Mit dem Wandel in der Gesellschaft verändert sich zunehmend auch unsere Ernährung. Welche Kochtypen es gibt und wie diese einkaufen. Die Chancen für den Handel.
Béatrice Guillaume-Grabisch, Vorstandsvorsitzende Nestlé Deutschland
„Wir sind davon überzeugt, dass für den Handel Inspiration und Service künftig noch wichtiger werden. Das liegt auch an der zunehmenden Bedeutung von E-Commerce. Wer derzeit online Lebensmittel einkauft, sieht vor allem hinsichtlich der Auswahl und der Bequemlichkeit Vorteile. Aber: Unsere Zukunftsstudie „Wie is(s)t Deutschland 2030?“ zeigt, dass gleichzeitig auch die Ansprüche der Verbraucher steigen. Sie werden emanzipierter, anspruchsvoller, individueller, flexibler und weniger loyal sein. Die Verbraucher legen mehr Wert auf ihren individuellen Lebensstil und wollen diesen auch ausdrücken. Daraus ergeben sich viele Chancen für den Handel und Potenziale, die noch besser genutzt werden können: Etwa durch persönliche, individuelle Beratungsangebote und die Entwicklung hin zu einer Inspirations- und Impulsplattform. Diese Veränderungen machen auch eine neue Gestaltung der Verkaufsflächen notwendig. Die Präsentation der Produkte muss den Bedürfnissen und Vorstellungen des Kunden entsprechen und deren Lebensstil widerspiegeln. Die Kunden wollen künftig in Erlebniswelten einkaufen. In manchen Kategorien wie „Frische“ oder „Wein“ ist der Handel da ja auch schon auf einem guten Weg.“
Jeanett Schäfer, Leitung Tegut Kochwerkstatt
„Das Thema Ernährung und die Bedeutung für die eigene Gesundheit hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Aktuelle Entwicklungen wie vegane Lebensweise, Super- und Rawfood oder auch hochwertige Convenience-Produkte, mit denen schnell etwas Gutes zubereitet werden kann, belegen diesen Trend. Die Kunden sind deutlich kritischer geworden, was mit dem Lebensmittel entlang der Wertschöpfungskette passiert und das Beschäftigen mit der eigenen Ernährung, nicht auch zuletzt aufgrund von Unverträglichkeiten, ist in der breiten Bevölkerungsschicht angekommen.“
Christine Brombach, Professorin für Food Sociology and Nutrition an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
„Kochen wird zunehmend als ganzheitlicher Prozess gelebt und ausgeführt. Kochen beginnt bei vielen Verbrauchern schon beim Einkauf. Erstklassige Auswahl, die Inspiration der Waren, das Auswählen der Zutaten gehört als Teil der Vorarbeit dazu. Viele Starköche kaufen selbst ein, überzeugen sich so von den erstklassigen Zutaten, die über den Erfolg des Kochens entscheiden. Aus minderwertigen Zutaten lassen sich trotz aller Mühe keine guten Gerichte kochen. Vielfach unterscheiden sich die Gerichte in der Auswahl erlesener Zutaten, transformieren ein ansonsten eher einfaches Gericht in ein Luxusmahl. Beispielsweise sind die ersten Frühkartoffeln sehr teuer, bestimmte regionale Spezialitäten nur begrenzt erhältlich und damit hochpreisig.“