Foto: Fotolia/V. Potapova
Der Handel mit Tabakwaren wird nicht einfacher. Die Nase vorn haben Vollsortimenter mit nachfrageorientierten Sortimenten. Sie gewinnen nicht nur neue Kunden, sondern auch an Umsatz.
Nicht nur die von der EU demnächst vorgeschriebenen Einheitspackungen mit Schockfotos sorgen für trübe Stimmung im Markt der Tabakwaren, auch andere Entwicklungen bereiten Grund zur Sorge. Aktuell rollt eine Runde von Preiserhöhungen über den Markt. Nachdem einzelne Hersteller bereits punktuelle Preiserhöhungen vorgenommen hatten, kündigte im April auch Philip Morris Preiserhöhungen mit Wirkung ab Mitte Mai an. Einerseits begrüßen viele Händler, dass damit endlich die Handelsspannen wieder besser werden. Andererseits dämpfen höhere Preise die Nachfrage. Hinzu kommt der Effekt, dass noch mehr Konsumenten in den Schwarzmarkt getrieben werden. Schmuggelware ist längst nicht mehr nur in Grenznähe, sondern bundesweit zu einem "Parallelmarkt" geworden.
Auch ohne solche externe Hemmnisse geht die Nachfrage nach legalen Tabakwaren bereits zurück. Nach Zahlen von Nielsen betrug der Mengenrückgang 2013 gut drei Prozent. Noch am stabilsten standen die Feinschnittprodukte da, die nur 0,5 Prozent verloren. Wie die Zahlen weiter zeigen, sind einzelne Vertriebskanäle durchaus in der Lage, deutlich besser als der Markt abzuschneiden. Andere wiederum müssen Verluste im zweistelligen Prozentbereich hinnehmen. Besonders erfolgreich war 2013 der Discount, nicht zuletzt weil einzelne Discounter ihre Sortimente ausgebaut und damit der differenzierten Nachfrage angepasst haben. Aber auch die Verbrauchermärkte mit ihrer traditionell größeren Auswahl schnitten mit nur leichten Absatzverlusten von etwa 0,5 Prozent erheblich besser ab als der Gesamtmarkt.
Das zukunftsbestimmende Thema der Branche bleibt die Novellierung der Europäischen Tabakproduktrichtlinie, die am 26. Februar 2014 vom Europäischen Parlament verabschiedet wurde und bis 2016 umgesetzt werden muss. Kernbestandteile sind große Bildwarnhinweise auf allen Packungen, Aromenverbote (beispielsweise Menthol) sowie weitere Auflagen für Hersteller und Handel. Franz Peter Marx, Hauptgeschäftsführer im Verband der deutschen Rauchtabakindustrie (VdR) sieht die Gefahr "optischer und geschmacklicher Einheitsprodukte", die vom Verbraucher nicht erwünscht seien. „Die EU-Pläne sind der Anfang vom Ende des freien Wettbewerbs in Europa und das Startsignal für einen beispiellosen Feldzug gegen die gesamte Konsumgüterindustrie", kommentiert Hersteller Reemtsma den Beschluss - und zeigt sich kämpferisch: "Dagegen werden wir mit allen verfügbaren Rechtsmitteln vorgehen."