Resilient. Cool. Bio.

Montag, 28. Februar 2022
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Aktuell reagiert die Messebranche erneut auf das pandemische Geschehen mit Absagen – oder Terminverlegungen wie die Biofach: Die Nürnberger Weltleitmesse für Bio-Lebensmittel findet erstmals in einem Sommermonat statt. Die Vorschau auf die Trendthemen und aktuellen Entwicklungen in der Bio-Welt.

Auf die Bio- und Naturkosmetik-Community wartet 2022 eine Premiere: Erstmals wird sie sich auf der Biofach und Vivaness vom 26. bis 29. Juli in Nürnberg treffen. Am ursprünglich für den 15. bis 18. Februar geplanten Programm ändert sich nichts. Teile des Biofach-Kongresses werden erneut gestreamt und on demand zur Verfügung gestellt. Der Kongress beleuchtet unter dem Schwerpunktthema «Organic.Climate.Resilience» die gesellschaftspolitisch relevante Frage, wie durch «Öko» die Lebensmittelproduktion resilienter und klimafreundlicher wird.

Öko mit Coolness-Faktor
Traditionell werden im Februar die aktuellen Marktzahlen der Bio-Branche erwartet, herausgegeben vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW). Nach bisheriger Prognose (Stand Januar) wird das Rekordumsatzergebnis von 2020 mit knapp 15 Milliarden Euro und einem Plus von 22 Prozent zwar nicht erreicht, dennoch ist die Nachfrage nach Bio-Produkten kontinuierlich hoch. Sie sind laut GfK im Mainstream-Markt angekommen und werden auch 2022 Marktanteile gewinnen. Ausserdem sehen die Experten die Zahl der «Glamour Green» wachsen, die zu Artikeln greifen, die bewussten Lebensstil mit Lebensfreude und Status verbinden.

Bio-Trends im LEH
Danila Brunner, Director Biofach, erwartet in bestimmten Themengebieten 2022 zusätzliche Impulse. In erster Linie richtet sie den Blick auf pflanzenbasierte Produkte, aber auch zuckerreduzierte beziehungsweise zuckerfreie Produkte sowie Lebensmittel mit Zusatznutzen stehen hoch im Kurs. Ferner boomt Naturkosmetik. Mit einem Umsatzplus von fünf Prozent im ersten Halbjahr 2021 setzt Naturkosmetik ihren Wachstumskurs weiter fort, so die Experten der Vivaness, während bei naturnaher und klassischer Kosmetik im gleichen Zeitraum Umsatzrückgänge im einstelligen prozentualen Bereich verzeichnet wurden. Verstärkt springt der Handel auf den Zug auf. So gönnt sich seit Ende 2021 auch Kaufland mit der Eigenmarke «Bevola Naturals» ein Naturkosmetik-Sortiment.

Ausblick auf 2022
Die Herausforderung für 2022 lautet Rohstoffsicherung beziehungsweise Rohstoffpreise, so der Bundesverband Naturkost Naturwaren: «Die steigende Inflation sensibilisiert Shopper wieder stärker für den Preis.» Als Folge wird mit einer Zurückhaltung bei den qualitativ hochwertigen, aber preis-intensiveren Produkten gerechnet – vor allem wie sie im Fachhandels-Bio angeboten werden. Gleichwohl gelte es, so Michael Radau, CEO Superbiomarkt AG, authentische Bio-Qualität zu sichern. Positiv für die kommende Zeit stimmt Peter Röhrig, geschäftsführender Vorstand des Bundesverbands Ökologische Lebensmittelwirtschaft, dass immer mehr Akteure bereit sind, den Lebensmittelsektor umzubauen – Kunden greifen weiter öfter zu Bio, Bauern wollen umstellen, auch mehr Hersteller entscheiden sich, in Bio einzusteigen, so Röhrig.

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Neues Öko-Recht in Kraft

Seit Januar 2022 gilt die neue EU-Öko-Verordnung. Einige der zentralen Änderungen:

  • Das neue Bio-Recht wurde um «landwirtschaftsnahe Produkte» wie etwa Mate oder Bienenwachs erweitert, frühere Grenzfälle sind jetzt klar dem Bio-Grundgesetz zugeordnet.
  • Viel Neues gibt es zur Bio-Geflügelhaltung; erstmals geregelt sind Elterntier, Bruderhahn- und Junghennen-Haltung. Europäisch verankert wurden u.a. ein anrechenbarer Aussenbereich im Stall, Regeln etwa zu Stallabteilen und zur Auslaufdistanz. Erstmals gibt es eine Vorschrift für Hirsche und Kaninchen.
  • Bei der Öko-Herstellung wird der Rahmen noch stärker auf ökologisch, weniger verarbeitet gesetzt; ab sofort gilt ein Nano-Verbot in Bio-Lebensmitteln, gänzlich neu sind Vorgaben für Öko-Aromen.
  • Ab jährlich 5000 Kilo oder 20 000 Euro Umsatz mit unverpackten Bio-Lebensmitteln ist der Handel kontrollpflichtig.

Quelle: BÖLW

Höchstes Vertrauen

Kennzeichnungen für ökologisch erzeugte Lebensmittel geniessen bei Verbrauchern ein sehr hohes Vertrauen. An erster Stelle steht das deutsche Bio-Siegel, dem 58 % der Befragten vertrauen, zugleich weist es mit annähernd 100 % auch den höchsten Bekanntheitsgrad aller untersuchten Kennzeichnungen auf, so das Studienergebnis vom Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik und der Landesinitiative Ernährungswirtschaft. Weniger weckt das EU-Bio-Siegel Vertrauen (43 %), relativ hoch in Sachen Vertrauen rangieren dagegen die Kennzeichnungen «Vegan» (53%) und «Ohne Gentechnik» (50%). Bekannter als das EU-Bio- und Demeter-Siegel ist das Siegel von Bioland (53%).