Foto: Bürger
Ein Sommer ohne Grillen ist für viele Deutsche wie Pommes frites ohne Ketchup. Jahr für Jahr boomen Produkte für den Grill daher vor allem an heißen Sommertagen. Das haben auch die Chilled-Food-Hersteller erkannt und bieten mit Grillmaultaschen und Co. Alternativen und Ergänzungen zu Steaks und Würstchen. Wir zeigen, wie sich der Chilled-Food-Markt entwickelt und welche Produkte diesen Sommer besonders gefragt sind.
Die Idee für ein neues Produkt kommt nicht immer vom Hersteller selbst, sondern manchmal auch vom Konsumenten. Da viele Verbraucher im Hause Bürger angefragt hatten, wie man Maultaschen am besten grillen könnte, entschloss sich der schwäbische Chilled-Food-Hersteller im vergangenen Jahr dazu, speziell entwickelte Grillmaultaschen auf den Markt zu bringen. Mit Erfolg. „Wir wurden mit Bestellmengen konfrontiert, die wir nur durch Zusatzschichten bewerkstelligen konnten“, sagt Marketingleiter Boris Bauer. Daraufhin habe das Unternehmen seine Kapazitäten in diesem Jahr mehr als verdoppelt. Außerdem gibt es mit den Geflügel-Grillers seit März eine dritte Sorte. Mitbewerber Settele setzt nach und bietet seit Anfang des Jahres ebenfalls eine eigene Maultaschen-Variante für den Grill – allerdings in Spießform. Die Spieße sind seit März in den fünf Geschmacksrichtungen Currywurst mit BBQ-Marinade, klassisch mit Kräutermarinade, Pizza, Asia und Flammkuchen auf dem Markt. Um die Maultaschen-Spieße bei den Verbrauchern bekannt zu machen, plant das schwäbische Unternehmen, Produkte an 1.000 ausgewählte Vereine zu verschenken.
Zweitplatzierungen für mehr Absatz
Generell eignet sich das Segment Chilled Food sehr gut für für leichte Sommermahlzeiten, darin sind sich die Chilled-Food-Hersteller einig. „Im Sommer möchten die Verbraucher lieber genießen, als lange in der Küche zu stehen“, sagt Rico Grünenfelder, Produktmanager im Hause Hilcona. Dies gelte auch für frische Pasta, die sich mit nur wenigen Zutaten schnell in eine warme Mahlzeit oder einen Nudelsalat verwandeln lasse. Um den Konsumenten die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen, ergänzt Pasta-Hersteller Hilcona seine Produktverpackungen ab sofort um Rezepte inklusive der dazugehörigen Einkaufsliste. Laut Grünenfelder in diesem Sommer besonders gefragt: Chilled-Food-Produkte mit erfrischenden Zutaten wie Paprika oder Limone. „Der Handel selbst kann die Hebelwirkung verstärken, indem er Frische Pasta neben Gemüse, Salat oder Grillfleisch platziert“, so Grünenfelder. Dies bestätigen auch die Experten aus dem Hause Bürger: „Durch Sonder- oder Zweitplatzierungen, die gezielt die Aufmerksamkeit auf Grill- oder leichte Sommerprodukte legen, lässt sich der Abverkauf steigern.“
Langsames Wachstum für Chilled Food
Während Chilled Food im Ausland weiter boomt, wächst das Segment in Deutschland nach wie vor vergleichsweise langsam. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die deutschen Verbraucher noch immer ein eher traditionelles Einkaufsverhalten an den Tag legen“, so Timo Burger, Geschäftsführer im Hause Burgi‘s. Dabei spiele das Thema Bevorratung eine große Rolle. „Neben einem größeren Wochenendeinkauf werden unter der Woche lediglich wenige frische Produkte zugekauft“, so Burger. In Ländern wie England gehe der Verbraucher hingegen für maximal ein oder zwei Tage einkaufen, weshalb sich das Thema Chilled Food dort viel schneller entwickeln könne. Auch die Preissensibilität spiele bei den deutschen Verbrauchern noch immer eine große Rolle, schließlich sind die frischen Produkte in der Regel teurer als ihre haltbaren Pendants. „Es liegt nun am Handel und den Herstellern, durch gesunde und regionale Angebote die gewohnten Verhaltensmuster zu verändern“, so Burger.
Standort entscheidet über Erfolg
Nach wie vor entscheidet auch der Standort der Einkaufsstätte über Erfolg und Misserfolg der Chilled-Food-Produkte. „Ein großes Chilled-Food-Sortiment ist primär für den urbanen Raum relevant“, sagt Patrick Liermann, Director Products & Licensing Weight Watchers. In Städten sei die Nachfrage nach schnell verzehrfertigen Produkten um einiges höher. Daher bauen viele Hersteller auch auf den Trend zu innerstädtischen Convenience-Konzepten der Lebensmittelhändler. „Wir glauben, dass sich convenienceorientierte City-Märkte auch in Deutschland durchsetzen werden“, bestätigt Jens Vogler, Direktor Frische beim Fresh-Cut-Hersteller Bonduelle. Sein Tipp für den Handel: die Kategorie ganzheitlich weiterentwickeln – dazu gehörten ein ausgewogenes Sortiment, geeignete Kühlmöbel sowie eine optisch ansprechende Präsentation der Produkte. „Unsere Erfahrung ist, dass Märkte mit einem hochwertigen Angebot auch in Deutschland viel Erfolg mit Chilled Food haben können“, so Vogler.