Zurück in die Zukunft

Mittwoch, 05. April 2017
Foto: GS1 Germany

Mit „fTrace“ will GS1 Germany die Rückverfolgbarkeit von Produkten über eine standardisierte, international ausgerichtete Cloud-Lösung aufbauen.

Die Fischstäbchen der Kaufland-Eigenmarke K-Classic tragen einen Tracking-Code auf der Verpackung. Wer als Kunde des MARKANT-Partners die F-Trace-App auf sein Smartphone lädt, den QR-Code scannt und einen ebenfalls auf der Verpackung aufgedruckten Zahlencode eingibt, wird detailliert informiert – über Fangort, Fangdatum und Fangmethode des Fisches, über den Herstellungsbetrieb sowie über die bei der Produktion verwendeten Zutaten. Kaufland will diesen Service nach und nach für alle Fischprodukte seiner K-Classic-Linie einführen.

Der Rückverfolgbarleitslösung F-Trace wird seit 2012 von GS1 Germany angeboten und diente ursprünglich nur zur Information der Verbraucher, und zwar ausschließlich in der Kategorie Fleisch- und Wurstwaren.  Seit 2016 ist der Service in eine eigene Gesellschaft, die F-Trace GmbH ausgegliedert. Er wurde um B2B-Komponenten erweitert und zu einer neutralen, cloudbasierten und für alle Warengruppen offenen Plattform ausgebaut. 

In der Startphase

Produktions- und Weiterverarbeitungsbetriebe können ihre Produktinformationen auf Basis der GS1-Standards EPCIS, GLN und GTIN in diesen Datenpool einspeisen. Die F-Trace GmbH unterstützt dabei durch Anleitungen, Informationsveranstaltungen und Pilotprojekte. „Gerade die für die Rückverfolgung wichtige Chargentrennung oder gar die Einzelstückbetrachtung müssen in den Prozessen der Produktionsbetriebe machbar sein und sich auch kostenmäßig in einem vernünftigen Rahmen bewegen“, erklärt Mark Zeller, COO der F-Trace GmbH. 

Das System steckt national und international noch in der Aufbauphase. Immerhin aber stellen bereits Produktionsbetriebe aus über 20 Ländern ihre Daten auf der Plattform ein. In Deutschland sind laut Zeller schon rund 90 Prozent der in der Fleischbranche generierten Umsätze über F-Trace abgedeckt – mit mehr als 330 beteiligten Fleischlieferanten, von Böklunder über Tönnies bis zu Westfleisch. Im Bereich Fisch beträgt die Quote momentan circa 20 Prozent, bei Obst und Gemüse rund 5 Prozent.

Effizient und rechtssicher

Nicht nur bei Frische, sondern langfristig in allen Food- und Nonfood-Kategorien sollen national und international  möglichst hohe Abdeckungsgrade erreicht werden. Dabei hilft das länderübergreifende Netzwerk der GS1-Gesellschaften. „Wir wollen die weltweit führende, branchenübergreifende Plattform für die Rückverfolgung werden“, sagt Mark Zeller und verweist auf die Vorteile von F-Trace. Nämlich Effizienz, weil Prozesse und Informationen digitalisiert sowie lieferkettenübergreifend standardisiert werden. Rechtssicherheit, weil europäische und nationale Vorschriften zur Rückverfolgung erfüllt werden und Datenschutz gewährleistet ist. Außerdem Risikoschutz, weil Herkunft und Herstellung von Produkten etwa im Fall von Lebensmittelskandalen in Echtzeit und lückenlos transparent gemacht werden können.

Das System finanziert sich durch Gebühren, die jedes Unternehmen zu entrichten hat, das Daten hoch- oder herunterlädt (mehr dazu siehe Interview). Auf der Habenseite steht für Händler wie Kaufland, dass sie ihren Kunden per F-Trace-App die Eigenschaften der angebotenen Produkte auf einfache Weise transparent machen können.

 

Interview

Interview mit Mark Zeller, Chief Operating Officer der F-Trace GmbH, über Nutzen und Kosten der Rückverfolgung durch F-Trace für den Händler.

Was hebt F-Trace von anderen Lösungen zur Rückverfolgung ab?
Ein USP von F-Trace ist die dynamische Datenverknüpfung in Echtzeit auf jeder Verarbeitungsstufe und bei jedem Ereignis. Das System basiert zudem auf GS1-Standards und setzt auf eine dezentrale Dateneingabe, bei der die Akteure der Lieferkette ihre Informationen unabhängig voneinander eingeben. Die einzelnen Daten verknüpfen sich erst bei Abruf zu einer vollständigen Lieferkette. Dies schützt vor nachträglichen Manipulationen. 

Welcher konkrete Nutzen bietet das System speziell für Handelsunternehmen?
F-Trace gewährleistet eine chargengenaue Rückverfolgung vom Rohstoff bis auf den Teller des Verbrauchers. Alle Akteure in einer Lieferkette können sicher sein, mit F-Trace den gesetzlichen Vorgaben zu entsprechen. Der Händler kann die erfassten Daten darüber hinaus auswerten und eigene Prozesse optimieren, effizienter arbeiten und wirtschaftlich profitieren. Zudem trägt die Lösung zum Risikomanagement bei: Ist zum Beispiel ein Steak bakteriell verunreinigt, hilft F-Trace, sofort zu agieren. So können Unternehmen Artikel zügig aus dem Verkaufsregal entfernen und müssen weniger Ware zurückrufen. Das ist im Ernstfall ein Kosten- und Imagevorteil.
 
Was muss ein Händler für die Teilnahme an F-Trace bezahlen?
Die Kosten setzen sich aus mehreren Bausteinen zusammen und sind nach Umsatz gestaffelt. Der jährliche Basispreis beginnt bei 50 Euro. Dazu kommen Kosten pro genutzter Artikelnummer GTIN, der Nutzungspreis für Rohstoff- und Halbfertigwarenlieferanten sowie für die Datenweiterleitung. Interessierte Unternehmen können jederzeit die komplette Preisliste erfragen.
 

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Info

Was fTrace leistet

fTRACE ist ein Service, mit dem im Internet oder über das Smartphone Produkte zurückverfolgt werden können. So erfährt der Konsument bereits beim Einkauf, woher das Produkt kommt und wann und wie es verarbeitet wurde.

fTRACE informiert in erster Linie über Herkunft und Verarbeitung frischer Lebensmittel. Aktuell können die Kategorien Fleisch, Geflügel, Fisch sowie Obst und Gemüse zurückverfolgt werden. Voraussetzung ist, dass die Produkte den fTrace-Code tragen. Für die Angaben sind die jeweiligen Hersteller und Markeneigner der Produkte verantwortlich.

fTRACE ist eine Plattform, auf der Hersteller und Händler Informationen zur Herkunft, Verarbeitung und Qualität ihrer Markenprodukte bereitstellen. Der Service wird betrieben von GS1 Germany. Das Unternehmen ist vor allem für den EAN-Barcode bekannt. Die Barcodes und Standards von GS1 Germany sorgen für transparente Warenströme. Sie machen es möglich, dass Produkte mit fTRACE zurückverfolgt werden können. Weitere Informationen zu GS1 Germany finden Sie unter www.gs1-germany.de

Die  Hauptfunktionen von fTRACE

B2C-Ausgabe
Sammeln von chargenbezogenen Herkunftsdaten entlang der Lieferkette und Ausgabe an Konsumenten, angereichert mit Bildern, Videos, Marketingtexten, Rezepten etc.

Visualisierung Lieferkette/Reporting/Business-Analyse
Möglichkeit der Datenanalyse von chargenbasierten Herkunftsdaten über direkte Vorstufen und Kunden hinaus

Datentransport entlang der Lieferkette
Mitliefern von statischen und dynamischen Daten über das „Förderband“ der chargenbasierten Lieferkette (z.B.: Zertifikate, Gütesiegel, Laborwerte, Allergene, Zusatzstoffe, Rechnungsnummern, etc.)

Der Kernnutzen von fTrace

1. Rechtssicherheit

  • Nutzung des Systems erfüllt gesetzliche Anforderungen
  • Branchenspezifische Regelungen berücksichtigt
  • Datenschutz durch Rechtemanagement gewährleistet

2. Effizienz                            

  • Digitalisierung von Prozessen (bisher in Papierform)
  • Lieferkettenübergreifende Standardisierung
  • Kontrolle der Herkunftsinformationen vor Wareneingang
  • Aussagefähigkeit bei Lebensmittelkontrollen

3. Qualität und Vertrauen

  • Produktherkunft als Differenzierungsmerkmal
  • Verbesserung Kundenbindung und Markentreue

4. Risikomanagement

  • Handlungsfähigkeit in Krisenfällen
  • Feststellen von Abhängigkeiten
  • Kontrolle von vereinbarten Lieferkonditionen
  • Datensicht über die direkte Vorstufen hinaus

 

Info

Eine Studie von PricewaterhouseCoopers aus 2016 erkundet den Stellenwert von Rückverfolgbarkeit bei den Verbrauchern. Die Ergebnisse: 

  • Die diversen Skandale der Vergangenheit zeigen Wirkung: Bei Lebensmitteln und Getränken ist der Wunsch der Verbraucher nach Rückverfolgbarkeit besonders hoch. An der Spitze liegen Fleisch- und Wurstwaren. Für  56 Prozent sind  bei diesen Produkten Informationen zur Herkunft, zur Herstellungsweise und zur Lieferkette „sehr wichtig“, für weitere 29 Prozent „eher wichtig“. Es folgen Frischobst und -gemüse (49%/35%), Molkereiprodukte (43%/38%), Backwaren (34%/39%), Feinkost (32%/41%) sowie Wein (23%/35%) und Bier (21%/33%).
  • Aber auch im Bereich Nonfood wollen die Verbraucher mehr und verlässlichere Informationen.  Unter den Gebrauchsgütern ist ihnen die Rückverfolgbarkeit besonders bei Elektronik (70%), Kleidung/Textilien (68%) und Haushaltsgeräten (66%) wichtig. Am wenigsten zufrieden sind sie mit dem Informationsangebot bei Lederwaren, Kleidung/Textilien und Kosmetik. Die Mehrheit der Deutschen (59%) nimmt regelmäßig die Angaben auf der Verpackung zur Kenntnis. Für knapp die Hälfte (46%) sind Testberichte von Prüfinstituten wie Stiftung Warentest oder Öko-Test relevant.
  • Etliche Verbraucher geben an, auf den Kauf zu verzichten (Kosmetik: 25%; Lebensmittel: 6%)  oder auf ein anderes Produkt auszuweichen (Kosmetik: 18%; Lebensmittel: 21%), wenn sie mit dem Informationsangebot unzufrieden sind. 

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