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Speiseöl – insbesondere Sonnenblumenöl – wurde aufgrund des Ukraine-Krieges zur Mangelware und die Preise zogen an. Wie Markenhersteller darauf reagieren und welche Speiseöle gefragt sind.
Nach der Corona-Pandemie sorgte der Ukraine-Krieg erneut für Regallücken in den Supermärkten. Da die Ukraine zu Deutschlands wichtigsten Lieferanten für Sonnenblumenöl gehört, wurden Lieferengpässe befürchtet. Die Folge: Hamsterkäufe. Viele Hersteller versuchten, die Lücken durch Alternativen wie Rapsöl oder Olivenöl bestmöglich zu schliessen, zum Beispiel Importhaus Wilms mit Olivenölen von Gaea und Monini, Deoleo mit Bertolli oder VOG mit Rapso. Auch die Teutoburger Ölmühle füllte eigenen Angaben zufolge kontinuierlich grössere Mengen ab. Rila hat aufgrund der Verknappung manche Rezepturen geändert. So wurden einige Produkte, die bisher in Öl eingelegt wurden, zukünftig im eigenen Sud gegart und abgefüllt.
Höhere Preise
Die Lieferengpässe liessen die Preise für Speiseöle erwartungsgemäss in die Höhe schnellen. «Wir sind aktuell mit Preissteigerungen zwischen 15 und 30 Prozent konfrontiert», berichtet Karin Delgoff, Olivenölpanelmitglied Eurofins, Category-Managerin Essig – Öle bei Importhaus-Wilms. «Diese Preissteigerung wird sich auch in 2023 fortsetzen, weil die Olivenernte in Spanien katastrophal ausgefallen ist. Höhere Preise sind daher nicht nur für spanische Olivenöle unvermeidbar, sondern auch für italienische und griechische, weil sich die Beschaffung jetzt auf andere Länder verlagert.»
Langfristiger Trend zur Marke
«Die aktuellen Preissteigerungen können momentan zu Kaufentscheidungen zu Ungunsten von Markenprodukten führen. Dennoch geht der langfristige Trend klar zur Marke», ist Walter Holzner, Geschäftsführung Rapso Österreich, überzeugt und beruft sich auf Daten von Nielsen. Im ersten Halbjahr 2022 befinden sich unter den Top-10-Speiseölen im deutschen LEH (plus Drogeriemärkte, ohne Discounter) fünf Eigenmarkenprodukte mit einem Umsatzmarktanteil von zusammen 7,67 Prozent. Im Vergleichszeitraum 2017 waren es noch sechs Eigenmarkenprodukte mit einem Marktanteil von zusammen 12,91 Prozent.
Nach Ansicht der Markenhersteller verbinden viele Verbraucher mit Markenspeiseölen eine höhere Qualität. So stammt der Raps für Rapso aus rein österreichischem Vertragsanbau, der Rohstoff ist rückverfolgbar bis zum Feld. «Zudem ist der Raps garantiert gentechnikfrei, er wird schonend ohne Chemie verarbeitet und umweltbewusst produziert. Für diesen Mehrwert an Qualität zahlt der Verbraucher auch einen höheren Preis», sagt Walter Holzner. Die Teutoburger Ölmühle schält für Gourmetöle die Rapssaat in einem patentierten Verfahren und entfernt die schwarzen Bitterschalen. Einzig der darunter verborgene goldene Kern wird schonend kaltgepresst und direkt in die Flasche abgefüllt. Deshalb schmecken laut Hersteller die Teutoburger Gourmetöle fein-nussig und haben eine goldgelbe Farbe. Bei Bertolli fliessen 157 Jahre an Erfahrung in jeden Herstellungsschritt ein. «Nicht immer ist aus unserer Sicht das günstigste Produkt auch das Beste. Vielmehr sind wir stolz auf Auszeichnungen wie beispielweise unser «Bio Originale» bei Stiftung Warentest 2022», berichtet Tomislav Bucic, General Manager North Europe, bei Deoleo.
Speiseöle: Die Trends
Deoleo sieht grosse Chancen bei Speiseölen für die heisse Küche sowie für Allround- und Bio-Produkte. «Die Kunden sind sensibler in Bezug auf Qualität geworden. In diesem Zusammenhang spielt Extra Natives Olivenöl eine wichtige Rolle», so Tomislav Bucic. Zudem erkennt er erneut einen vermehrten In-house-Konsum, allerdings sei diesmal die Inflation und die damit gestiegenen Lebenshaltungskosten der Auslöser. «Wir gehen davon aus, dass Speiseöle generell weiterhin stark nachgefragt werden, insbesondere in den oben genannten Kategorien. Auch die Teutoburger Ölmühle profitiert vor allem von den Allrounder-Ölen für den täglichen Gebrauch. Das Thema Braten ist insbesondere bei Raps- und Sonnenblumenölen sehr beliebt. Eine ungebrochene Nachfrage nach Rapsöl sieht VOG, wobei vor allem Rapso für die dynamische Entwicklung dieses Segments verantwortlich sei, so Geschäftsführer Walter Holzner.