Länder-Spezial: Schweiz

Freitag, 06. Dezember 2013
Fotos: Fotolia/B. Burger

Für die Schweizer Traditionsprodukte Käse und Schokolade ist Deutschland der wichtigste Export-Absatzmarkt. Neue Produkte und Promotion-Aktionen sollen ihre Bedeutung weiter festigen.

Die Schweizer Ernährungswirtschaft stellte nicht nur unlängst auf der Anuga ihre Leistungskraft in Sachen Qualität und Vielfältigkeit unter Beweis: Verbraucher können dies auch beim Einkauf in hiesigen Lebensmittelmärkten erleben: Ob Fleisch, Käse, Schokolade oder Joghurt – Schweizer Lebensmittel genießen hierzulande einen guten Ruf und wandern immer öfter in den Einkaufswagen. Und immer mehr Händler nutzen das Profilierungspotenzial, das Schweizer Premiumprodukte bieten.

Allen voran der Exportschlager Käse: Laut Switzerland Cheese Marketing konnte die Schweizer Käsebranche ihren Marktanteil in den ersten sechs Monaten 2013 an der Käsetheke wertmäßig von 14,5 auf 15,3 Prozent steigern – trotz eines starken Schweizer Frankens und des damit verbundenen hohen Preisniveaus sowie einer zugleich sinkenden Anzahl von Käsetheken. Inzwischen sollen über 300 verschiedene Käsespezialitäten aus der Schweiz in Deutschland verkauft werden.

Der Trend zu würzigem, gereiftem Käse ist dabei unübersehbar. Diese Hochwertigkeit müsse aber auch offensiv verkauft werden, sagt die Schweizer Absatzförderungsorganisation Swiss Cheese Marketing und erwartet hier Kompetenz und Beratung seitens des Thekenpersonals im Handel. Mit den drei Top-Sorten Emmentaler, Appenzeller und Gruyère decken die Schweizer Käseexporteure inzwischen bereits 95 Prozent der deutschen Käsetheken ab. Zuwächse sind hier – auch angesichts des sehr hohen Preisniveaus – nur noch begrenzt möglich. Potenzial sieht man daher vor allem im Wachstumsmarkt SB und Prepacking. Dafür seien die milderen Reifungsgrade genau richtig. Zudem lasse sich damit auch ein koordiniertes Preisgefüge im Markt erzielen.

Mit Theken- und SB-Promotionen für Raclette und Fondue rücken die Käseexporteure jetzt vor den Festtagen ihre Produkte noch einmal ins Rampenlicht. Dass der Klassiker Raclette aber nicht nur im Winter Saison hat, demonstrierte Emmi mit dem Launch eines Sommer-Raclettes Ende Juni 2013. Das Unternehmen konnte damit seine Marktführerschaft  im wachsenden Fondue-Segment ausbauen und die Absätze verdreifachen. Aufgrund des großen Erfolgs ist im Sommer 2014 eine Promotion-Wiederholung geplant. Eine weitere nationale Promotion- Aktion läuft noch bis Mitte Februar in Kooperation mit der Deutschen Bahn.

Auch die Schokoladenmarke Toblerone steht für ein Stück Schweiz. Die charakteristische zackige Form fehlt in keinem Schokoladenregal. Sie werde immer nachgefragt, wenn Konsumenten das Besondere suchen, sei es als süßes Geschenk oder Mitbringsel, weiß man bei Mondelez. Im Duty Free ist das Schweizer Original die Nr. 1 bei Süßwaren. Dennoch: Auch Klassiker brauchen von Zeit zu Zeit eine Aktualisierung. So wurde jetzt die charakteristische Form neu interpretiert: Die Schokoladenmeister von Toblerone haben den markanten Zacken „flachgelegt“; es ist eine Dreieckstafel entstanden, die mit neuen Sorten für hohe Aufmerksamkeit am POS sorgen und neue Käuferzielgruppen ansprechen soll.

Camille Bloch als Anbieter von gefüllten Schokoladespezialitäten ist im deutschen Süßwarenregal ein erfolgreicher Nischenplayer mit zweistelligen Wachstumsraten – sieht aber noch weitere Potenziale. Die Vielfalt der Schweizer Schokoladenwelt werde heute noch gar nicht im Einzelhandel abgebildet, so Exportleiter Volker Kremser. Mit kleineren Marken und Verkostungsaktionen könne sich der Handel als Kenner profilieren, der seinen Kunden echte Geheimtipps präsentiere. „Die Verbraucher sind auch bereit, für eine wirklich hochwertige Schweizer Tafelschokolade mehr als zwei Euro auszugeben“, das zeigten die eigenen Erfahrungen. Ziel der im Herbst 2013 gestarteten Kommunikationskampagne ist es, die Premiumqualität und Markenkraft von Ragusa stärker zum Ausdruck zu bringen, die Schweizer Werte in den Vordergrund zu stellen und die Herkunft Schweiz als das Land mit der höchsten Schokoladenkompetenz  zu thematisieren. Die Stadtregionen Köln, Dresden  und Stuttgart werden dabei als Hotspots definiert, um die Markenbekanntheit signifikant zu erhöhen.

Die Schweizer Fleischexporteure sind ebenfalls angetreten, ihre Marktbedeutung im deutschen Lebensmittelhandel durch aktives Marketing weiter auszubauen. Mit Unterstützung des bekannten TV-Kochs Andreas C. Studer („Studi“) soll unter anderem das Schweizer Lifestyle-Thema Apéro mit feinem Trockenfleisch und Käse hierzulande bekannt gemacht werden – das sich beispielsweise auch für den Verkauf an hochwertigen Fleischtheken im Handel eignet. Bei den deutschen Verbrauchern beliebt sind vor allem die Spezialitäten Bündnerfleisch und Bündner Rohschinken, die für traditionelles Handwerk stehen, lokal geprägt sind und nach streng gehüteten Rezepturen von traditionsbewussten Schweizer Fachbetrieben produziert werden.

 

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Info: Reinheitsgebot

Die Rinde vieler Käsesorten, darunter auch preiswertere Raclette-Käse, wird mit Natamycin behandelt. Dem offiziell zugelassenen Konservierungsstoff wird allerdings eine antibiotische Wirkung nachgesagt. Daher betont die Organisation Swiss Cheese Marketing seit diesem Jahr das „Schweizer Reinheitsgebot“: Die Schweizer Käsemeister verpflichten sich demnach freiwillig schriftlich dazu, keine Zusatz- oder Konservierungsstoffe zu.

 

Interview

Andreas MüllerAndreas Müller-Henze, Geschäftsführer bei Switzerland Cheese Marketing

Welche Rolle spielt Schweizer Käse an der deutschen Käsetheke?
Die Schweizer Käsebranche konnte ihren Markanteil an der Käsetheke in diesem Jahr weiter ausbauen. Die drei wichtigsten Sorten Appenzeller, Emmentaler AOC und Le Gruyère AOP sind immer unter den zehn bestverkauften Käsen. In der Kategorie Emmentaler ist der Schweizer Emmentaler AOC die Nummer eins. Als vierter Top-Käse folgt der Tête de Moine AOC mit seinen einzigartigen Rosetten.

Was empfehlen Sie dem deutschen Handel bei der Präsentation am POS?
Hochwerte und auffällige Laibpräsentationen mit Verkostungsmöglichkeiten. Das Verkaufspersonal sollte die wichtigsten Merkmale des Premiumkäses aus der Schweiz kennen. Vor allem sehe ich hier die länger gereiften Käse, die auch margenträchtiger sind, am Zug.

Mit welchen Aktivitäten fördern Sie den Absatz von Schweizer Käsespezialitäten?
Klassiker sind Raclette und Fondue. Fürs Raclette bieten die teilnehmenden Exporteure zwei Promotionen an: für SB und für die Theke. Absolute Reinheit und der Hochgenuss stehen dabei im Fokus – Raclette-Käse aus der Schweiz ist nämlich nicht mit Natamycin behandelt.

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