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Den Begriff «New Work» hat der Philosoph Frithjof Bergmann schon in den 1980er Jahren geprägt. Die Idee: Der Mensch soll nicht mehr Werkzeug zum Erfüllen einer bestimmten Arbeitsaufgabe sein. Stattdessen soll Arbeit der Selbstverwirklichung des Menschen dienen: Arbeiter sehnen sich nach Arbeit, die sie wirklich wollen. Schon vor der Coronakrise griffen New-Work-Konzepte diesen Gedanken auf, etwa mit flexiblen Arbeitszeitmodellen oder mobiler Arbeit. Doch vielerorts wurde traditonsgemäss auf Präsenzkultur und kontrollbasierter Führung beharrt. Damit ist nun Schluss. Durch die Pandemie muss sich praktisch jedes Unternehmen für neue Arbeitskonzepte öffnen, wie etwa eine Sonderstudie der Bertelsmann Stiftung zeigt. Grundsätzlich seien zwei wesentliche Tendenzen zu erkennen, heisst es dort: 1. Corona beschleunigt die digitale Transformation der Arbeitswelt. 2. Arbeitsweisen sind divers und Führung wird künftig auf Vertrauen basieren müssen.
Homeoffice künftig nicht mehr wegzudenken
Schon heute ist klar, dass «New Work» schrittweise die neue Normalität wird. Laut einer Randstad-Ifo-Befragung unter Personalleitern wollen etwa 73 Prozent der Unternehmen, die während der Krise verstärkt aufs Homeoffice gesetzt haben, dies auch in Zukunft tun. Und mehr als drei Viertel der Beschäftigten, die krisenbedingt ins Homeoffice versetzt wurden, wollen laut Umfrage der DAK diese Arbeitsform auch weiterhin, zumindest teilweise, nutzen. Werden Büros damit überflüssig? «Mitnichten», sagt Trendforscher Tristan Horx vom Zukunftsinstitut in Wien: «Die Entwicklung geht aber dahin Büroflächen zu reduzieren und zum sozialen Raum zu machen, als Orte der Begegnung und des Austauschs, die der Mensch als soziales Wesen braucht.» Das Homeoffice löse nicht alle Probleme. Es könne aber helfen fokussierter und damit produktiver zu arbeiten, wodurch etwa auch die wöchentlich festgelegte Arbeitszeit reduziert werden kann. «Unternehmen müssen Arbeitsmodelle für verschiedene Typen von Mitarbeitern entwickeln, damit jeder den Arbeitsraum findet, in dem er am effektivsten ist», sagt Horx. «Nicht jeder kann und möchte zu Hause arbeiten.»
Wer im Homeoffice oder mobil arbeitet, sollte jedoch vom Arbeitgeber entsprechend ausgerüstet und unterstützt werden. «Das geht von der technischen Ausstattung über schnelles Internet bis hin zu Zuschüssen zur Miete und Strom», sagt Trendforscher Horx. Auch der Staat muss eindeutige Regeln schaffen – denn Hauptverhinderer der Arbeit über Distanz trotz bestehendem Abstandsgebot seien fehlende Betriebsvereinbarungen, wie eine Studie des Fraunhofer Instituts feststellt. Bislang müssen nur Homeoffice-/Telearbeitsplätze im Arbeitsvertrag oder einer betrieblichen Vereinbarung geregelt sein, wodurch der Arbeitgeber durch die Arbeitsstättenverordnung auch für die komplette Ausstattung des Arbeitsplatzes verantwortlich ist. Bei mobiler Arbeit gilt diese Verordnung nicht, wodurch Mitarbeiter im Zweifel selbst für technische Geräte oder Möbel sorgen müssen.
Auf jeden Fall hat die coronabedingte Verlagerung von Beruf und Freizeit in den häuslichen Bereich laut Gfk in den entsprechenden Handelssparten für erfreuliche Umsätze gesorgt. So stieg im März 2020 die Nachfrage nach Computer Hardware und Equipment sprunghaft an. Vor allem Mäuse, Tastaturen, Headsets, Webcams, Monitore sowie Notebooks waren in der ersten Phase der Pandemie besonders gefragt. Im weiteren Verlauf stieg auch der Absatz von Gaming-Equipment und Fernsehgeräten. Zudem konnten Gefrier- und Kühlgeräte sowie Haushaltsgeräte zum Zubereiten von Essen (etwa Mikrowellen) stark zulegen, denn neben «Office at Home» ist auch «Eat at Home» aktuell die neue Normalität.