E-Commerce trifft Handel

Mittwoch, 11. März 2020
Foto: AdobeStock (Tierney)

Online boomt und erfordert vom stationären Handel ein strategisches Umdenken – etwa in Richtung Multi-Channel. Click & Collect bietet dabei einen Ansatzpunkt im härter werdenden Wettbewerb.

Laut dem Bundesverband E-Commerce und Versandhandel e.V. (bevh) wurde 2019 in Deutschland ein E-Commerce-Umsatz von 72,6 Milliarden Euro generiert. Das entspricht einem Zuwachs von elf Prozent zum Vorjahr. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Retailer handeln und ihr Geschäft um digitale Services erweitern. Dabei ermöglicht ein Online-Shop, als Basis­ einer Multi-Channel-Strategie, dem Händler ein identisches oder auch zusätzliches Sortiment zu dem in der ­Filiale anzubieten. Ein Angebot, das diese Multi-­Channel-Strategie ergänzt, ist Click & Collect. Von diesem Service profitieren sowohl Händler als auch Verbraucher.

Grössere Sortimentsvielfalt

Durch die Verknüpfung von offline und online steht dem Verbraucher ein grösseres Sortiment zur Verfügung als es ihm eine Filiale offerieren kann. Händler können eine breitere Vielfalt präsentieren, ohne ihr Lager vor Ort ausbauen zu müssen. Eine­ digitale und vernetzte Supply Chain ermöglicht die Entwicklung zum hybriden Händler und eröffnet dabei die Möglichkeit, auf die Lagerbestände des Lieferanten zuzugreifen und direkt einen Lieferprozess auszulösen. Durch die Bereitstellung im eigenen Geschäft entfallen Kosten und Aufwand für die Zustellung direkt zum Kunden nach Hause.

Click & Collect verbindet darüber hinaus die Flexibilität der Online-Bestellung mit dem Service-Angebot des stationären Handels. Der Verbraucher hat die Möglichkeit, sich vor Ort im Geschäft beraten zu lassen und den Artikel im Anschluss zu bestellen. Dabei ist er zeitlich flexibel. Gleichzeitig ermöglicht Click & Collect die taggleiche Lieferung der Bestellung. Per Benachrichtigung erhält der Verbraucher die Information, dass seine Bestellung eingegangen ist und abgeholt werden kann und erspart sich so den unnötigen Gang in die Filiale, falls das Produkt dort nicht vorrätig ist. Hinzu kommt, dass sowohl Wartezeiten beim Paketshop als auch die Versandkosten entfallen. Auch Retouren werden über Click & Collect abgewickelt, die Verbraucher können ihre Bestellungen in der Filiale wieder abgeben, ohne dass zusätzliche Kosten entstehen. Ist das Warensystem des Händlers zudem an den Bestell-Service angebunden, erhält der Verbraucher Echtzeitdaten darüber, ob das gewünschte Produkt vorhanden ist und wie lange die Lieferung dauern würde.

Mehr Shopping-Erlebnisse

Click & Collect kann aber nicht die einzige Lösung für den wachsenden ­E-Commerce sein, sondern bildet vielmehr die Basis für eine Multi-Channel-Strategie. Entscheidend ist, dass alle Aktivitäten und Angebote, on- und offline, aufeinander abgestimmt sind und dem Kunden ein reibungsloses Einkaufserlebnis bieten. Richtig umgesetzt, kann Click & Collect den stationären Handel stärken. Erweitert werden kann der Service auch mit anbieteroffenen Paketstationen, die eine zeitlich flexible Anlieferung und Abholung ermöglichen. Der Kunde kann seine Bestellungen unabhängig von den Ladenöffnungszeiten aus der Paketstation abholen. An verkehrsgünstigen Knotenpunkten wie etwa Bahnhöfen gelegen oder direkt neben Filialen, können sowohl Kunden als auch Unternehmen dank der kurzen Wege auf eine sichere, unkomplizierte Lieferung setzen. ­Paketstationen wie diese können auch für Lieferungen teilnehmender Zusteller genutzt werden. So bieten sie dem Kunden über die regulären Angebote des Handels hinaus einen weiteren Service, was die Kundenbindung stärkt.

Die ParcelLock GmbH etwa hat ein anbieteroffenes Paketkasten-System entwickelt, das von allen Herstellern, Dienstleistern und Versendern genutzt werden kann. Über die App «ParcelLock Paketstation» erhalten die Empfänger eine Nachricht mit einem Abholcode und einem QR-Code auf ihr Smartphone. Mit diesem kann der Empfänger das entsprechende Fach öffnen. Ein ähnliches Modell, das die Hamburger Stadt-Logistik grossflächig unterstützt, besteht seit Anfang März an mehreren Hamburger U- und S-Bahnstationen. Die sogenannten «Hamburg Box»-Paketstationen entstanden aus einer Kooperation von ParcelLock, der Deutschen Bahn und der Hamburger Hochbahn und stellen eine Lösung für die überlastete City-Logistik dar. Kunden holen damit Bestellungen an einem naheliegenden Bahnhof ab. Händler tragen mit diesem Service zu einer effizienten Lieferkette bei, die Click & Collect einbindet und gleichzeitig den Verkehr und die Umwelt entlastet.

News

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Autor

Gunnar Anger ist seit 2016 Geschäftsführer der ParcelLock GmbH. Das Unternehmen organisiert und vermarktet mit dem ParcelLock-System einen kundenfreundlichen, sicheren und anbieterneutralen Zugang zu Paketstationen und Paketkasten-Anlagen in Wohnquartieren für den Empfang und Versand von Paketen. Das Gemeinschaftsunternehmen wurde im August 2015 gegründet. DPD und Hermes sind zu gleichen Teilen Gesellschafter der ParcelLock GmbH. Als dritter zuliefernder Dienstleister ist zusätzlich GLS angeschlossen.

 

Info

Das Engagement ausgewählter MARKANT Partner in Sachen Click & Collect
 
Manor: Im Februar 2020 hat das Unternehmen eine Click & Collect-Abhol- und Rücknahmestation im Hauptbahnhof Zürich eröffnet. Bei dem Geschäft im ShopVille-Zürich handelt es sich um die erste Manor Click & Collect-Filiale in einem SBB Bahnhof. Das Click & Collect- Angebot von Manor stösst auf eine immer grössere Beliebtheit bei seiner Kundschaft, jährlich werden mehr als 170 000 Abhol­bestellungen verarbeitet. Für die Zukunft hat sich Manor hochgesteckte Ziele gesetzt und will in fünf Jahren jeden fünften Franken online erwirtschaften. Ein wichtiger Hebel, um dieses Ziel zu erreichen, ist ein erweitertes Online-Sortiment, welches laufend an die Kundenbedürfnisse angepasst wird.

dm drogerie-markt: Anfang April hat der MARKANT Partner seine Click & Collect-Lösung «Express-Abholung» bundesweit ausgerollt. Die Ware soll sechs Stunden nach der Online-Bestellung im Markt stehen. «Durch das Vermeiden von Verpackungen und Lieferwegen wird Express-Abholung zu einer nachhaltigen Alternative zum Online-Shopping», heisst es auf der dm-Website.

Globus: Ebenfalls seit April ist der Globus-Online-Abholservice für den Standort in Halle, Diesel­­strasse gestartet. Unter globus.de/abholservice können Kunden auf den Online-Shop zugreifen und aus rund 9000 Artikeln auswählen, inbegriffen sind auch Produkte der Eigenproduktion der Fachmetzgerei und der Meisterbäckerei. Der «Globus-Online-Abholservice» wurde vom Bereich Multichannel in Kooperation mit der Firma getnow entwickelt und getestet. Er ist das erste Click & Collect-Angebot des Unternehmens in der Region.