Foto: stock.adobe.com/Nelea Reazanteva
Spanische Spezialitäten sind beliebt, weil Verbraucher sie mit Ferien und Lebensfreude verbinden. Der Handel dient hierbei als Reisevermittler, der die Nachfrage mit emotionaler Ansprache und einer breiten Sortimentsauswahl ankurbeln kann.
Die Küche Spaniens ist sehr beliebt. Sie gilt als gesund und besticht durch Frische und Aromatik. Zu den beliebtesten spanischen Gerichten zählen Paella, Tapas, Tortillas, Gazpacho sowie Spezialitäten wie Serrano-Schinken, Ibérico-Schinken, Chorizo und Manchego-Käse. Dies ein Ergebnis der Studie «Was ist typisch spanisch», die die Campofrio Food Group in 2021 herausgebracht hat. Geschätzt werden darüber hinaus die Desserts Crema Catalan und Flan sowie im Süsswaren-Bereich Churros und Turron. Allerdings werden diese spanischen Produkte vom deutschen Verbraucher vermisst. So ein weiteres Ergebnis der Studie. Fakt ist: Mit diesen Produkten können Händler ein Stück Spanien an den POS bringen und bei den Kunden Urlaubsfeeling wecken. Das macht sich bezahlt.
Zweitgrösster Exportmarkt
Nach Angaben der Abteilung Lebensmittel der Wirtschafts- und Handelsabteilung der spanischen Botschaft ist Deutschland der zweitwichtigste Exportmarkt (nach Frankreich) für spanische Lebensmittel und Getränke. Die Entwicklung sei positiv, sagt Manuel Uzcanga Meinecke, Leiter der Abteilung Lebensmittel: «Bei einem Wertzuwachs von 9,6 Prozent und 4,5 Prozent mehr Absatz wurde 2021 ein Exportwert nach Deutschland von insgesamt 6,9 Milliarden Euro erreicht.» Die mit Abstand umsatzstärkste Warengruppe sei mit 67 Prozent Obst und Gemüse, gefolgt von Weinen (5,1 %) sowie Fleisch und Fleischwaren (4,8 %).
Sommer, Strand, Paella
Der Exporterfolg spanischer Spezialitäten begründet sich vor allem durch die Beliebtheit Spaniens als Reiseland. «Die deutschen Verbraucher verbinden das mit Sommer, Strand und entspannter Atmosphäre», sagt Daniel Kamphausen, Country Manager bei Campofrio. «Das spanische Essen wird vor allem wegen der frischen, vor Ort gereiften, aromatischen Zutaten zu einem geschätzten Genuss. Paella, Tapas, Tortillas – das ist für die Deutschen typisch spanisch.»
Noch viel zu entdecken
Als originär spanische Spezialitäten würden in deutschen Lebensmittelregalen Produkte wie Ibérico- oder
Serrano-Schinken, Rioja-Weine oder Olivenöle wahrgenommen, berichtet Manuel Uzcanga Meinecke. «Hier ist die Nachfrage vorhanden, weil der Verbraucher mit diesen Produkten vertraut ist, sie zum Teil aus seinem Urlaub kennt.» Darüber hinaus gebe es «neue» Produkte zu entdecken, wie hochwertige Fisch- und Gemüsekonserven, Käse, Sherry-Essige, Gewürze wie geräuchertes Paprikapulver oder lokale Reissorten.
Wein: Trend Rosé
Innerhalb der Kategorie Wein liegt Rosé im Trend. Das hat Eggers & Franke beobachtet, Distributeur für internationale Weine und Spirituosen. Die besonderen Aromen seien bei Verbrauchern so beliebt wie nie. «Der Anteil der Weintrinker, die Rosé konsumieren, hat seit 2007 in sämtlichen internationalen Märkten und auch im deutschen Markt deutlich zugenommen. Besonders beliebt: Rosé aus Spanien», so Susanne Rosin, Marketing Director Spirits bei Eggers & Franke. So stieg laut IRI in 2021 der Absatz spanischer Roséweine in Deutschland um 36,1 Prozent (Umsatz: +17,1 %). Zudem reüssierten spanische Spirituosen wie Brandy oder Sherry.
Mehr Umsatz mit Serrano
Bei Schinken- und Wurstspezialitäten (Umsatz spanischer Produkte im deutschen LEH laut IRI in 2021: knapp 170 Mio. Euro) sind Serranoschinken, Salamis und Grill-Chorizos führend. Der nussige Serranoschinken hat laut IRI inzwischen einen Marktanteil von elf Prozent an Rohschinken insgesamt. «Dies bietet auch Wertschöpfungspotenzial», sagt Daniel Kamphausen. Der Durchschnittspreis für Serranoschinken-Schnittware liege 40 Prozent über dem durchschnittlichen Marktpreis.
Insgesamt zeichne sich das Länderangebot Spaniens jedoch durch ein gutes Preis-Leistungsverhältnis aus, sagt Kamphausen. «Das bietet Chancen für den Handel, insbesondere in Abgrenzung zu anderen Ländersortimenten, etwa Frankreich, das eher für teure Gourmetküche steht.» Voraussetzung sei jedoch, dass die Produkte in Qualität und Frische mit den im Urlaub erlebten übereinstimmten – und auch tatsächlich aus Spanien stammten (und nicht mit spanischem Namen in Deutschland produziert werden), heisst es in einer von Campofrio beauftragten Studie. Danach vermissen Verbraucher im Supermarkt unter anderem etwa frischen Tintenfisch und Meeresfrüchte sowie frittierten Fisch, eine grössere Auswahl an Schinken und Wurst an der Wursttheke, Tapas-Sets oder Tapas to go, Würzmischungen für Tortillas und Paella, hochwertige gekühlte oder Tiefkühl-Paella, spanische Süsswaren oder Produkte in Bio-Qualität.
Spanische Wochen
Für die Vermarktung auf der Marktfläche empfiehlt sich zum einen die Platzierung im Kategorieumfeld, da «der Verbraucher hier spanische Spezialitäten sucht», dies hat Daniel Kamphausen von Campofrio beobachtet. Zusätzliche Kaufimpulse bieten Zweitplatzierungen mit emotionaler Ansprache oder auch themenbezogene Aktionen wie spanische oder mediterrane Wochen. Laut Auswertungen der GfK sei bei positiv wahrgenommener Platzierung die Kaufwahrscheinlichkeit viermal so hoch wie bei einer Standardplatzierung. Besonders zur Sommer- und Reisezeit seien zudem Verbundplatzierungen, etwa mit spanischem Schinken, Käse oder Paellareis, ratsam, heisst es bei Rila. Hohe Aufmerksamkeit erzielen auch edle Verpackungen oder Produktzugaben, etwa Glas-On-Packs bei Spirituosen, sagt Susanne Rosin von Eggers & Franke. Die Nachfrage steigern könne zudem der Einbezug spanischer Spezialtäten in bestehende Trends. Daher empfiehlt Manuel Uzcanga Meinecke folgendes: «Tapas als Fingerfood, mediterrane Diät, vegan oder Bio-Produkte – dennSpanien bewirtschaftet die grösste Biofläche Europas.»