Renaissance der Zigarre

Montag, 28. Februar 2022
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Für den Gaumen, für die Nase, für die Augen: Der Genuss von Zigarren und ausgewählten Spirituosen spricht alle Sinne an. Hier einige aktuelle Kombinationen, die höchste Erwartungen wecken.

Es wäre einmal eine interessante Aufgabe für Marktforscher, herauszufinden, wieviel Nachfrage im gut sortierten Spirituosenregal auf das Konto von Rauchern – insbesondere Zigarrenrauchern – geht. Dass passionierte Zigarrenraucher in Lateinamerika, der Heimat der Zigarre, auch Aficionados – also Liebhaber, Kenner oder Fan – genannt werden, spricht Bände. Eine Zigarre wird nicht einfach angesteckt und schnell zu Ende geraucht, sie wird zelebriert, ihr Genuss kommt einem kulturellen Statement gleich. Nicht zufällig standen Zigarren als Krönung eines feinen Dinners, zu Kaffee und Cognac oder Cocktails in guten gastronomischen Betrieben auf der Karte, bis das Rauchverbot dieser Kultur ein Ende setzte.

Lebendiger Markt
Auch wenn der Markt im Vergleich zu Zigaretten und allen übrigen Tabakwaren vom Volumen her nur klein ist, so ist er doch quicklebendig. Im Jahr 2020 wurden in Deutschland 2,7 Milliarden Zigarren und Zigarillos abgesetzt und 513 Millionen Zigarren hergestellt, so die Zahlen von Statista. Eine wichtige Rolle bei den Zigarren spielen die Importe. So ist der Umsatz von kubanischen Zigarren, den «Habanos», in Deutschland 2020 um 27,1 Prozent gestiegen, wie die 5TH Avenue Products Trading-GmbH in Waldshut-Tiengen, der offizielle Alleinimporteur von Habanos in Deutschland, Österreich und Polen, berichtet. Der Konsum von Premiumzigarren habe während der Corona-Pandemie insgesamt zugenommen: «Viele Aficionadas und Aficionados arbeiten im Home-Office und hatten deshalb mehr Gelegenheit für Zigarrengenuss.» 5TH Avenue führt mehr als 27 Habanos-Marken in 200 verschiedenen Formaten, die überwiegend im gehobenen Tabakwarenfachhandel angeboten werden. Habanos S.A. ist die staatliche kubanische Exportgesellschaft für Zigarren.

Anspruchsvolle Konsumenten
Das Zigarren-Segment hat in den letzten Jahren sowohl bei Anbietern als auch Händlern beträchtliche Aufmerksamkeit erhalten, da es als potenzieller Wachstumstreiber angesehen wird. Ähnlich wie Premium-Spirituosen könnten Zigarren dem allgemeinen, langfristigen Trend sinkender Nachfrage von Alkohol und Tabak entgegenwirken, meinen die Marktbeobachter von Statista. Ihre Begründung: «Anspruchsvollere Konsumenten konsumieren insgesamt vielleicht weniger, sind aber dazu bereit, bei jeder einzelnen Gelegenheit mehr Geld für ein höheres Genusserlebnis auszugeben.» Die Zigarrenanbieter fördern diesen Trend und überraschen ihre wählerische Kundschaft auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz mit immer neuen Kreationen und mit interessanten Stories rund um die Zigarre, ihre Geniesser und deren Lebenswelten.

Mit allen Sinnen
Arnold André hat das Thema Zigarre und Spirituose professionell aufgegriffen und einige schöne Kombinationen zusammengestellt, die nicht nur für Geniesser interessant sind, sondern auch dem Handel exklusive Informationen für die Beratung und Ideen für Verbundaktionen an die Hand geben. Neben ausgewählten Zigarren aus aller Welt ist übrigens auch ein Pfeifentabak dabei. «Es hat einfach so perfekt gepasst», heisst es dazu bei André. Das Unternehmen ist Deutschlands grösster Zigarrenhersteller. Zum Portfolio gehören die Klassiker Handelsgold und Clubmaster sowie die hochwertigen eigenen Longfiller-Marken Carlos André, Montosa, Buena Vista und Parcero. Die Produkte werden weltweit in über 80 Ländern vermarktet.

Flüssige Begleiter
Die Spirituosen-Klassiker, die man mit Zigarren in Verbindung bringt, sind Whiskey und Cognac. Aber nicht nur ein Jack Daniels oder Remy Martin machen zur Zigarre eine gute Figur. Auch Portwein, Gin, Aquavit, Brandy und natürlich Rum sind hervorragende Begleiter, die mit ihren Aromenspektren in Kombination mit den jeweils passenden Zigarren für einzigartige Geschmackserlebnisse sorgen. Eine Faustregel ist, dass die «Stärke» von Zigarre und Spirituose zueinander passen sollten. Eine kräftige Zigarre aus Kuba verlangt nach anderen Tropfen als eine leichte mit einer Einlage aus Nicaragua oder der Dominikanischen Republik. Optimalerweise ergänzen sich dann die Aromen. Zu einer milden Zigarre passt also ein milder Whiskey, Cognac, Brandy oder Rum. Dann werden die Aromen der Zigarre nicht den Drink überdecken – und umgekehrt.

Kleine Genussreise
Mit «Mac Baren Golden Blend» schickt Arnold André einen hochwertigen Pfeifentabak zusammen mit «Aalborg Jubiläums-Akvavit» auf die gemeinsame Genussreise. Harald Halberg siedelte sich 1887 als Tabakfabrikant im dänischen Svendborg an, heute ist das Unternehmen in 4. Generation im Familienbesitz. Mac Baren Golden Blend hat seit 1952 viele Freunde auf der ganzen Welt gewonnen. Die klassische Burley-Virginia-Mixtur des Ready-Rubbed-Tabaks ist naturbelassen, und keine künstliche Aromatisierung stört das Zusammenspiel von Burley und Virginia. Ungewöhnlich am Aalborg Jubiläums-Akvavit: ein Aquavit ohne Kümmel, aber mit Dill und Koriander und einem Extrakt aus amerikanischer Weisseiche. Seine leichte Umami-Note macht ihn zu einem Top-Partner des mildwürzigen Mac Baren Golden Blend.

Der Brandy
Ein Weinbrand zur Zigarre zählt zu den Klassikern. «Toscanello Riserva» ist eine Variante der beliebtesten Zigarre Italiens und passt zum «Vecchia Romagna Etichetta Nera», Italiens beliebtestem Brandy. Die Toscanello Riserva überzeugt mit feinen, natürlichen Röstaromen der italienischen und nordamerikanischen Kentucky-Tabake, die extralange fermentiert wurden. Die besondere Note steuert ein Tropfen süsser Cognac an der Spitze der Zigarre bei. Fermentiert und zu Zigarren verarbeitet wird der Tabak in der Toskana. Weich, mild und rund – mit dieser Ausgewogenheit wurde der Vecchia Romagna Italiens Liebling. Das Flavour des Eichenholzfasses kontrastiert angenehm herb mit den süsslichen Noten und macht den Brandy zum perfekten Begleiter der Toscanello.

Der Bourbon
Jede Menge Raum zur Entfaltung der Eichenholzaromen und Ahornsirupakzente bietet die voluminöse «Mighty Mighty» Zigarre aus der Brick-House-Linie von J. C. Newman. «Amerikanisches Selbstbewusstsein trifft nicaraguanische Zigarrenkunst», kommentiert André diese Zigarre. Als Begleiter wird ein Bourbon empfohlen, ein «Jim Beam White Label». Die Brick House war eine der ersten Zigarrenmarken, die J. C. Newman Ende des 19. Jahrhunderts kreierte. Gerollt wird sie in Nicaragua – von Hand. Die Mighty Mighty schmeckt, wie sie aussieht: satt, rund und vollmundig. Johannes Jakob Böhm, der sich später Jacob Beam nannte, destillierte ab 1795 Whisky in Kentucky. Heute ist Jim Beam White Label der meistverkaufte Bourbon der Welt. Geschmack: voll und mild mit Vanille- und Karamellnoten. Dieser Bourbon bildet mit der Double Connecticut ein starkes Duett.

Der Rum
Zigarre und Rum – auch dies ein unwiderstehlicher Genuss. «Erst recht», so André, «wenn die Zigarre Parcero und der Rum Botucal heisst.» Parcero ist die karibische Bezeichnung für Freund. Und genau hier stecken die Wurzeln der neuen Longfiller-Zigarre: Sie ist entstanden aus der Tradition, sich aus einer Handvoll selbst ausgesuchter Tabake Zigarren zu rollen, die dann gerne unter Freunden in entspannter Runde geraucht werden. Die Parcero ist also eine Hommage an die Freundschaft. Die Geschichte des venezolanischen Rums Botucal reicht bis ins 18. Jahrhundert zurück. Er wird seit 1959 in der Dusa Destillerie am Fusse der Anden hergestellt, traditionell auf Basis von Melasse und dann gelagert in ehemaligen Whiskey-Fässern. Die angenehme Süsse des Rums unterstreicht die aromatischen Noten der Parcero-Zigarre. Diese Zigarre und dieser Rum: für Arnold André «zwei Partner, die sich gesucht und gefunden haben».

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Vertriebs-Strategie

Für Arnold André, Deutschlands grössten Zigarrenhersteller, geniesst der Handel in schwierigen Zeiten einen «enorm hohen Stellenwert».

Avid Koppmeier, nationaler Vertriebsleiter bei Arnold André in Bünde, baut auf die Handelspartner. Diese seien «verlässlich, umsatzstark und motiviert.» Mit ihrem Engagement sei es trotz Corona gelungen, neue Marken in unterschiedlichen Segmenten auf dem Markt einzuführen. Ein Beispiel ist «Montosa», aktuell im Premium-Segment die erfolgreichste Marke von Arnold André Dominicana. Zudem hat die innovative Marke «WTF! Shisharillo» neue Vertriebswege erschlossen – auch im LEH. Für das laufende Jahr plant der Vertriebsleiter weitere strategische Massnahmen. Dazu zählen unter anderem Tastings mit Zigarren. «Auch für WTF! und Clubmaster haben wir noch weitere Überraschungen für 2022 in petto», so Koppmeier.

Branche

Marken-Vielfalt
Die deutsche Zigarrenindustrie ist von kleinen und mittelständischen Betrieben geprägt. Die Unternehmen befinden sich fast ausnahmslos in Familieneigentum und sind zum grossen Teil bis heute eigentümergeführt. Beeindruckend ist die Vielfalt mit 1200 Zigarrenmarken auf dem deutschen Markt. Die hochwertigen Erzeugnisse erfordern einen entsprechenden Einsatz in der Herstellung. Vielerorts sind die Produktionsabläufe noch immer zu einem beträchtlichen Teil mit Handarbeit verbunden.

Konsum

Wieder mehr Raucher
Der Anteil der Raucher in Deutschland steigt offenbar wieder: Er liegt derzeit bei fast 31 Prozent bei Menschen ab 14 Jahren, wie aus der repräsentativen Langzeitstudie Debra (Deutsche Befragung zum Rauchverhalten) hervorgeht. Ende 2019, vor der Corona-Pandemie, lag der Anteil der Raucher in der Bevölkerung noch bei etwa 27 Prozent. Wahrscheinlich sei, dass im letzten Jahr mehr frische Ex-Raucher rückfällig geworden seien, so die Debra-Autoren. Eine andere Erklärung ist das Home-Office, in dem das Rauchen leichter als im Unternehmensbüro fällt. Im Gegenzug zeigen die Debra-Zahlen aber bei Jugendlichen den klaren Trend, gar nicht erst anzufangen. Zur E-Zigarette griffen im Dezember 2021 1,4 Prozent aller Deutschen ab 14. Vor Corona waren es 0,9 Prozent.

Produkte

Grosse Auswahl
Zigarren gibt es in verschiedenen Grössen und Formen, von zigarettenähnlichen Zigarillos bis hin zu grossdimensionierten «Churchills» oder «Gordos», die 20 Zentimeter und grösser sein können. Zigarillos konkurrieren mit Filterzigaretten und Feinschnitt um Alltagsraucher, wohingegen grössere Zigarren Luxusgüter darstellen, die zu besonderen Anlässen genossen werden.
Quelle: BdZ

Heftige Rauchzeichen

Im Dezember 2021 spielte der Tabakmarkt scheinbar verrückt. Der Markt stagnierte, Pfeifentabak verdoppelte sich. Es ist die Steuer.

Beim Absatz von Pfeifentabak setzt sich der Aufwärtstrend der vergangenen Jahre fort: Wie das Statistische Bundesamt mitteilt, stieg die Menge des versteuerten Pfeifentabaks, zu dem auch Wasserpfeifentabak und Tabakprodukte für sogenannte elektrische Tabakerhitzer zählen, 2021 um 40 Prozent. Auch der Absatz von Zigarren und Zigarillos erhöhte sich um 1,4 Prozent. Der Trend zum Pfeifentabak ist während der Corona-Krise noch stärker gestiegen als in den Jahren davor. Allein in 2021 kletterte der Absatz von Pfeifentabak um 2398 Tonnen auf 8387 Tonnen. Seit 2019 hat er sich damit mehr als verdoppelt. Im vierten Quartal 2021 gab es eine Sonderentwicklung: Im Vergleich zum Vorjahresquartal wurde die doppelte Menge an Pfeifentabak verkauft (+ 107 %). Treiber war die Tabaksteuererhöhung zum Januar 2022 sowie eine neue Zusatzsteuer, die seitdem für Wasserpfeifentabak und elektrisch erhitzten Tabak anfällt.