Wiesn-Flair am Point of Sale

Mittwoch, 06. August 2014
Foto: StockFood/Bonisolli Barbara

Weiß-blaue Schmankerl haben sich zur Oktoberfestzeit längst als Kassenschlager etabliert. Am Point of Sale punkten vor allem authentische Produkte und eine emotionale Inszenierung.

Am 20. September heißt es wieder: O’zapft is  – dann steht alles Bayerische hoch im Kurs. Das größte Volksfest der Welt genießt nicht nur in Bayern ein positives Image, sondern auch weit über die blau-weißen Landesgrenzen hinaus. Dabei hat sich das Oktoberfest in den vergangenen Jahren immer stärker auch am POS als Kauftreiber etabliert. Klar, denn was der Verbraucher gerne im Festzelt isst, möchte er auch zu Hause genießen. Außerdem transportiert das Oktoberfest Werte wie Freude, Geselligkeit, bayerische Lebensart und Tradition. Themen, die sich auch am Point of Sale erfolgreich spielen lassen.

Für den Erfolg einer Oktoberfestaktion am Point of Sale sind drei Kriterien entscheidend: Original-Produkte, Geschmack und Wertigkeit. Besonders das Qualitätsversprechen ist einer der wichtigsten Kauftreiber. „Mit dem Kauf verlässt sich der Verbraucher nicht nur darauf, dass er ein original bayerisches Produkt kauft. Er verbindet damit auch Qualität und Echtheit“, erklärt Georg Hausl, Leiter der Agentur für Lebensmittel Produkte aus Bayern (alp). Ferner steht die „Marke Bayern“ für Genuss und Gastlichkeit. Ein einladender Verkostungsstand, der zum Probieren der bayerischen Schmankerl einlädt, ist nach Meinung von Hausl unerlässlich. „Viele bayerische Spezialitäten entfalten als Einzelprodukt nicht ihren vollen Geschmack und sollten in Kombination zur Verkostung gereicht werden“, so der Experte weiter. Der Klassiker ist dabei der Dreiklang von Weißwurst, süßer Senf und Brezen.

Der Verbraucher von heute will inspiriert werden. Auch hier bieten typisch bayerische Produkte zur Oktoberfestzeit attraktive Wertschöpfungsansätze. Die Bandbreite ist groß: sei es die Gelbwurst zum Frühstück, die Leberkäs-Semmel für den Snack zwischendurch oder Obazda zur Brotzeit. Außerdem kaufen Verbraucher immer herkunftsbewusster ein. Regionale Qualitäts- und Herkunftssicherungsprogramm wie Geprüfte Qualität Bayern oder auch das Regionalfenster zeigen, dass das Thema Regionalität weiterhin im Trend liegt. „Bayern bietet dem Handel hier ein großes Potenzial, da viele überregional beliebte Fleisch- und Wurstspezialitäten hier ihren Ursprung haben“, erklärt Christian Wolf, Inhaber und Geschäftsführer der Wolf Firmengruppe.

Der hohe Qualitätsaspekt sollte daher auch beim Produktverkauf nicht verloren gehen. „Original bayerische Produkte sollten erschwinglich sein, allerdings auch nicht unter Wert verkauft werden“, heißt es bei der alp. Dies stehe im Widerspruch der Marke und schade langfristig dem Image und der damit einhergehenden Nachfrage. Ebenfalls wichtig: eine optimale Inszenierung am Point of Sale. So sollte nach Empfehlung von Paulaner dem Thema ein eigener Bereich gewidmet werden, der ganzheitlich und gegebenenfalls auch kategorieübergreifend das Thema aufgreift. Als guter Blickfang haben sich Bierzeltgarnituren und bayerische Fahnen bewährt, die die Kunden bereits in der Fernwirkung auf die Präsentation hinweisen. Zudem lässt sich die Aufmerksamkeit der Kunden durch Displayausstattungen sowie Wiesn-Sonderartikel gewinnen.

Bayerische Produkte sorgen besonders zur Oktoberfestzeit für Impulse im Markt und damit für attraktive Chancen. Das schlägt sich auch in den Umsatzzahlen nieder. So können während der Aktion eine Absatzsteigerung zwischen plus 200 Prozent und plus 400 Prozent erzielt werden, heißt es bei der alp. Nach der Aktion pendele sich der gegenüber den Wochen vor den Aktionswochen im Durchschnitt bei plus 30 bis 40 Prozent langfristig ein. Zudem eignen sich die Aktionen für den Händler, um neue bayerische Produkte zu testen. Auf diese Weise können Händler im Hinblick auf eine spätere Listung die Nachfrage nach neuen Produkten prüfen und somit das Sortiment für den Kunden noch attraktiver gestalten.

Zu den Top-Umsatzgaranten zählen neben den bayerischen Molkereierzeugnissen, die Fleisch und Fleischereierzeugnisse. Insbesondere das bayerische Rindfleisch wird nach Einschätzung der alp aufgrund seiner konsequenten Herkunft- und Qualitätsrichtlinien geschätzt. Auch Leitprodukte, die die „Marke Bayern“ prägen sollten nicht vernachlässigt werden – hierzu zählen das bayerische Bier, die bayerische Breze oder der süße Senf. „Die nationale Nachfrage nach süßem Senf steigt zur Oktoberfest-Saison mit einem starken Absatz- und Umsatzplus“, resümiert Develey. Auch Oktoberfestbier hat sich nach den Erfahrungen von Paulaner in den vergangenen Jahren immer stärker als Kauftreiber etabliert. In einem insgesamt rückläufigen Biermarkt (- 2 % Rückgang Bierabsatz 2013 vs. 2012) sei eine Steigerung des Oktoberfestbier-Absatzes um 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr umso positiver zu bewerten.

Bayernaktionen können prinzipiell ganzjährig gefahren werden. Die beste Zeit ist jedoch dann, wenn die Relevanz beim Konsumenten am höchsten ist – zur Wiesn-Zeit. Die Wochen rund um das Münchner Oktoberfest, von Anfang September bis Ende Oktober, haben sich dabei als idealer Zeitpunkt für bayerische Wochen im Lebensmittelhandel bewährt, so die alp.

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Interview

Georg Hausl, Leiter der Agentur für Lebensmittel - Produkte aus Bayern (alp Bayern), Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft u. Forsten

Herr Hausl, welche Chancen und Potenziale bieten das Oktoberfest und damit original bayerische Produkte dem Handel?
Das Münchner Oktoberfest ist das größte Volksfest der Welt. Durch seinen hohen Bekanntheitsgrad profitieren auch die mit ihm in Zusammenhang gebrachten bayerischen Spezialitäten wie etwa das Bayerische Bier, die Weißwurst und die Bayerische Breze. Der Handel nutzt dieses gute Image und generiert mit Oktoberfest-Aktionen spürbare Mehrumsätze. Dabei sind aufmerksamkeitsstarke Zweitplatzierungen ein ideales Medium, um die Marke „Bayern“ publik zu machen.

Nach welchen Kriterien kauft der Verbraucher bayerische Produkte?
Die Kriterien, nach denen Verbraucher bayerische Produkte nachfragen, sind von hohem Sympathiewert und einem bestimmten Lebensgefühl geprägt. Bei der Ausgestaltung von privaten Oktoberfestevents sucht der Verbraucher nach geeigneten Gebinden und Produkten wie dem Fassbier oder der Riesenbrezen.

Worauf achtet der Verbraucher dabei besonders?
Zahlreiche Studien, aber auch das Einkaufsverhalten belegen, dass Verbraucher verstärkt nach regionalen Sortimenten suchen, die klar gekennzeichnet und mit glaubwürdigen Kriterien hinsichtlich Qualität, Transparenz und kurzen Wege hinterlegt sind.

Was ist aus Ihrer Sicht der Treiber für die große Nachfrage nach regionalen Produkten?
Ein wesentlicher Treiber dieser Entwicklung ist sicherlich die Tatsache, dass Wertschöpfungsketten und Warenströme heute oftmals verworrene globale Wege gehen. Viele Konsumenten bevorzugen deshalb wieder verstärkt regionale Strukturen.

Woran erkennen der Händler und der Verbraucher, dass es sich um ein original bayerisches Produkt handelt?
Unser Siegel „Geprüfte Qualität – Bayern“ kennzeichnet  Produkte, die zu 100 Prozent bayerisch sind: Von der Erzeugung bis zur Verarbeitung. Derzeit findet der Verbraucher Produkte aus 19 Kategorien, die mit dem Zeichen angeboten werden. Der Produktkorb reicht hierbei von Rind- und Schweinfleisch, Eiern über Milch und Milchprodukte bis hin zu Obst, Gemüse und Backwaren. Knapp 19.000 landwirtschaftliche Erzeuger, 2.700 Verkaufsstellen des LEH und rund 200 Verarbeiter sind in das System eingebunden. Knapp 75 Prozent der bayerischen Verbraucher ist das Zeichen bekannt. Damit stellt „Geprüfte Qualität – Bayern“ europaweit das wichtigste Regionalzeichen dar.

Was ist der Mehrwert des Regionalsiegels?
Das Bayerische Regionalsiegel stellt ein zusätzliches Angebot dar, die hohen Standards des Programms „Geprüfte Qualität – Bayern“ mit der Herkunft aus einem klar definierten Gebiet innerhalb Bayerns zu kombinieren. Am stärksten ist das Regionalsiegel derzeit bei „GQ-Franken“ präsent. Vor allem bei Eiern, aber auch bei Obst und Gemüse wird die ergänzende Regionalkennzeichnung „Franken“ genutzt.

Neben dem Regionalfenster gibt es auch die Herkunftsschutzsiegel. Wie viele bayerische Produkte tragen mittlerweile das g.U.-Siegel bzw. das g.g.A-Siegel?
Mit derzeit 26 geschützten Produkten und elf weiteren Produkten im Antragsverfahren kommt ein Drittel aller in Deutschland geschützten Produkte aus Bayern. Dazu zählen unter anderem der „Allgäuer Emmentaler“, der „Allgäuer Bergkäse“, „Bayerisches Bier“, „Bayerisches Rindfleisch“, „Schrobenhausener Spargel“ oder auch „Nürnberger Rostbratwürste.

Sind die Siegel beziehungsweise der Herkunftsschutz ein Garant für höhere Preise?
Die EU-Siegel sind kein Garant für höhere Preise. Sie geben jedoch dem Verbraucher ein sicheres Gefühl, dass er das Original und kein Plagiat kauft.

Wie hoch ist generell der Marktanteil geschützter Spezialitäten?
Mit rund 10 Prozent des Umsatzes der bayerischen Agrar- und Ernährungswirtschaft bei EU-geschützten Produkten besitzen diese Produkte inzwischen eine hohe Marktrelevanz für die bayerische Agrar- und Ernährungswirtschaft. Vom Umsatz her liegt Bayern mit den zwei starken Produkten „Bayerisches Bier“ und „Bayerisches Rindfleisch“ mit an der Spitze der EU-Regionen. Sie verzeichnen zusammen bis zu etwa zwei Milliarden Euro Umsatz.

Worauf sollte der Händler achten, wenn er bayerische Spezialitäten erfolgreich am POS verkaufen will?
Für die Händler ist es wichtig, dass sie bei ihren Promotionen glaubwürdig und authentisch bleiben. Pseudo-Bayern-Produkte in der Aktion bringen keinen Vorteil, sondern rufen bei den Verbrauchern eher Skepsis und Vorbehalte gegenüber dem gesamten Warenangebot hervor.
 

 

Statements

Höhenrainer
„Das Oktoberfest ist ein starker Anlass nicht nur in Bayern, sondern mittlerweile auch auf nationaler Ebene. Es transportiert Werte wie Freude, Geselligkeit, bayerische Lebensart sowie Tradition und lässt sich sowohl bei Aktionen als auch am POS erfolgreich einsetzen.“

Settele
„Für Produzenten aus Bayern ist das Oktoberfest eine tolle Chance, mit den regionalen Produkten zu punkten. Was man gerne im Festzelt isst, möchte der Verbraucher auch gerne zur Hause probieren.“

Schamel
„Meerrettich-Spezialitäten werden als Feinkostprodukte nicht über den Preis, sondern über besondere Qualität, garantierte Herkunft und Verwendungstipps verkauft. Die  Displays sind daher mit Produktinformations- sowie Rezeptheftchen ausgestattet und sollten am besten in der Nähe der Fleisch- oder Fischtheke platziert werden.“

Develey
„Die nationale Nachfrage nach süßem Senf steigt zur Oktoberfest-Saison mit einem starken Absatz- und Umsatzplus. Süßer Senf, wie etwa unser Develey Original Münchner Weißwurstsenf, ist der traditionelle Begleiter zur Weißwurst. Develey Mittelscharf ist dabei Bayerns beliebteste Senfsorte im Glas.“ 

Alpenhain
„Mit der überregionalen Zugkraft des Oktoberfest-Themas fördern spezielle Platzierungen Probierkäufe und machen auch eingeschworenen Fans Lust auf Obazda & Co. Durch ein gebündeltes Angebot mit entsprechend saisonal ausgerichteter Ware signalisiert der Handel dem Verbraucher zudem eine klare Angebotskompetenz.“

Paulaner
„Nur in München darf Oktoberfestbier gebraut werden, daher steht kein anderes Bier so authentisch für das Oktoberfest wie die bayerischen Biere. Aus diesem Grunde bieten sich durch eine entsprechende Kommunikation und Inszenierung weiterhin große Absatzpotenziale. Neben dem  klassischen Absatzeffekt schafft das Oktoberfest für den Handel ein großes Wertschöpfungspotenzial, da echte Emotionen „verkauft“ werden und diese den Fokus von der reinen Preisoptik ziehen.“

Wolf
„Immer mehr Verbraucher kaufen herkunftsbewusst ein. Als Spezialist für Bayerische Spezialitäten können wir hier punkten. Wir zeigen, was uns wichtig ist und was wir bewahren wollen – nämlich ursprüngliche, unverfälschte Rezepte, lebendiges Metzgerhandwerk und ehrliche Produkte aus Bayern. Dabei setzen wir nicht nur bei den traditionellen, authentischen Rezepturen auf Regionalität, sondern auch beim wichtigsten Rohstoff Fleisch.“

Mehr zum Artikel

Settele hat sich auf schwäbische und bayerische Produkte spezialisiert, darunter Dampfnudeln. Diese gibt es in der 500-g-Packung sowie im Miniformat mit Pflaumenfüllung.

Weißwürste aus 100 Prozent Putenfleisch gibt es von Höhenrainer. Die Weißwurst ist mit frischer Petersilie verfeinert und hat einen Fettgehalt von 17 Prozent.

Das Weißwurstpaket „Klassik“ der Metzgerei Holnburger ist ein Genussund Erlebnispaket.

Der Franziskaner Vielfalt Pack (Sixpack) enthält jeweils zwei 0,5-l-Flaschen Franziskaner Weissbier Naturtrüb, Franziskaner Alkoholfrei und Franziskaner Royal.

Zur Oktoberfestzeit bietet Wolf typische bayerische Würstchenklassiker in einer Portionspackung im Mischkarton an. Die Wolf Wiesn-Box enthält unter anderem die Wiesn Weißwurst.

Aecht Bayerischer Blockmalz von Dr. C. Soldan gibt es ab August erstmals in Bonbonform. Zudem bringt der Hersteller zur Wiesn eine Oktoberfestedition auf den Markt.

Der Süße Hausmachersenf von Händlmaier ist vielseitig einsetzbar, er passt zur Weißwurst ebenso wie zum Verfeinern von Dressings. 2014 feiert er sein 100-jähriges Jubiläum.

Schamel bietet für Oktoberfestaktionen ein Schnellverkaufsdisplay für seinen Meerrettich in den drei Sorten „Scharfwürzig“, „Alpensahne“ und „Raspelstix“ an.

Der Granit Bavarian Gin der Hausbrennerei Penninger ist eine Kombination aus traditionellen Gin-Gewürzen und ausgewählten bayerischen Kräutern und Pfl anzen.

Der Alpenhain Obazda ist ein würziger Brotzeit käse aus 100 Prozent echtem bayerischen Camembert, der nach traditioneller Rezeptur und ohne Zusatzstoffe hergestellt wird.

Zur Oktoberfestsaison hat Develey die Senfsorten „süß“ und „mittelscharf“ in Dirndl und Lederhose gesteckt. Die Limited Edition ist in der 250-ml-Squeeze-Flasche erhältlich.