Nachhaltig & unverfälscht

Montag, 29. April 2024
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Die Heumilchwirtschaft unterliegt strengen Regelungen und bringt qualitativ hochwertige sowie nachhaltige Produkte hervor. Davon profitieren Kunden als auch Händler.

Immer mehr Shopper legen grossen Wert auf Nachhaltigkeit beim Lebensmittelkauf. Fast 22 Prozent der Konsumenten achten häufig darauf, im Jahr 2023 lag der Wert noch bei 20 Prozent (POSpulse-Umfrage «Lebensmitteltrends 2024»). Das Thema Nachhaltigkeit ist damit ein wichtiges Kaufkriterium. Das bestätigt auch Christiane Mösl, Geschäftsführerin der ARGE Heumilch: «Konsumenten suchen immer mehr nach nachhaltig hergestellten Produkten. Heumilchprodukte können hier Antworten liefern».

Dabei unterliegt die Produktion der Heumilch einem strengen Regulativ, dessen Einhaltung von unabhängigen, staatlich zertifizierten Kontrollstellen überprüft wird. Hierzu zählt unter anderem eine artgemässe Fütterung im Jahresverlauf: Die Heumilchkühe, -ziegen und -schafe erhalten frische Gräser, Kräuter und Heu. Die Fütterung mit Silage (vergorene Futtermittel) ist verboten, ferner sind Heumilchprodukte kontrolliert gentechnikfrei.

Besondere Spezialitäten 
«Damit bietet die Heuwirtschaft zahlreiche ökologische Vorteile wie den Erhalt der Artenvielfalt, ihren Beitrag zum Klimaschutz durch Kohlenstoffspeicherung im Dauergrünland, hohe Tierwohlstandards und die Stärkung ländlicher Gebiete, so Mösl. Zudem sorge eine artgemässe Fütterung der Heumilchkühe ausserdem für ein einzigartiges Milcharoma, das traditionelle Käsespezialitäten auszeichne. «Denn nur durch den konsequenten Verzicht auf vergorene Futtermittel kann Käse ohne Zusatz von Konservierungsmitteln und ohne intensive mechanische Behandlung hergestellt werden» erklärt Andreas Geisler, Geschäftsführer der Käserebellen GmbH. Heumilch sei daher hervorragend zur Herstellung besonderer Käse-Spezialitäten. Aber nicht nur das. Die Palette reicht dabei von Heumilch-Hartkäse, Weichkäse, Joghurt, Butter und selbstverständlich Heumilch in ihrer puristischsten Form als Trinkmilch. 

Heumilch-Produkte stehen jedoch nicht nur allein für Nachhaltigkeit, sondern vor allem auch für Qualität, Echtheit und Regionalität. Die besondere Wirtschaftsweise wurde 2016 mit dem EU-Gütesiegel g.t.S. – garantiert traditionelle Spezialität – für Kuhmilch und 2019 für Schaf- und Ziegenmilch ausgezeichnet. Heumilch g.t.S. steht für einen besonderen Schutz für noch mehr Qualität und Unverfälschtheit. Ferner hat die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) die Heuwirtschaft kürzlich als erstes «landwirtschaftliches Kulturerbe» von globaler Bedeutung im deutschsprachigen Raum anerkannt

Gerechtfertigte Spannen 
Indessen sind Heumilchprodukte nach wie vor eine Nische, lediglich drei Prozent der EU-weiten Milchprodukte werden laut ARGE Heumilch aus Heumilch hergestellt. «Dies ist unter anderem der Grund, warum die Spannen im Vergleich zu konventionellen Produkten gerechtfertigt sind», so Andreas Geisler, Geschäftsführer der Käserebellen GmbH. Die Erlebnissennerei Zillertal sieht noch einen weiteren Grund hierfür: «Durch die Mehrwerte der Heumilch-Produkte, die durch deutlich höhere Anforderungen an die Bauernfamilien zur Haltung der Tiere und Erzeugung von Heumilch erzielt werden, erhalten die Bauern für den hohen Aufwand auch höhere Milchauszahlungspreise als bei konventioneller Milch. Dadurch rechtfertigen sich alleine schon höhere EK-Preise», erklärt Sabrina Rupprechter, Leitung Marketing & PR.

An dieser Stelle ist nun auch der Handel gefragt. Für einen erfolgreichen Absatz ist es wichtig, dem Konsumenten die Mehrwerte der Heumilchprodukte und die nachhaltige Herstellung bewusst zu machen. Denn: «Heumilchprodukte bieten dem Handel dank der genannten Mehrwerte Differenzierungsmöglichkeiten, eine höhere Wertschöpfung mit dem Thema Artenvielfalt, gegebenenfalls einen regionalen Bezug sowie eine grössere Vielfalt im Regal mit mehr Wahlmöglichkeit für die Kunden», so Irmgard Strobl, Leitung Marketing und Produktentwicklung der Andechser Molkerei Scheitz. Mit Informationen und Aktionen kann man den Shopper erreichen und Begehrlichkeiten wecken.

 

Kleine Heumilch-Kunde

Heumilch 
Heumilch ist Milch höchster Qualität. Im Heumilchregulativ sind die Bedingungen der Heumilchwirtschaft festgelegt. So fressen die Tiere während der Grünfutterperiode frische Gräser und Kräuter, in der Winterfutterperiode bekommen sie frisches Heu. Silage und Gärfuttermittel sind nicht erlaubt.
 
Trinkmilch 
Viele gesunde Inhaltsstoffe finden sich in Trinkmilch, wie Eiweiss, Omega-3-Fettsäuren, Kalzium, Vitamin B 12- und B 2. Um Trinkmilch aus Milch herzustellen, wird diese zentrifugiert, um den gewünschten Fettgehalt einzustellen. Durch die Homogenisierung werden die Fettteilchen besser in der Milch verteilt und die Milch haltbarer. 
 
Hartkäse 
Heumilch ist hervorragend zur Hartkäseherstellung geeignet. Durch den konsequenten Verzicht auf vergorene Futtermittel hat sie höchste mikrobiologische Qualität und es bedarf keiner Konservierungsmittel trotz mehrmonatiger Reifezeit in der Naturrinde. Durch die Kräuter im Futter hat der daraus hergestellte Hartkäse ein besonders volles malzig-röstiges Aroma. Traditionelle Sorten sind Berg- und Alpkäse. Der Wassergehalt bei Hartkäse beträgt rund 30 bis 40 Prozent.
 
Schnittkäse 
Die Geschmacksrichtungen der vielen Schnittkäsesorten gehen von mild bis würzig-kräftig. Milde Sorten reifen nur wenige Wochen in Folie, würzige mehrere Wochen in der Naturrinde. Auch optisch sind alle Varianten möglich, von keinen bis zu grossen Löchern, wie bei Emmentaler. Der Wassergehalt bei Schnittkäse beträgt zwischen 40 bis 50 Prozent.
 
Weichkäse 
Weichkäse reift zwischen drei und sechs Wochen und erhält mit zunehmender Reifezeit eine immer cremiger werdende Textur. Weichkäse mit weissem Edelschimmel ist für seine champignonartigen Aromen bekannt, Rotkultur-Weichkäse entwickelt während der Reifung durch die Pflege mit Salzlake sowie Rotkulturbakterien malzige Aromen.
 

Frischkäse
Topfen, Quark und Frischkäse ist Käse, der nicht reifen muss. Er wird aus Milch unter Zugabe von Milchsäurebakterien oder Lab hergestellt. Der cremige Käse weist Joghurt- und Buttermilcharomen auf und wird oft mit frischen Kräutern, Blüten oder Gewürzen verfeinert.

Sauermilchkäse 
Aus Magerquark wird unter Zugabe von Hefe und Milchschimmelkulturen Sauermilchkäse hergestellt. Der fast fettfreie sowie proteinreiche Käse hat nach einer Reifezeit von zwei Wochen sein typisches Buttermilch-Hefe-Aroma sowie eine glasige elastische Textur.

Joghurt 
Aus pasteurisierter Milch wird unter Zugabe von Milchsäurebakterien und durch die Fermentation Joghurt. Man unterscheidet zwischen stichfestem und gerührtem, cremigerem Joghurt.

Butter 
Süssrahmbutter schmeckt mild rahmig. Bei der Herstellung werden dem Rahm Butterkulturen zugesetzt und so lange geschlagen, bis sich die Fettklümpchen von der Buttermilch absetzen. Diese werden dann zur Butter verknetet. Die säuerliche aromatische Sauerrahmbutter wird mit Rahm hergestellt, der mit speziellen Säuerungskulturen vorgereift ist.

Quelle: ARGE Heumilch

 

 

News

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FIZ. Trotz Inflation und hoher Lebenshaltungskosten bleibt Fisch unverzichtbarer Bestandteil der deutschen Ernährung.

Jens Kundrun von Behn (links) und Lars Malachewitz von Bela (rechts). Fotos: Anna Leste-Matzen, Karsten Dollak

Bela und Behn meistern mit der Gründung des Joint Venture, der GLN Getränkelogistik GmbH & Co. KG, künftig gemeinsam die Herausforderungen der Mehrweg-Logistik.

Foto: Franz Oss

MPREIS. Durch die Nutzung der Software-Plattform von Hoffrogge richtet MPREIS das Sortiment und die Produktplatzierung in seinen Filialen noch mehr auf Kundenbedürfnisse aus.

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Vion/GfK. Knapp 40 Prozent der deutschen Verbraucher bevorzugen Fleisch aus Deutschland und verzichten sogar bewusst auf importiertes Fleisch.

Statements

Heumilchprodukte sind nach wie vor in einer Nische, schliesslich sind etwa nur drei Prozent der EU-weiten Milch- produkte aus Heumilch hergestellt. Dies ist unter anderem der Grund, warum die Spannen im Vergleich zu konventionellen Produkten gerechtfertigt sind. Für noch höhere Spannen sind weitere Faktoren wie ökologisch erzeugte Milch oder Milch aus der Bergbauernregion zu nennen.
Andreas Geisler, Geschäftsführer der Sulzberger Käserebellen Sennerei GmbH

Heumilchprodukte bieten dem Handel dank der genann- ten Mehrwerte Differenzierungs- möglichkeiten, eine höhere Wert- schöpfung mit dem Thema Artenvielfalt, gegebenenfalls einen regionalen Bezug sowie eine grössere Vielfalt im Regal mit mehr Wahlmöglichkeit für die Kunden.
Irmgard Strobl, Leitung Marketing und Produkt- entwicklung Andechser Molkerei Scheitz GmbH

Durch die Mehrwerte der Heumilch-Produkte, die durch deutlich höhere Anforderungen an die Bauernfamilien zur Haltung der Tiere und Erzeugung von Heumilch erzielt werden, erhalten die Bauern für den hohen Aufwand auch höhere Milchauszahlungspreise als bei konventioneller Milch. Allein dadurch rechtfertigen sich schon höhere Einkaufspreise. Unsere Handelskunden können sich durch die Heumilch-Produkte stark zu ihrem Wettbewerb abgrenzen.
Christian Kröll, Geschäftsführer der Erlebnissennerei Zillertal GmbH

Heumilchprodukte sind nachhaltig produzierte Lebensmittel und kommen so den Bedürfnissen der Konsumenten entgegen. Dass die Vereinten Nationen die traditionelle Wirtschaftsweise als erstes System im deutschsprachigen Raum als landwirtschaftliches Weltkulturerbe anerkannt haben, bestätigt die Arbeit der Heumilchbauern.
Christiane Mösl, Geschäftsführerin der ARGE Heumilch

Eine nachhaltige Wirtschaftsweise gewinnt weiterhin an Bedeutung und Relevanz für den Verbraucher. Durch die Anerkennung wird die Wichtigkeit nochmals unterstrichen und gefördert. Die Kombination aus Mehrwert- konzept und der Unterstützung einer nachhaltigen Wirt- schaftsweise ermöglicht dem Handel eine entsprechende Positionierung und Kommunikation.
Moritz Collmar, Leitung PR/Marketing/Business Development der Schwarzwaldmilch GmbH Freiburg

 

Markt

Aktuell werden pro Jahr ca. 590 Mio. kg Heumilch in den österreichischen und deutschen Mitgliedsbetrieben gesammelt, der Grossteil wird zu Käsespezialitäten verarbeitet. Bereits 38 % davon sind Bio-Heumilch.

In Österreich liegt der Heumilch-Anteil bei 15 % der gesamten angelieferten Milchmenge. Europaweit erfüllen weniger als 3 % der erzeugten Milch die Kriterien der Heumilch.

Die Bekanntheit von Heumilchprodukten ist in Deutschland seit 2021 von 43 % auf aktuell 51 % gestiegen. In Österreich liegt die Bekanntheit von Heumilch mittlerweile bei 87 %. Eine vergleichbar hohe Bekanntheit strebt die ARGE Heumilch auch auf dem deutschen Markt an.

Quelle: ARGE Heumilch

 

Wodurch sich Heumilch von Weidemilch und Alpenmilch unterscheidet

Heumilch wurde im Jahr 2016 mit dem EU-Gütesiegel g.t.S. – garantiert traditionelle Spezialität – ausgezeichnet und geniesst damit einen europaweiten Produktschutz. Die artgemäße Fütterung der Heumilchkühe mit frischen Gräsern und Kräutern im Sommer und Heu im Winter steht dabei im Mittelpunkt. Die Mitglieder der ARGE Heumilch arbeiten zusätzlich nach einem strengen Regulativ, das auch Tierwohlkriterien wie 120 Tage Auslauf oder Weide berücksichtigt und dessen Einhaltung von unabhängigen, staatlich zertifizierten Stellen kontrolliert wird. Zudem ist eine dauernde Anbindehaltung verboten. Für Alpenmilch und Weidemilch bestehen keine gesetzlichen Vorgaben.

Quelle: ARGE Heumilch

 

Produkte

Käserebellen 
Die aus Bio-Bergbauernheumilch hergestellten Käsesorten des Herstellers sind jetzt in Scheiben in handlichen 125-Gramm-Packungen erhältlich. Neben dem fruchtig-malzigen «Berg Rebell», dem rahmigen «Heublumen Rebell» mit einer Rinde mit Blumenmischung sowie dem würzig-cremigen «Pfeffer Rebell» ist zu jeder Saison eine weitere Käsespezialität in Scheiben im Handel.

Erlebnissennerei Zillertal 
Scheibenweise Genuss-Erlebnisse mit affiniertem Heublumenkäse verspricht der österreichische Hersteller mit dem zart-schmelzenden und mit sonnengetrockneten Kräutern und Blüten affinierten «Heublumen-Erlebnis» sowie dem «Pfeffer-Erlebnis», einem cremig-milden Käse affiniert mit würzigem Pfeffermantel.

Andechser Molkerei Scheitz 
Der «Bio-Joghurt mild aus Bio-Heumilch» der Bio-Heumilchbauern aus Bayern ist vollmundig und natürlich-mild im Geschmack, hat einen natürlichen Fettgehalt von 3,8% und ist mit den Joghurt-Genuss-Kulturen L.acidophilus und B.bifidum hergestellt. Erhältlich ist er im 500-Gramm-Mehrweg-Glas sowie im 400-Gramm-Becher.

Schwarzwaldmilch
Die «Frische Bio Heumilch 3,8%» stammt von den Bioland-zertifizierten Schwarzwaldmilch-Erzeugerhöfen. Die Heumilchkühe ernähren sich ganzjährig von heimischem Heu sowie im Sommer zusätzlich von frischem Gras und Kräutern auf der Weide. Die Frischmilch wird nicht homogenisiert und rahmt nach einigen Tagen natürlich auf. Erhältlich ist sie in der 1-Liter-Packung.