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Die Bio-Branche boomt seit 2020 mehr denn je. Welche Themen im neuen Jahr besonders relevant sind, dazu lieferte die digital durchgeführte Biofach Mitte Februar erste Ansätze.
Im ersten Quartal 2020 gaben Konsumenten laut Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) gegenüber dem Vorjahr 30 Prozent mehr für Bio-Frischwaren aus; im Zeitraum Juli bis September betrug der Zuwachs nach Nielsen-Angaben speziell im LEH und in Drogeriemärkten bei Bio-Waren 18 Prozent. Der Grund für die gestiegene Nachfrage nach Bio-Waren ist in erster Linie im Auftreten der Pandemie zu finden. «Corona legt das Brennglas über bestehende Probleme und Fehlentwicklungen und deren Auswirkungen. Etwa, was die Vorteile von regionaleren Wertschöpfungs- und Lieferketten angeht. Oder auch, was Umweltschutz und die Art und Weise, wie wir produzieren, mit unserer eigenen Gesundheit zu tun hat», erklärt Peter Röhrig, Geschäftsführer beim Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft.
Beim Stichwort Produktion sind vor allem die aufgetretenen Problematiken in der konventionellen Fleischproduktion in Erinnerung. Offenbar mit Folgen: Im Handel ist von «beachtlichen Steigerungsraten» bei Bio-Fleisch und -Wurstwaren die Rede, von 30 Prozent plus spricht tegut-Einkaufschef Robert Schweininger. Aber schon im März 2020 legten Bio-Fleisch und Bio-Wurstwaren um 32 Prozent zu, konventionelle Ware dagegen nur um 18 Prozent, so die Analysten der
Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI). Für sie zählen aktuell immer noch Bio-Fleisch und -Geflügel zu den Produkten unter den Bio-Waren mit den höchsten Wachstumsraten bei den Haushaltskäufen. Ein gestiegenes Gesundheitsbewusstsein und die verstärkte Beschäftigung mit Lebensmitteln und ihrer Produktion zählen seit Ausbruch der Pandemie zu den Triebfedern beim Kauf von Bio-Waren. Bei einer Studie des Marktforschungsinstituts Access Marketing Management gaben 30 Prozent der Befragten an, ihre Bio-Einkäufe unter anderem aus diesen Gründen ausgeweitet zu haben.
Konsumenten schärfen den Blick
Welche Themen sind für 2021 relevant? Danila Brunner, Leiterin des Biofach eSpecials, setzt auf Intensivierung der Bereiche «Verpackung», «Vegan» oder auch «Regionalität»: «Ich bin überzeugt, diese Themen und Trends werden auch 2021 präsent sein.» Dazu zeichnen sich bereits neue Akzente im Handel ab. Im Bereich Verpackung scheint beispielsweise trotz Hygienebedürfnis vor allem Unverpacktes weiter an Fahrt aufzunehmen. Laut den AMI-Analysten ist der Anteil von loser verkaufter Ware weiter gestiegen, von März bis Mai 2020 betrug das Mengenplus 24 Prozent. Rüdiger Ammon, Inhaber des Dinkelsbühler Naturkind-Markts, zählt Unverpacktes zu den «zukunftsfähigsten und notwendigen Bio-Konzepten, die von Kunden erwartet werden». Auch Robert Schweininger erkennt eine «mega steigende» Nachfrage nach dem Unverpackt-Konzept, das bei tegut weiter ausgebaut wird. Zusätzlich wird auf Glas- beziehungsweise Mehrwegverpackungen gesetzt, vom Trockensortiment bis zum Kartoffelsalat. «Das Umweltbewusstsein», ist sich Schweininger sicher, «wird nach der Pandemie noch grösser sein.»
Trendsetter
Gefragte Alltagshelfer
Passend zur 2020 entfachten Backlust (80 % Mehrumsatz im Bio-Backwarensortiment etwa bei tegut Okt.–Nov.) lanciert etwa die Bio-Zentrale eine Backmischung für Schokokuchen. Ob «ready to eat» oder «ready to cook»: Conveniente Bio-Gerichte sind gefragte Alltagshelfer. Neue vegane Lunchideen kommen von Lotao, u. a. mit «Jackpot sweet & sour» mit Bio-Jackfruit und -Reis. Neu im Pasta-Regal ist die italienische Marke Delverde mit sieben Sorten in Bio-Qualität. Bei den Milchprodukten setzt die Molkerei Berchtesgadener Land auf verbesserte Optik ihrer Bio-Fruchtquarks und führt die neue Sorte «faire Mango» ein.
Jeden Tag Bio
Bio muss keine Ausnahme oder Seltenheit mehr sein. Das beweist einmal mehr die ZHG, die seit 2018 ein breites Bio-Sortiment unter ihrer Marke «Jeden Tag» in Österreich anbietet. Dabei werden selbstverständlich Produkte aus Bio-Verbänden in verschiedenen Warenbereichen angeboten. «Jeden Tag Bio ergänzt das vollumfängliche Jeden-Tag-Sortiment optimal und ermöglicht uns, die Zielgruppen auszudehnen. Aktuell umfasst es rund 150 Artikel für den verantwortungsvollen Genuss – und die Auswahl wird ständig erweitert», sagt Marcel Blum, Geschäftsführer Zentrale Handelsgesellschaft mbH. Weiter fügt er hinzu: «Durch kontinuierliche Tests, Audits und Verkostungen wird die hohe Qualität unserer Bio-Produkte sichergestellt.»