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Nahrungsergänzungsmittel erfreuen sich wachsender Nachfrage und bieten auch saisonal dem LEH attraktive Chancen. Zudem sorgen Alternativen zu Tabletten & Co. für neue Impulse – etwa in Form von Smoothies.
Sechs von zehn Verbrauchern in Deutschland nehmen regelmässig Nahrungsergänzungsmittel (NEM) zu sich, wie Zahlen eines aktuellen Mintel Reports zeigen. Dabei hat der Markt durch die Corona-Pandemie einen deutlichen Aufschwung erfahren, der auch 2022 anhält. Nach Angaben des AC-Nielsen Trend Reports Pharma kletterte der Umsatz mit frei verkäuflichen Arzneimitteln inklusive NEM im LEH (einschliesslich Drogerien, ohne Discounter) im rollierenden Jahr bis Juni 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent. Vor allem das Untersegment «Erkältung» erfahre im Zuge reduzierter Abstandsbeschränkungen einen positiven Aufholeffekt von plus 43,8 Prozent mehr Umsatz, so die Marktforscher. Zudem seien nach wie vor Vitamine und Mineralstoffe gefragt, und hier vor allem Multivitaminkombinationen und Kindervitamine, neben den langfristigen Trendinhaltsstoffen Vitamin C, D und B-Vitaminen. Für die Verbraucher wichtigster Grund für die Aufnahme von Vitaminen ist laut einer Befragung des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR-Verbrauchermonitor 2021) der «Ausgleich von Mängeln». Dabei geht es aber bei den meisten Anwendern mehr um die Vorbeugung, denn bei 80 Prozent der Umfrageteilnehmer wurde bislang kein Mangel vermutet oder festgestellt.
Zur Ruhe kommen
Steigender Nachfrage erfreut sich zudem das Untersegment «Sonstige Beruhigung», das laut Nielsen im rollierenden Jahr bis Juni 2022 ein Umsatzplus von 13,2 Prozent erzielte – «bedingt durch die Neulistung diverser Produkte mit dem Schlafhormon Melatonin», so Isabel Klaassen, Senior Brand Manager bei Queisser Pharma. Auch Produkte im Segment Verdauung entwickelten sich positiv. «Darüber hinaus sind immer wieder Trendthemen gefragt wie aktuell die Inhaltsstoffe Hanföl und Curcuma.»
Ehrliche Produkte
Die generelle Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit und «gesunden Produkten» zeigt sich auch bei NEM. «Ehrliche» Produkte und ein sensibler Umgang mit Ressourcen sind gefragt», sagt Klaassen. Hierzu gehörten Aspekte wie der Einsatz recycelbarer/recycelter Packmittel, der Verzicht auf Kunststoff oder die optimale Ausnutzung von Blisterflächen. «Zudem spielt die Berücksichtigung besonderer Ernährungsweisen eine wichtige Rolle, etwa durch Produkte, die für Veganer und/oder Vegetarier geeignet sind.» Vor allem Veganer sind eine wichtige Zielgruppe für NEM, da bei dieser Ernährungsform einige Nährstoffe, etwa Vitamin B12, zu kurz kommen. Kein Wunder also, dass die Hersteller ihre Produktlinien anpassen. So verzichtet etwa die neue Range «Doppelherz pure» laut Hersteller «weitgehend auf Zusatz- und Hilfsstoffe (etwa Gelatine oder Füllstoffe)» und setzt hingegen auf «Zutaten natürlichen Ursprungs».
Impulsstarke Kaufkriterien
Natürliche Inhaltsstoffe sind bei Lebensmitteln einer der wichtigsten Faktoren für die Kaufentscheidung. NEM werden dagegen eher als pharmazeutische Produkte angesehen und von Verbrauchern als weniger natürlich wahrgenommen. Eine Strategie für Hersteller kann laut Mintel daher sein, NEM Lebensmitteln ähnlicher zu machen, um so Akzeptanz zu schaffen.
Ein Weg können auch alternative Darreichungsformen zu Kapseln oder Tabletten sein – etwa in Form als Smoothie. Auch biologische Zutaten können dazu beitragen, Gesundheitsbedenken zu überwinden. Bei Produkten mit Bio-Zutaten glauben 62 Prozent der NEM-Nutzer gesünder unterwegs zu sein als bei Produkten mit konventionellen Zutaten.