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Start-ups leisten häufig Pionierarbeit, besonders wenn es um Lösungen der Klima- und Nachhaltigkeitsheraus-
forderungen der heutigen Zeit geht. Ferner beeinflussen die Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz zunehmend die Geschäftsmodelle der Gründer und somit werden Start-ups auch zu Trägern digitaler Innovationen.
In Deutschland erwägt einer von 42 Erwachsenen (2,4 % der erwachsenen Bevölkerung) in diesem Jahr ein neues Unternehmen zu gründen. Dies ist ein Ergebnis einer Umfrage von MBH Corporation, einer Investment-Holdinggesellschaft, die an der Frankfurter Börse notiert ist. An der Umfrage nahmen 12 800 Erwachsene in ganz Deutschland teil. Von den Personen, die ein neues Unternehmen gründen möchten, sind die meisten zwischen 25 und 34 Jahre alt (38 %), gefolgt von den 18- bis 24-Jährigen (25,5 %). Fast sechs Prozent der Befragten, die eine Unternehmensgründung ins Auge fassen, sind 55 Jahre und älter.
Anlässe zur Unternehmensgründung
Die Angst vor der Kündigung oder dauerhaften Kurzarbeit ist der Hauptgrund dafür, warum so viele planen, ein Unternehmen zu gründen. Jeder Fünfte (21 %) konnte während der Corona-Krise eine Marktlücke erkennen, während 22 Prozent der Befragten angaben, dass sie ihren Lebensstil geändert haben und andere Prioritäten setzen. «Trotz der verheerenden Auswirkungen durch die Corona-Krise ist der Unternehmergeist in Deutschland stark präsent. Unsere Umfrageergebnisse zeigen, dass viele in Deutschland, die ein Unternehmen gründen möchten, entweder eine Marktlücke entdeckt haben oder ihre Lebensweise ändern wollen. Diese Unternehmen werden in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle dabei spielen, den Arbeitsmarkt und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln», sagt Callum Laing, CEO der MBH Corporation plc. Das bestätigt auch Florian Nöll, Head of Digital Ecosystems bei PwC Deutschland: «Optimismus steckt tief in der DNA unserer Gründer. Auch eine veritable Krise wie die Pandemie kann diese Zuversicht nicht zerstören.» Die Jungunternehmer konzentrieren sich auf ihre Stärken und setzen auf nachhaltiges Handeln statt auf Personalabbau. Damit avancieren sie zum Wachstumsmotor, um die Wirtschaft aus der Krise zu führen. Zu diesem Ergebnis kommt der «8. Deutsche Startup Monitor» (DSM), den der Bundesverband Deutsche Startups e. V. und PwC in Zusammenarbeit mit der Universität Duisburg-Essen erstellt haben. An der Studie haben sich 2000 deutsche Start-ups beteiligt. Die weiteren zentralen Ergebnisse des DSM 2020 im Überblick.
Fokus auf Produktentwicklung
Die vom DSM befragten Start-ups reagieren mit spezifischen Massnahmen auf die Corona-Krise: 56,2 Prozent der Gründer versuchen, die Corona-Zeit zu nutzen, um sich auf die Produktentwicklung zu fokussieren. Neben der Arbeit am Produkt reagieren viele Start-ups mit angepassten und neuen Leistungen auf die Herausforderungen und veränderten Rahmenbedingungen (36,1 %). Der dritte wichtige Aspekt betrifft die Einsparung von Kosten: Hier liegt der Fokus aktuell auf der Verschiebung von Investitionen (50 %), während vom Personalabbau noch Abstand genommen wird (11,4 %). So gewinnt auch Nachhaltigkeit in der Krise weiter an Stellenwert.
Start-ups sind Problemlöser
Start-ups nehmen eine Schlüsselfunktion ein, wenn es um die Lösung der grossen Klima- und Nachhaltigkeitsherausforderungen der heutigen Zeit geht. Aufgrund ihrer Innovationskraft leisten sie häufig Pionierarbeit, wenn es darum geht, Umweltinnovationen am Markt einzuführen. Im Jahresvergleich zeigt sich, dass immer mehr Start-ups ihre Produkte und Dienstleistungen der Green Economy (DSM 2020: 43,4 %; DSM 2019: 36,6 %) beziehungsweise dem Social Entrepreneurship (DSM 2020: 42,6 %; DSM 2019: 41,9 %) zuordnen. Damit steigt die Anzahl der Start-ups, die gezielt einen Beitrag zum Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutz leisten und beabsichtigen, gesellschaftliche Problemstellungen zu lösen. Neben den ökonomischen Motiven werden also umweltspezifische sowie soziale Ziele im Start-up-Ökosystem immer wichtiger.
Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch
Start-ups sind Träger digitaler Innovationen. Das spiegelt sich auch darin wider, dass die beiden Themen Digitalisierung und Künstliche Intelligenz für die Gründer immer wichtiger werden und zunehmend deren Geschäftsmodelle beeinflussen. Insbesondere die Künstliche Intelligenz (KI) hat für jedes vierte Jungunternehmen in Deutschland einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung seiner Geschäftsmodelle (Antwortoption DSM 2020: «sehr grossen Einfluss»:4,4 %; DSM 2019: 22,1 %). Die Relevanz von Virtual und Augmented Reality (6,6 %) sowie Blockchain-Technologie (3,7 %) bewerten die Start-ups wie im Vorjahr deutlich geringer und sehen diese Technologien weiterhin nicht als zentrale Faktoren für ihr Geschäftsmodell.
Aktuelle Herausforderungen
Wie schon im vergangenen Jahr liegen die drei wesentlichen Schwierigkeiten in den Bereichen Vertrieb/Kundengewinnung, Produktentwicklung und Kapitalbeschaffung. Mit einem Zuwachs um 12,8 Prozentpunkte sehen Start-ups vor allem im Vertrieb und in der Kundengewinnung deutlich grössere Herausforderungen als noch im Vorjahr 2019. Damit deuten die Ergebnisse des DSM 2020 auch auf erschwerte finanzielle Rahmenbedingungen hin: Die Bereiche Cashflow/Liquidität sowie Kapitalbeschaffung steigen um 13,8 beziehungsweise 5,2 Prozentpunkte. Diese Ergebnisse sind besonders in der derzeitigen Corona-Krise ein Alarmsignal: Umsatzeinbrüche und der Absprung beziehungsweise das Abwarten einiger Investoren aufgrund der aktuellen Unsicherheiten bergen speziell für Start-ups eine Gefahr.
4 Fragen – 4 Antworten
Seit drei Jahren beschäftigt sich die Markant mit dem Thema Start-ups und hat dazu die Plattform voilà! gegründet.
Warum sind Start-ups interessant für die Handelspartner der Markant?
Alois Bauer, National Lead Buyer, Markant Deutschland GmbH
Start-ups sind für die Handelspartner der Markant interessant, da sie oftmals schneller und flexibler auf Kundenbedürfnisse reagieren und innovative Produktideen auf den Markt bringen. Gerade nachhaltige Ideen und Ernährungstrends werden oft von ihnen aufgegriffen. Des Weiteren bieten die Jungunternehmer den Händlern die Möglichkeit, ihre Sortimente zu differenzieren und neue Impulse zu setzen.
Was war der Anlass, die Start-up-Plattform voilà! zu gründen? Wie lange gibt es sie schon?
John Grewe, Geschäftsführer, Markant Deutschland GmbH
Angestossen von den ersten Bestrebungen der Handelspartner und getrieben von dem Gedanken, wie man junge Start-ups und ihre Ideen finden kann, wurde «voilà! – die Start-up-Arena» gegründet. Seit knapp drei Jahren beschäftigt sich die Markant mit dem Thema und bringt über die Bewerbungsplattform in regelmässigen Abständen Start-ups und Handelspartner zusammen.
Was zeichnet Ihre Start-up-Plattform voilà! aus?
Erik Eiberle und Isabel Trinkert, National Range Buyer, Markant Deutschland GmbH
Bei voilà! erreichen Start-ups mit ihrer Bewerbung bis zu 150 Markant Handelspartner. Alle zwei Monate voten die Handelspartner unter den Bewerbungen für ihre Favoriten. Die 20 Start-ups mit den meisten «Likes» werden zu einem persönlichen Pitch vor den Einkaufsleitern unserer grössten Handelspartner eingeladen. Diese Pitch-Runden finden in Frankfurt am Flughafen oder auf dem Markant Handelsforum in Karlsruhe statt.
Wie profitieren Sie als Markant Partner von der Start-up-Plattform voilà!, welche Vorteile haben sie dadurch?
Markus Geiger, Geschäftsführung Einkauf Food, Kaufland Dienstleistung GmbH & Co. KG
Die Start-up-Plattform voilà! liefert uns alle zwei Monate bis zu 60 neue Start-ups, welche uns interessante und innovative Produktideen vorstellen. Daraus können wir die für uns Besten zu Gesprächen einladen oder lernen diese bei den Pitches der Markant kennen. Grosse Ideen brauchen Raum zum Wachsen, darum unterstützen wir Start-ups.