Kaffeegenuss daheim

Montag, 25. April 2022
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Kaffeespezialitäten gehören zu Österreich wie Baguette zu Frankreich. Besonders die Verbindung der österreichischen Kaffeehauskultur mit Produktinnovationen bieten grosses Marktpotenzial für österreichische Produkte und damit attraktive Chancen für den Point of Sale.

Die Kaffeehauskultur hat in Österreich eine jahrhundertelange Tradition. Und in Wien wurde das Kaffeetrinken zur Kultur gemacht und zum um­fas­sen­den Lebensgefühl erhoben. Ob bei einer Wiener Melange oder einem Kleinen Braunen, hier ist Geniessen und Verweilen angesagt. Gerade dieses Flair beziehungsweise die Emotionen, die der Verbraucher damit assoziiert, kann der Handel für sich nutzen. Denn mit den zahlreichen Kaffeespezialitäten kann er dem Shopper zumindest geschmacklich ein Stück der österreichischen Kaffeehauskultur vermitteln und so für neue Impulse am Point of Sale sorgen.

Premium und Differenzierung
«Spezialitätenkaffee zählt zu den grössten Trends im gesamten Lebensmittel- und Getränkesektor», ist Dr. Johann Brunner, Geschäftsführer des Österreichischen Kaffeeverbands, überzeugt. Mehr noch: Ob im Kaffeehaus, im Coffee-Shop oder pandemiebedingt in den eigenen vier Wänden, der Kaffeetrinker von heute möchte zudem wissen, wo der Kaffee herkommt, wo und wie er geröstet wurde und welche verschiedenen Zubereitungsarten es gibt. Ein typisches Beispiel dafür sei der sogenannte Single Origin oder Single Source Kaffee, der aus einer einzigen Ernte, einem einzigen Land oder einer einzigen Region geerntet wird. Diese Kaffees werden häufig weniger stark geröstet, um den natürlichen Geschmack zu erhalten.

Wiener Kaffeehauskultur im Regal
«Das grösste Wachstumspotenzial liegt klar im Segment des Bohnenkaffees, das in Deutschland allein im Jahr 2020 ein Umsatzplus von 26 Prozent verzeichnete», berichtet Ela Saleh, Geschäftsführerin Julius Meinl Deutschland. Kaffeekenner wissen: Ganze Kaffeebohnen sind ein Muss für einen perfekten Espresso – und den braucht man auch für viele österreichische Kaffeespezialitäten. Ela Saleh ergänzt, «Hohe Qualität und Differenzierung durch verschiedene Sorten, andere Röstverfahren – wie hellere und mittlere Röstungen – sowie Nachhaltigkeit werden bei ganzen Kaffeebohnen immer wichtiger. Besonders die erfolgreiche Verbindung der traditionellen Wiener Kaffeehauskultur mit Produktinnovationen bieten grosses Marktpotential für österreichische Produkte.» So verbindet Julius Meinl die neu entwickelte Linie «Vienna Collection» aus hochwertigen, Rain Forest Alliance zertifizierten Kaffeebohnen mit der Wiener Kaffeehauskultur.

Auch Wedl-Kaffee hat eine Wiener Mischung unter der Marke Walzertraum im Sortiment. Hier kommen ausschliesslich Arabica-Bohnen zum Einsatz, die nicht nur als ganze Bohnen, sondern auch in unterschiedlichen Mahlgraden erhältlich sind. Mit typisch wienerischen Kaffeesorten kann der Handel den Konsumenten in der DACH-Region ein bisschen Kaffeehauskultur vermitteln.

Nachhaltigkeit ist gefragt
Branchenkenner stellen fest: Der Nachhaltigkeitsaspekt spielt eine immer grössere Rolle. Deshalb haben der Österreichische Kaffeeverband und Marketagent zu dem Thema kürzlich eine Studie durchgeführt. Demnach geben mehr als 60 Prozent der Befragten an, dass Nachhaltigkeit beim Einkauf von Kaffee für sie «sehr wichtig» bis «eher wichtig» ist. Jeder Dritte Kaffee kauft beziehungsweise trinkt nur, wenn das Produkt ein Nachhaltigkeitsgütesiegel trägt. «Wir sehen diese Ergebnisse als Auftrag, den Nachhaltigkeitsgedanken in der Branche weiter voranzutreiben», so Marcel Löffler, Präsident des Österreichischen Kaffeeverbandes zu den Studienergebnissen. Auch der Deutsche Kaffeeverband und Procafé, die Vereinigung zur Förderung des Kaffeekonsums in der Schweiz, machen sich für nachhaltig erzeugten Kaffee stark.

Aktionsflächen nutzen
Wie kann der Handel die Kaffeehauskultur in DACH-Region an den POS bringen? Mit ansprechend gestalteten Aktionsflächen anlässlich von Themenwochen wie «Österreichische Kaffeehauskultur», können Händler ihren Kunden Kaffee & Co. schmackhaft machen – vor allem in der Urlaubszeit. Hier sollten Premiumkaffees mit Zubereitungstipps für typische Kaffeespezialitäten (s. Kasten) ebenso präsentiert werden wie landestypische Schmankerl verschiedener Hersteller. Dazu gehören beispielsweise Apfelstrudel, Germknödel, Kaiserschmarrn oder Palatschinken. Mit solchen Aktionen und Spezialitäten können sich Händler von Mitbewerbern differenzieren und die Kunden mit «genussvollen» Themen überraschen.

Österreichische Kaffeespezialitäten erfolgreich vermarkten

Das Markant Magazin hat mit Ela Saleh gesprochen, Geschäftsführerin Julius Meinl Deutschland, worauf der Handel bei der Platzierung und Vermarktung von Kaffeespezialitäten achten sollte.

Bohnenkaffee, Kapseln & Co. – was gehört wo ins Regal?
Ela Saleh:
Händler sollten darauf achten, dass Kaffeesegmente in Blöcken zusammenstehen. Innerhalb der Segmente Bohne, Kapsel, gemahlener Kaffee und Instantkaffee erleichtern Markenblöcke dem Shooper die Orientierung am Regal. Zudem sorgen Vorschubsysteme, besonders bei Kapseln für eine optimale Warenpräsentation.

Welchen Tipp geben Sie dem Handel hinsichtlich Zweitplatzierung und Verkostung?
Ela Saleh:
Nicht-permanente Zweitplatzierungen stehen idealerweise im direkten Umfeld des Kaffeeregals. Permanente Zweitplatzierung sollten an das Kaffeeregal anschliessen – als Gondelkopf beziehungsweise als Permanentdisplay am Eingang des Kaffeeganges. Hier steht die stringente Inszenierung einer Marke im Fokus, wobei auch die erwähnten Regeln des Category Managements greifen. Kreativität können Händler auch bei der Inszenierung und Dekoration der Zweitplatzierung zeigen. Daher sollte er die Wiener Kaffeehauskultur mit einem marken- und kategorieübergreifenden Ansatz auf die Verkaufsfläche bringen, auch im puncto Verkostungen. Wer geniesst nicht gern zu einem Julius Meinl Kaffee eine Waffel von Manner, vorausgesetzt, die pandemische Situation lässt dies zu. Gegebenenfalls verlegt man die Verkostung ins Freie direkt vor den Markt. Wir haben damit sehr positive Erfahrungen gemacht.

Wie lässt sich der Verkauf von österreichischen Kaffeespezialitäten ausserdem ankurbeln?
Ela Saleh:
Händler können das Thema «Österreichische Kaffeehauskultur» in analogen oder digitalen Medien visualisieren, also vom Handzettel über die Website, App bis hin zu digitalen Kanäle – verbunden beispielsweise mit einem Gewinnspiel, bei dem die Shopper Reisen nach Wien inklusive Barista-Kurs gewinnen können.

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Österreichische Kaffeespezialitäten

Biedermeier
Für einen Biedermeier bereitet man einen doppelten Espresso zu, gibt Milch dazu, setzt Schlagsahne oben auf und giesst etwa ein Schnapsglas mit Marillenlikör über die Sahne.

Brauner
Ein kleiner Brauner ist ein Espresso mit 27 ml zubereitetem Espresso. Milch bzw. Sahne wird separat im Kännchen serviert. Ein grosser Brauner ist ein doppelter Espresso.

Einspänner
Man bereitet einen Ristretto (einen stärkeren Espresso) zu und setzt eine Sahnehaube darauf. Der Einspänner wird nicht umgerührt.

Fiaker
Als Fiaker bezeichnet man in Wien eine Pferdekutsche bzw. den Kutscher. Die Kaffeespezialität Fiaker ist ein doppelter Espresso (oder Mokka) mit Zucker und einem Schuss Alkohol wie Sliwowitz, Kirschwasser oder Rum.

Franziskaner
Es handelt sich um eine längere Melange mit heisser Milch und Schlagsahne: 30 ml heisses Wasser in eine Tasse geben, einen Espresso und 60 ml heisse Milch zugeben, eine Sahnehaube aufsetzen und mit Schokostreuseln dekorieren.

Kapuziner
Hierfür füllt man 20 bis 50 ml heisses Wasser in eine Tasse, gibt einen Espresso und dann flüssige Sahne dazu.

Latte Macchiato
Ein hohes Glas wird zu einem Drittel mit heisser Milch gefüllt. Darauf gibt man ein Drittel Milchschaum und dann einen Espresso.

Schwarzer/Mokka
Der Mokka wird auch als Kleiner Schwarzer bezeichnet. Es handelt sich um einen «verlängerten» Espresso, man bereitet ihn mit etwas mehr Wasser zu. Ausserdem verwendet man andere Bohnensorten. Ein grosser Schwarzer ist ein doppelter, etwas «längerer» Mokka.

Verlängerter
In anderen Ländern ist der Verlängerte als Café Americano oder Espresso Lungo bekannt: Man füllt 25 bis 50 Milliliter heisses Wasser in eine Tasse und gibt einen Espresso (27 ml) dazu.

Wiener Melange
Die «Wiener Mischung» ist die bedeutendste Kaffeespezialität in Wiener Kaffeehäusern: Man giesst 20 bis 50 ml heisses Wasser in eine Tasse, gibt einen Espresso dazu und füllt mit leicht geschäumter Milch auf.

Quelle: www.raufwolf-coffee.atz
 

Kaffeehauskultur: Typisch österreichische Speisen

Händler können das Thema Kaffeehauskultur aufmerksamkeitsstark in Szene setzen. Das Markant Magazin empfiehlt, auf Aktionsflächen nicht nur Kaffee, sondern auch typisch österreichische Kaffeehaus-Speisen sowie Rezeptvorschläge mit entsprechenden Zutaten zu präsentieren, zum Beispiel

  • Sachertorte
  • Apfelstrudel
  • Linzer Torte
  • Germknödel
  • Kaiserschmarrn
  • Palatschinken
  • Topfenknödel

Produkte

 

 

 

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Mit der «Vienna Melange» feiert das Traditionsunternehmen die Kaffeekultur seiner Heimat Wien und beschert Kaffeeliebhabern eine feine Mischung aus besten Robusta- und Arabica-Bohnen.