Digitale Evolution am POS

Mittwoch, 12. Februar 2020
Fotos: Messe Düsseldorf (Constanze Tillmann)

Shops ohne Kassen, Waagen, die mit dem Kunden sprechen, und Regale, die ihren Nachschub selber ordern: Die EuroShop-Aussteller lieferten sich ein Rennen um den «smarten» POS der Zukunft.

Im Februar zeigte die EuroShop in Düsseldorf wieder die internationalen Innovationen für den Handel. Die digitale Transformation zog sich wie ein roter Faden durch alle Hallen. Selbst beim «klassischen» Ladenbau machen Künstliche Intelligenz (KI) und Internet of Things (IoT) nicht Halt. Auf mehr als 127 000 Quadratmetern deckten rund 2300 Aussteller aus 57 Ländern den kompletten Inves­titionsbedarf der Retailbranche ab – und lockten damit 94 000 Fachbesucher aus 142 Ländern an den Rhein. Anfang 2018 machte Amazon Schlagzeilen mit seinem ersten kassenlosen Laden «Amazon Go». Inzwischen gibt es davon 15 in den USA, und im Februar eröffnete in Seattle das erste Grossformat «Amazon Go Grocery» mit fast 1000 Quadratmetern und rund 5000 Produkten. Die in den kassenlosen Shops verbaute Technik erkennt, welcher Kunde welche Produkte aus den Regalen nimmt, diese in seinen Einkaufskorb packt oder ins Regal zurücklegt. Der gesamte Einkauf wird vollautomatisch verfolgt, in einem virtuellen Einkaufskorb gesammelt und anschliessend mit Hilfe der Amazon-Go-App online bezahlt. Inzwischen testen immer mehr Einzelhändler auf der ganzen Welt kassenlose Geschäfte, und auch auf der EuroShop war das ein grosses Thema.

So zeigte Toshiba die neueste Version seines «Frictionless Store». Die Lösung von Toshiba überrascht mit Geschwindigkeit, sie wickelt dank Edge-Computing im Store alle Vorgänge in Echtzeit ab. Direkt am Rand (Edge) des lokalen Netzwerks im Shop übernimmt ein Rechner die Datenverarbeitung, statt diese auf langen Wegen über Zentralrechner oder die Cloud abzuwickeln. Toshiba setzt im Store Hochleistungskameras und «intelligente» Matten auf den Regalböden ein. Die Matten sind mit Sensorpunkten bestückt, die anhand von Gewicht und Stellflächen-Geometrie das Produkt identifizieren. Im Zusammenspiel mit den Kameras werden die Bewegungen der Kunden und Produkte exakt verfolgt, die Einkäufe protokolliert und mit automatischer Zahlung zum Abschluss gebracht. Christoph von Lingen, Vertriebsleiter bei Toshiba Deutschland, zeigt sich überzeugt, dass der deutsche Handel in den nächsten zwei Jahren Anwendungen des «Frictionless Stores» einsetzen wird.

Obst- und Gemüsewaagen, die mit dem Kunden sprechen – das gab es bei Mettler-Toledo zu sehen. Fragt ein Kunde «Alexa, woher kommt der Apfel?», folgt prompt die Antwort: «Guten Tag, ich bin ein Elstar und komme aus Deutschland.» Diese in Kooperation mit dem Digital-Signage-Spezialisten Online Software AG entwickelte Lösung basiert auf KI und kann sogar noch mehr als sprechen: Mit Hilfe einer inte­grierten Kamera erkennt die Waage automatisiert das aufgelegte Obst und Gemüse, und zwar dank neuer Hard- und Software viel treffsicherer als frühere Modelle.

Mit futuristisch anmutenden Konzepten war auch der Ladenbauer Wanzl auf die Messe gefahren und zeigte dort unter anderem Kleinstflächenformate für eine kassen- und bedienungslose Rund-um-die-Uhr-Versorgung. «Das Konsumverhalten hat sich in den letzten Jahren massiv geändert. Kunden wollen sofortige Verfügbarkeit und Einkaufen möglichst rund um die Uhr», so Dr. Klaus Meier-Kortwig, Vorsitzender der Wanzl-Geschäftsführung. Zu den smarten Systemen zählt auch das Regal «wire tech 100 i» mit eingebauter automatischer Bestandsüberwachung. Neu ist der «Scan Trolley», mit dem Kunden ihre Artikel direkt am Einkaufswagen scannen und später per App bezahlen können. Des Weiteren präsentierte Wanzl Einkaufswagen und -körbe, die ausschliesslich aus Kunststoffen gefertigt werden, die unter anderem über den Grünen Punkt gesammelt wurden.

Die Shopbeleuchtung bleibt, so offenbart auch der aktuelle «EHI Energiemonitor 2020», unverändert einer der wichtigsten Investitionsschwerpunkte im Handel. Auf der EuroShop zeigten allein in diesem Bereich rund 120 Aussteller ihre Konzepte. Smarte Lichtlösungen sollen dem Handel dabei helfen, attraktiver als der Wettbewerb zu sein. «Emotionalisierung und Eventisierung sind die Richtung, die wir als Antwort darauf alle verfolgen», bestätigt Oktalite diese Stossrichtung. Bäro betont, dass auch die Lichtqualität ein Brennpunkt des aktuellen Forschungsinteresses sei. «Wir richten unser Augenmerk heute stärker auf die Qualitäten der LED in Sachen spektrale Zusammensetzung und Lichtlenkung», so ein Sprecher von Bäro.

Weil die Umsätze der Handelsgastronomie von Jahr zu Jahr steigen und inzwischen nach EHI-Zahlen bei rund zehn Milliarden Euro liegen, hat die Messe Düsseldorf extra dafür den neuen Bereich «Food Service Equipment» eingerichtet. Viele Aussteller deckten die gesamte Bandbreite der Gastro- und Küchentechnik ab. Obwohl wegen des Coronavirus weniger Besucher als erwartet gekommen waren, zeigten sich die Aussteller am Ende der EuroShop durchweg zufrieden. «Unsere Erwartungen wurden weit übertroffen», sagte Dr. Oliver Blank, Geschäftsführer der Aichinger GmbH. Rundum zufrieden auch Dr. René­ Schiller,­ Kommunikationschef der GK Software SE: «Die EuroShop hat es in diesem Jahr wieder geschafft, unsere hohen Erwartungen zu erfüllen.»

News

Foto: stock.adobe.com/karepa

FIZ. Trotz Inflation und hoher Lebenshaltungskosten bleibt Fisch unverzichtbarer Bestandteil der deutschen Ernährung.

Jens Kundrun von Behn (links) und Lars Malachewitz von Bela (rechts). Fotos: Anna Leste-Matzen, Karsten Dollak

Bela und Behn meistern mit der Gründung des Joint Venture, der GLN Getränkelogistik GmbH & Co. KG, künftig gemeinsam die Herausforderungen der Mehrweg-Logistik.

Foto: Franz Oss

MPREIS. Durch die Nutzung der Software-Plattform von Hoffrogge richtet MPREIS das Sortiment und die Produktplatzierung in seinen Filialen noch mehr auf Kundenbedürfnisse aus.

Foto: stock.adobe.com/Maurice Tricatelle

Vion/GfK. Knapp 40 Prozent der deutschen Verbraucher bevorzugen Fleisch aus Deutschland und verzichten sogar bewusst auf importiertes Fleisch.

Info

METRO erhält reta award
Bereits zum 13. Mal hat das EHI Retail Institute auf der ­EuroShop die Gewinner der «reta awards» gekürt. In der Kategorie «Best Instore Solution» werden Handelsunternehmen ausgezeichnet, die durch den Einsatz von Technologie am POS einen nachweisbaren operativen Mehrwert erreicht haben. Einer der Preisträger war in diesem Jahr die METRO, die den Checkout-Prozess an ihren SB-Kassen optimiert hat. Die Kunden des Grosshändlers können die ausgewählten Produkte mit dem eigenen Smartphone per App oder mit einem SB-Handheld selbstständig scannen. An der Kasse verifiziert eine Validierungseinheit die Einkäufe in einem von Bizerba entwickelten mehrstufigen Prozess, in dem nicht gescannte Artikel zuverlässig erkannt werden (s. auch Neuheiten).

 

Statement

Michael Gerling, Vorsitzender EuroShop-Beirat und Geschäftsführer EHI Retail Institute
«Der Erfolg des Online-Handels spornt die Händler geradezu an: Sie haben erkannt, dass sie den Kunden über das Sortiment hinaus Gründe geben müssen, in den Laden zu kommen. Durch den Wettbewerb wurde der gesamte Einzelhandel in seinem Niveau nach oben gedrückt. Es wird in Ladenbau investiert und in die Schaffung von Erlebnis­welten. Darüber hinaus boomt die Digitalisierung im Handel. Sie ermöglicht es dem Händler einerseits, dem Kunden noch mehr Services anzubieten sowie On- und Offline-Kanäle miteinander zu verknüpfen, andererseits vereinfacht sie Prozessabläufe, Logistik und vieles mehr.»

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Die «sprechende Waage», eine Weltneuheit, erkennt Produkte per Kamera und kommuniziert mit natürlicher Sprechstimme mit dem Kunden.

KMW

Das Limburger Kühlmöbelwerk präsentierte unter anderem sein neues Flaggschiff «KMW 2020» mit drei verschiedenen Temperatursektoren.

Bizerba präsentierte mit «Supersmart» eine Scan&Go-Lösung mit Loss-Prevention-System.

Das Backwaren-SB-System «MyBakery» meldet per Füllstandsensor automatisch, sobald die Warenmenge ein vorgegebenes Limit unterschreitet.

Für Nahversorger-Märkte hat Epta die Produktfamilie «SlimFit-/MultiCity» weiter ausgebaut.

CCV

Als Anbieter von Payment-Lösungen stellt die CCV Deutschland GmbH ihren Handelskunden im neuen «CCVStore» Android-Apps zur Installation auf Payment-Geräten bereit.

Der Experte für automatisierte Bargeldverarbeitung präsentiert auf der EuroShop zahlreiche Lösungen, darunter Cash Back an der Laden- oder SB-Kasse, hygienisches Bezahlen an kundenbedienten Systemen oder auch Münz-Recycling gegen Wertbon. Im Bild die vollintegrierte Theken-Lösung «CI-5».