Rossmann: Fit für Wachstum mit Gewinn

Montag, 05. Mai 2014
Fotos: Unternehmen

Auch wenn der Wettbewerb zuletzt an Schärfe gewonnen hat, sieht sich Rossmann gut aufgestellt. Das Unternehmen will weiter wachsen und dabei hochprofitabel bleiben.

Etwa Mitte 2013 habe der Wind im Markt der Drogeriewaren gedreht, berichtet Unternehmenschef Dirk Roßmann. "Da wurde es erheblich schwerer." Zwei große Discounter schalteten neue Drogeriesortimente mit starken Marken auf - und das kam an beim Verbraucher. "Des einen Freud, des anderen Leid", kommentiert Roßmann lakonisch die Entwicklung, in deren Folge er sein geplantes Umsatzziel knapp verfehlte. Letztendlich erlösten die 1.824 Rossmann-Märkte 2013 in Deutschland 4,99 Milliarden Euro Umsatz - "nur" zwölf Prozent mehr statt der geplanten 13 Prozent. Insgesamt kletterte der Gruppenumsatz ebenfalls wieder zweistellig, um 11,6 Prozent auf 5,9 Milliarden Euro. In den letzten Monaten aber hat sich der Wettbewerb deutlich verschärft, so dass die Burgwedeler nach 16 Jahren mit durchweg zweistelligem Wachstum für 2014 mit acht Prozent rechnen. Dirk Roßmann: "Irgendwann geht jede Serie mal zu Ende."

Nicht nur die Discounter haben im vergangenen Jahr den Wettbewerb angeheizt, auch Supermärkte und vor allem einzelne große SB-Warenhausbetreiber sorgen mit Sortimentsausbau, neuen Shop-in-Shop-Konzepten und nicht zuletzt mit Preisaktionen für Bewegung im Drogeriemarkt. "Es gibt die Tendenz, dass der LEH Drogeriewaren zum Einkaufspreis abgibt", kennzeichnet Klaus Praus, Geschäftsführer Einkauf bei Rossmann, die Situation.

Dennoch sieht die Rossmann-Geschäftsführung ihr Unternehmen für die neuen Herausforderungen gut aufgestellt - und zwar in jeder Hinsicht. Die Finanzlage ist außerordentlich solide. Der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanzsumme erreichte 44,8 Prozent. Rossmann erzielte 2013 ein operatives Ergebnis mit einem Ebit (Gewinn vor Steuern) von über vier Prozent. Seit 2003 habe sich der Umsatz vervierfacht, der Gewinn sei aber um das 9,6-fache gestiegen, erläutert Finanzgeschäftsführer Roland Frobel die Entwicklung. Dirk Roßmann ergänzt: "Wir sind Europas gewinnstärkstes Drogeriemarktunternehmen." Rossmann habe große Guthaben bei den Banken, nutze weder Leasing noch Finanzierungen, so Frobel weiter. Ziel sei es, die Bankschulden in den nächsten drei Jahren komplett abzubauen.

Zwar kommt auch Rossmann um Preisaktionen nicht herum, setzt aber beispielsweise Coupon-Aktionen wie "Zehn Prozent auf alles" nur selektiv an Standorten mit besonders aggressivem Wettbewerb ein. Die hochgesteckten Wachstums- und Ertragsziele will das Unternehmen überwiegend mit anderen Stellschrauben realisieren. Bereits in den letzten Jahren wurde mit gezielten Schließungen kleiner Filialen, mit Modernisierungen und Neueröffnungen die durchschnittliche Verkaufsfläche um 20 auf rund 500 Quadratmeter vergrößert. Im gleichen Zuge wurden Sortimente wie Wein, Spielwaren, Haushaltswaren oder PBS neu aufgeschaltet oder erweitert und die margenstarken Eigenmarken ausgebaut. Als wichtigstes Erfolgskonzept bezeichnet Dirk Roßmann "die hochmotivierten Mitarbeiter von Passau bis Flensburg, die sich mit den Unternehmenszielen identifizieren". All das hat dazu geführt, dass Rossmann zuletzt die Hälfte seines Zuwachses auf bestehender Fläche realisieren konnte. Roßmann: "Das geht nur, wenn die Atmosphäre in jedem Laden stimmt und die Kunden sich wohlfühlen."

Mit Wachstumsraten von sechs bis sieben Prozent in den nächsten Jahren sei er "hochzufrieden", erklärt Dirk Roßmann. Ohne Wachstum gehe es nicht: "Um die Kostenstrukturen zu optimieren, brauchen wir Wachstum." Die Gruppe plant beim bislang höchsten Investitionsvolumen ihrer Geschichte von 200 Millionen Euro die Eröffnung von 300 neuen Märkten im In- und Ausland. In Deutschland werden 122 Millionen Euro investiert, von denen 93 Millionen Euro für 150 neue Märkte sowie Modernisierungen bereitgestellt werden. Im laufenden Jahr will Rossmann seine Verkaufsfläche auf über eine Million Quadratmeter ausbauen und den Umsatz auf sieben Milliarden Euro steigern

 

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Interview

Dirk Roßmann, Geschäftsführer Rossmann

Der Wettbewerb im Markt der Drogeriewaren gewinnt an Schärfe. Wer sind aktuell die Treiber?
Die Hauptwettbewerber sind die Discounter Netto mit 4.000 Filialen und Aldi mit neuen Marken im Drogeriesortiment, darunter Nivea von Beiersdorf. Es gibt keine Oligopole im Drogeriemarkt, sondern der LEH mischt kräftig mit. Eine der Folgen ist, dass wir in Deutschland die niedrigsten Drogeriewarenpreise in ganz Europa haben.

Wie gehen Sie mit dieser Situation um?
In der Industrie gibt es bekanntlich Forschung und Entwicklung - bei uns aber auch! Wir probieren ständig neue Konzepte und Sortimente aus, um unsere Kunden zu begeistern. Unser Erfolgskonzept basiert vor allem auf einem tollen Managementteam und auf hochmotivierten Mitarbeitern in den Filialen, die sich mit den Unternehmenszielen identifizieren.

Die Preise fallen, die Kosten steigen. Können Sie auf der Kostenseite noch optimieren?
Neben den Löhnen, die rund 50 Prozent der Gesamtkosten ausmachen, sind die Mieten der Kostentreiber. Wir müssen fast immer mehr bezahlen, als wir wollen. Ein Wettbewerber steht bei neuen Standorten immer als Bieter daneben, und die Projektentwickler reizen die Preise aus. Wir können unsere Kostenstrukturen im Grunde nur optimieren, indem wir Wachstum generieren.