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Trotz digitaler Konkurrenz bleiben Kalender und Terminplaner wichtige Umsatzgaranten im Schreibwarensegment. Als Wachstumstreiber gelten individuelle Designs und nachhaltige Produkte.
Alle Jahre wieder – kaufen Kalenderkunden ein neues Exemplar. Zumindest im Idealfall, denn digitale Varianten machen dem Papier Konkurrenz. Doch vor allem die weibliche Zielgruppe bleibt der Offline-Variante treu: Laut der Meinungsforscher von YouGov nutzen 40 Prozent der Frauen einen Taschenkalender, bei den Männern sind es rund 20 Prozent. «Die Zielgruppe für Kalender im Privatanwenderbereich ist überwiegend weiblich und in der Altersgruppe zwischen 30 und 70 Jahren angesiedelt», sagt Nora Tobisch, Verkaufsleiterin Mass Market bei Neumann Verlage.
Käufer sind markentreu
Das gilt nicht für den Office-Bereich. Hier ist die Zielgruppe diverser und Kalender sind ein Arbeitsmittel, dessen grösster Wert im Nutzen liegt, sagt Olcay Kaya, Prokurist bei Güss Kalender. Entsprechend werde auf das Preis-Leistungsverhältnis geachtet. «Zielgruppenübergreifend sind Kalenderkunden aber oft sehr markentreu», sagt Kaya. «Auch die Preisschwelle ist höher, weil das Produkt nur einmal im Jahr gekauft und lange genutzt wird.»
Verschiedene Kaufkriterien
Ausserhalb des Fachhandels würden vor allem Kalender bis etwa 15 Euro gekauft, hat Nora Tobisch beobachtet. Die Kaufkriterien richten sich dabei nach der Produktkategorie: «Bei Planern steht die Funktionalität im Vordergrund», sagt Tobisch. «Sie müssen vor allem praktisch sein und in der Aufteilung den individuellen Vorstellungen entsprechen, daher ist eine gewisse Vielfalt wichtig.»
Verkauft werden Kalender nach Angaben von Güss im Office-Bereich eher in der Jahresmitte, während der Einzelhandel erst im letzten Quartal ein deutliches Anziehen der Nachfrage spürt. «Hier ist meist das Ende des Schulanfangsgeschäfts der Startschuss für die neue Kalendersaison», sagt Olcay Kaya.
Design als Lifestyle-Statement
Während im Officebereich Terminkalender sowie grossformatige Wand- und Urlaubsplaner im Vordergrund stehen, geht der Trend im privaten Segment zum Lifestyle-Produkt. Hier spielen Individualität, einfallsreiches Design, aussergewöhnliche Haptik und Trendfarben eine grössere Rolle. «Bei Buch- und Taschenkalendern bemerken wir eine besonders hohe Identifikation mit dem Produkt», sagt Nora Tobisch von Neumann. Dies zeige sich in einer steigenden Nachfrage an trendig designten Timern. «Der Planer wird überall mit hingenommen und man gibt durch das Design ein gewisses Statement ab», sagt Tobisch.
Go Green
Kategorieübergreifend liegen zudem nachhaltige Produkte im Trend. Nach Schätzung des Marktforschungsinstituts Marketmedia24 liegt der Anteil nachhaltiger Produkte im Papier-, Büro- und Schreibwarensegment aktuell bei bis zu fünfzehn Prozent. An einer strategischen nachhaltigen Ausrichtung der Hersteller führe demnach künftig kein Weg vorbei, so die Marktforscher. «Wir beobachten ein starkes Interesse an nachhaltig produzierten Terminkalendern», bestätigt Nora Tobisch von Neumann. Als Antwort biete das Unternehmen etwa mit Sortimenten der Marke «Zettler Kalender» Lösungen, die durch Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft, nachhaltige Produktion und minimierte Transporte überzeugen sollen. «Das wird für den Kunden etwa durch Zertifizierungen mit dem Blauen Engel sichtbar», sagt Tobisch.
Lieferfähigkeit bedroht
Die Herausforderungen des Krisenjahres 2022 drücken jedoch die Erwartungen der Branche. Durch die «massive Störung der Lieferketten», die hohe Inflation und die damit verbundene Kaufzurückhaltung der Kunden stünden die Unternehmen unter hohem Druck, heisst es beim Verband der PBS-Markenindustrie. Für die Hersteller geht es nicht zuletzt sogar darum, überhaupt ein Kalenderangebot in den Handel bringen zu können. «Die vergangenen beiden Jahre und die anhaltende Rohstoffknappheit haben zu einem Umdenken in unserer Branche geführt», sagt Olcay Kaya von Güss. «Die Lieferfähigkeit bleibt auch für die Kalendersaison 2023 unsere höchste Priorität.»