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Auf dem Grill vollzieht sich ein Wandel: Aufgrund der Lebensmittelskandale steigt das Qualitätsbewusstsein, außerdem zeigen die Verbraucher mehr Experimentierfreude bei der Auswahl von Grillgut und Zutaten.
Satte 91,9 Prozent der Deutschen grillen gerne, hat das Marktforschungsunternehmen Tomorrow Focus Media herausgefunden. Darunter sind 23 Prozent „leidenschaftliche Griller“, die es sich sogar zur Winterzeit nicht nehmen lassen, gelegentlich den Grill anzuwerfen. Diese Kundengruppe achtet besonders auf modernes Equipment: Die Leidenschaftlichen geben gerne ein paar hundert Euro mehr für das Grillgerät aus, greifen zur High-Tech-Grillzange mit eingebautem digitalen Thermometer oder experimentieren mit Gewürz-Kapseln, die in die Kohle gelegt werden und dem Grillgut ein bestimmtes Aroma verleihen. Außerdem wird Grillen für diese Verbrauchergruppe zum Community-Event. Das „Live-Grillen“, bei dem unter medialer Anleitung koordiniert gegrillt wird, findet immer mehr Anhänger.
Qualitätsprodukte legen zu
Generell darf für 72 Prozent der Deutschen das klassische Steak auf dem Grill nicht fehlen, so Tomorrow Focus Media. Dabei landen Rind, Schwein oder Lamm aus heimischen Massenhaltung am weitaus häufigsten auf dem Rost. Doch gewinnen Qualitätsprodukte sukzessive an Boden. „Die Verbraucher entwickeln ein reges Interesse daran, ihr Wissen zu erweitern, und sie legen zunehmend Wert auf qualitativ hochwertiges Fleisch und Zutaten“, beobachtet Volker Leonhardi, Marketingleiter bei Develey.
Voll im Trend liegen dabei ausgewählte Rindfleisch-Sorten aus Südamerika. Zu Roastbeef, Hüfte und Filet aus Argentinien, Uruguay und Brasilien gesellen sich seit einiger Zeit auch Beef-Produkte vom US-amerikanischen Markt. „US-Style bzw. BBQ-Geschmack sind in diesem Jahr bedeutende Grill-Themen“, erklärt Leonhardi. Ganz progressive Griller testen auch exotischen Fleischsorten, etwa Strauß- oder Kängurufleisch, das geschmacklich dem Reh ähnelt. Dagegen gehören Varianten wie etwa mexikanische TexMex-Leckereien mit pikanten Grillkeulen und scharf gewürztem Geflügel schon fast zum Standard. Auch die asiatische Küche, etwa in Form von Lammcurry auf Spießen oder Putenspießchen mit Früchten, wird immer beliebter. Den Trend zu ausgefallenen Fleischsorten bedient etwa der Hamburger Großhändler Jacobsen und importiert Fleisch vom Springbock, vom Strauß und sogar vom Krokodil.
Feinkost in kleineren Größen
Qualität und Abwechslung verlangt der Grillfreund auch von Saucen, Salaten und anderen Beigaben. Dabei sind zwei gegenläufige Trends zu konstatieren. Einerseits steht, gerade bei der Gruppe der leidenschaftlichen Griller, „das Selbermachen hoch im Kurs“, beobachtet Sabine Müller-Weinhold, Produktmanagerin bei Raoul Rousso. Auf der anderen Seite macht aber auch das Thema Convenience vor dem Grillen nicht Halt. Fix und fertige Saucen und Salate in immer neuen, auch exotischen Geschmacksvarianten stehen daher ganz oben auf der Innovationsliste der Hersteller. Außerdem: „Der Trend im Feinkostbereich geht nicht nur beim Grillen klar zu kleineren Portionsgrößen“, ist Alexander Schmolling, Marketingleiter bei Popp Feinkost, überzeugt.