
Gotthard Scholz, Marketing, Rindchen's Weinkontor 
 
 

Produkte

Rotkäppchen-Mumm
Alkoholfreien Rotweingenuss aus apulischen Trauben bietet «Doppio Passo» mit dem «Primitivo Rosso Alternativa». Nach dem dreistufigen Spinning Cone Column Produktionsverfahren sind die charakteristischen Primitivo-Noten von Beerenfrüchten, Kirschen, Feigen und Kräutern klar zu erkennen. Passt gut zu Salaten mit Wildgeflügel, gebratenen Rindfleisch, BBQ oder gereiftem Käse.

Rindchen's Weinkontor (Schloss Wachenheim)
Aus dem Trendland Portugal (Alentejo) kommt der seidig-melancholische Rotwein «2022 Pimenta Preta» von Winzer Alexandre Relvas. Er will Sinne und Seele erfüllen: mit Kirsch- und Pflaumenfrucht, runden, anschmiegsamen Tanninen und wohlig-pfeffrigen Kakaonoten. Harmoniert mit Pasta, Geflügel und Weichkäse.

Henkell Freixenet
Der beliebte «Freixenet Mederaño Tinto», der sich seit dem letzten Jahr im neuen Flaschendesign präsentiert, ist ein temperamentvoller und kräftiger Rotwein aus dem Herzen Spaniens. Die Fruchtigkeit und die eingebundenen Tannine machen ihn zu einem Tropfen mit starkem Charakter. Vollmundig, mit Aromen von dunkler Cassis, reifen Kirschen und roter Paprika.

Reh Kendermann
«14 Homes» aus Cabernet Sauvignon und Merlot wird in Wellington/Südafrika von Napier Vineyards hergestellt. Sein Name bezieht sich auf die 14 Häuser, die das Weingut für seine Mitarbeiter errichten liess, um ihnen und ihren Familien eine sichere Zukunft zu ermöglichen. Das Bouquet ist von würzigen Noten und dem Aroma reifer Kirschen und schwarzer Johannisbeeren geprägt.

Mack & Schühle
«Famiglia Angelillo Primitivo Puglia IGT» ist ein halbtrockener, saftiger, vollmundiger Primitivo aus dem Anbaugebiet Apulien, der weiche Tannine, rote Früchte und eine würzige Note vereint. In der Nase entfalten sich Sauerkirsche und leichte Pfeffernoten. Der kräftige Rotwein wird zu Gerichten mit gebratenem Fleisch und gereiften Käsesorten empfohlen.