Süße Kaufimpulse

Mittwoch, 04. Mai 2016
Foto: RF123

Fruchtgummi ist ein typischer Impulsartikel. Doch mittlerweile hat sich die Süßware mit seinen dekorativen Formen auch zum interessanten Präsent und Mitbringsel gemausert. Mit welchen Konzepten sich das Impulspotenzial noch steigern lässt. Daten und Fakten.

Sie sind bunt, fruchtig, weich, sauer, gefüllt und bieten auch optisch mit ihren zahlreichen Formen jede Menge Reize: Die Kategorie Fruchtgummi. Aktuell kauft laut Nielsen ein Verbraucher 4,2 Fruchtgummi-Produkte im Jahr, vor fünf Jahren waren es lediglich 3,8 Produkte. Und: Im Vergleich der Jahre 2014 und 2015 konnte laut GfK der deutsche Handel mit der Warengruppe Fruchtgummi/Lakritz 11,5 mehr Shopping-Trips generieren – kein anderes Süßwarensegment sorgte für mehr Frequenzgewinn. Umso wichtiger sollte es daher für den Handel sein, die Warengruppen näher zu betrachten – besonders auch im Hinblick auf die kommende wärmere Jahreszeit.

Typischer Impulsartikel

Fruchtgummi ist ein typischer Impulsartikel. Die Marke ist das oberste Kriterium im Kaufprozess, die Handelsmarke spielt eine eher untergeordnete Rolle. Laut Mintel liegt der Handelsmarkenanteil bei zehn Prozent. Interessanter Fakt: Das Potenzial der Impulskaufkraft ist höher als das bei anderen Süßwarenkategorien. Zudem ist die Nachfrage nach Fruchtgummi ganzjährig konstant. Abverkaufs-Peaks zeigen sich allerdings bei saisonalen Anlässen wie Ostern, Weihnachten und auch zu Halloween. Die meisten zusätzlichen Shopping-Trips werden vor allem in den Monaten Mai bis August generiert – bei sommerlichen Temperaturen also. Dies zeigt eine Frequenzsteigerung im Gegensatz zum Segment der Schokoladenwaren, bei denen in den wärmeren Monaten die Nachfrage etwas geringerer ausfällt.  

Sortimentsvielfalt zeigen

Der Kauf von Fruchtgummi ist indessen ein Impulskauf. Das liegt wohl unweigerlich an ihrem prägnanten Charakteristikum wie Form und Geschmack. Neue Produktformen und Geschmacksrichtungen wecken immer wieder Interesse und die Lust, Neuheiten auszuprobieren. Hierin liegt aber auch die Herausforderung, die Vielfalt zu erneuern. Die Trends und Rezepturen auf die die Markenartikel setzen, ist indessen genauso breit und vielfältig. Die Palette reicht dabei von vegetarisch/vegan über sauer und gefüllt bis hin zu funktional. Dabei sollte nicht vergessen werden, dass Fruchtgummi eine Süßwarenkategorie ist. Von daher stehen Genuss und der Spaßfaktor an oberster Stelle.

Sauer liegt im Trend

Eines sollte im Fruchtgummi-Regal keinesfalls fehlen – und das sind Konzepte mit sauren Geschmacksrichtungen. Ein Trend, auf den die Markenartikler setzen. Die Kombination von Brause und Fruchtgummi steht für den Spaßfaktor der Kategorie. So hat Haribo das Pendant zum Goldbären in sauer zum Jahresanfang auf den Markt gebracht, den „Sauer Goldbären“ mit einer spritzig-sauren Kandierung.  Mit  „DJ Brause“, mit Brause kandierte Musik-Buttons aus Fruchtgummi,  sowie mit Vulcano mit einer flüssig-sauren Füllung will der Marktführer für weitere Impulse sorgen.  Auch Trolli sieht in sauren Fruchtgummis einen anhaltenden Trend. Mit Trolli Dino Rex hat der Markenartikler dabei zwei aktuelle Trends miteinander verknüpft. Es ist laut Aussage der Fürther das erste saure vegetarische Fruchtgummi. Die spritzig-innovative Mischung aus Limette und Limquat mache die neue Kreation einmalig.

Vegetarische Auswahl anbieten

Vegetarische Varianten sind bei Fruchtgummi keine Seltenheit mehr, was unweigerlich der steigenden Nachfrage nach vegetarischen Alternativen über alle Lebensmittelkategorien hinweg geschuldet ist. Die Hersteller von Fruchtgummi passen mehr und mehr ihre Rezepturen auf diesen Ernährungstrend an. Da das Interesse insbesondere an vegetarischen Produkten immer größer wird, hat sich Haribo auch dazu entschlossen, eine schrittweise Zertifizierung der in Frage kommenden Produkte durch eine unabhängige Organisation anzustreben.

Katjes setzt auf 3-D-Druck

Auf vegetarisch setzt auch weiterhin Katjes und bleibt seinem eingeschlagenen Weg treu. Kürzlich hat der Markenartikler Joghurt-Fruchtgummi mit Schokolade kombiniert. Jetzt ergänzt Katjes Yoghurt-Schoko-Gums das Portfolio. Zudem glaubt Katjes an ein großes Potenzial im Bereich individueller Fruchtgummis. Auf der ISM präsentierte der Hersteller mit dem Magic Candy Factory den weltweit ersten lebensmittelzertifizierten 3D-Printer für Fruchtgummi, mit dem Fruchtgummis in unterschiedlichsten Designs, Farben und Geschmacksrichtungen hergestellt werden können. Mit dieser Innovation belegte Katjes nicht nur den ersten Platz unter den Top-Innovationen des ISM-New-Product-Showcase, darin sieht der Hersteller auch attraktive Chancen. „Für die Süßwarenindustrie ist die Magic Candy Factory ein großer Innovationssprung, der nun jedem Konsumenten die Möglichkeit gibt, sein selbst kreiertes Fruchtgummi zu erhalten“, so Bastian Fassin, Managing  Director der Katjes Fassin GmbH & Co. KG und Director von Katjes Fassin UK Ltd. Für die Zukunft strebt das Unternehmen ein deutliches Wachstum im globalen Segment erlebbarer Süßwaren an.

Klare Konzepte von Storck

Storck sieht besonders in Qualität, Geschmack und Innovation die wichtigsten Voraussetzungen für den Markterfolg. Das Unternehmen setzt auf klare Konzepte, die gezielt auf die in Betracht kommenden Konsumentenkreise zugeschnitten sind und zum Markenportfolio passen. So heißt es denn auch bei Storck weiterhin „Vitamine und Naschen“. Mit dem Konzept Lachgummis und seinen Milchgummi-Reihe sorgt der Markenartikler indessen auch für Differenzierung im Regal.

Neue Konzepte

Ferner greifen die Hersteller Strömungen aus verschiedenen Bereichen auf und verquicken diese in neuen Konzepten. So hat Haribo die aktuell angesagten Cupcakes in Schaumzucker auf  den Markt gebracht. Look-O-Look hat den Take-away-Trend genutzt, um die Candy-Pizza, Candy-Sushi oder Candy Barbeque in die Regale zu bringen. Auf Lifestyle mit Wellness setzt hingegen Beauty Sweeties. Die Fruchtgummis  kombinieren Coenzym Q10, Aloe-Vera-Extrakte und Kollagen mit Superfruits wie der Acai-Beere. Auch den Trend zur Selbstoptimierung wird im Fruchtgummi-Regal aufgegriffen. Das Schweizer Unternehmen Hunziker hat kürzlich auf der ISM „Health Gummies“ vorgestellt mit verschiedenen Funktionalitäten – zum Erhalt der Augengesundheit, zur Unterstützung des Herz-Kreislauf-Systems oder der Knochengesundheit.

Chancen für den Handel

Fakt ist, Fruchtgummi ist heute mehr als nur eine Süßigkeit. Egal ob dekorativ, saisonal oder funktional – Fruchtgummis sind mittlerweile auch zum interessanten Präsent oder Mitbringsel geworden, was wiederum der Impulskaufkraft dienlich ist. Für den Handel ergeben sich auf alle Fälle interessante Chancen.

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Tipps

  • Fruchtgummi/Lakritz weist in der Süßware den höchsten Impulsanteil auf. Um die Wahrnehmung des Shoppers auch entsprechend zu erlangen, sollte die Warengruppe laut Haribo im Kundenlauf und am Anfang des Regals stehen. Als Ankermarke für Fruchtgummi sehen 73 Prozent der Verbraucher den Haribo Goldbären, der entsprechend am Anfang vom Regal platziert werden sollte.
  • Der Vorteil der Warengruppe besteht darin, dass sie mittels unterschiedlicher Regaltypen präsentiert werden kann. Die drei häufigsten Varianten sind hierbei Haken, Körbe sowie Regalböden. Bei einer Hakenplatzierung wird dem Verbraucher die beste Produktvisibilität geboten. Aufgrund des besseren Handlings, der geringeren Servicekosten und der besseren Markenorientierung durch die Kartonfarben bietet eine Kartonplatzierung auf Regalböden Vorteile.
  • Die Sortierung von Fruchtgummi/Lakritzen im Regal sollte nach Marken erfolgen. Eine Blockplatzierung erleichtert dem Verbraucher das Auffinden von Produkte, da die Artikel einer Marke zusammen platziert sind. Innerhalb der Markenblöcke ist eine Sortierung nach den Subsegmenten Fruchtgummi, Schaumgummi und Lakritzen zu empfehlen. Dabei gilt es auch regionale Besonderheiten zu berücksichtigen: im Norden Deutschlands wird Lakritz deutlich stärker nachgefragt als im Süden.
  • Der Regalanteil (Kontaktstrecke) einer Marke, der Subsegmente und der entsprechenden Artikel sollte in etwa der Marktbedeutung entsprechen. Dies kann regional durchaus unterschiedlich sein.
  • Neben klassischen Aktionen (Preisreduzierung, Gewinnspiel etc.), die im Handel mittels Zweitplatzierungen vermarktet werden, geben befragte Verbraucher als Kaufgrund auch an, durch die Zweitplatzierung auf neue Produkte aufmerksam gemacht worden zu sein.
  • Im Gegensatz zu anderen Segmenten in der Süßware ist Fruchtgummi/Lakritz das ganze Jahr über gleichmäßig stark gefragt und sollte daher stets auch in der Zweitplatzierung angeboten werden.
  • Fruchtgummis stehen in den wenigsten Fällen auf dem Einkaufszettel. Die Platzierung an einer gut frequentierten Fläche wie der Kassenzone und eine klare, attraktive Warenpräsentation sind daher ent­scheidend, empfiehlt man bei Soldan.
  • Dem Fruchtgummi-Segment sollte laut Trolli genügend Platz eingeräumt werden, um die verschiedenen Verbraucher-Wünsche wie süß, sauer, fruchtig, Fruchtgummi, Fruchtgummi-Schaumzucker, Schaumzucker, gefüllt, saisonal, weich usw. gerecht zu werden. Neuheiten als wichtige Impulsgeber sollten möglichst im besten Sichtfeld platziert werden. Zusätzlich können saisonale Zweitplatzierungen (Ostern, Halloween, Schulanfang usw.) als Inseln hervorgehoben werden.

 

Interview

Melissa Snover, Managing Director von Katjes Fassin UK Ltd

Die Themen Individualisierung und Personalisierung spielen bei Süßwaren eine immer größere Rolle. Katjes hat das Thema aufgegriffen und dazu den Magic Candy Factory, den weltweit ersten lebensmittelzertifizierten 3D-Printer für Fruchtgummi, auf der ISM vorgestellt. Melissa Snover, Managing Director von Katjes Fassin UK Ltd und Verantwortliche der Magic Candy Factory, über Ziele und Strategien zum Thema 3D-Druck bei Fruchtgummi.

Wie lange haben Sie für die Entwicklung benötigt?  
Die Entwicklung des Prototypen des 3D-Druckers und der speziellen Fruchtgummimasse sowie auch der "zweiten, ausgefeilten Generation" an Druckern dauerte nicht einmal ein Jahr.

Warum setzen Sie auf 3D-Food-Printing?  
Katjes glaubt an ein großes Potenzial im Bereich individueller Fruchtgummis. Für die Süßwarenindustrie ist die Magic Candy Factory ein großer Innovationssprung, der nun jedem Konsumenten die Möglichkeit gibt, sein selbst kreiertes Fruchtgummi zu erhalten. Für die Zukunft strebt Katjes ein deutliches Wachstum im globalen Segment erlebbarer Süßwaren an.

Welche Möglichkeiten bietet der 3D-Drucker?
Mit der Magic Candy Factory können sich Verbraucher Süßigkeiten ganz nach eigenem Wunsch herstellen lassen. Zudem ist mit der neuen Technologie die Herstellung ganz anderer, detailreicher Formen als im industriellen Prozess möglich. Mit der Magic Candy Factory können wir ganz einfach neue Formen und auch Geschmacksrichtungen testen und anbieten – alles ohne Mindestmenge, aber mit direktem Bezug zum Kunden.

Wie viele Formen bieten Sie derzeit an?
Bisher stehen mehr als zehn Formen zur Auswahl. Zudem gibt es die Möglichkeit, Grüße auf Fruchtgummi-Karten zu drucken, um ganz individuelle, köstliche Geschenke zu kreieren. Jeder Liebhaber kann dann eine Farb- und Geschmackskombination und eine Verzierung wie beispielsweise süßes oder saures Finishing auswählen und so seine eigene, persönliche Süßigkeit zusammenstellen.

Welche Technik steckt dahinter?
Das System der Magic Candy Factory basiert auf dem Verfahren der FDM (Fused Deposition Modeling). Dabei wird eine Spezialmischung aus natürlichen Zutaten erwärmt und anschließend mittels einer geeigneten Düse aufgebracht, sodass unterschiedliche Formen und einzigartige Kombinationsmöglichkeiten entstehen. Jede hergestellte Form wurde vom Katjes-Team mithilfe einer 3D-Modellierungssoftware entwickelt und anschließend in einen G-Code umgewandelt, der dem Drucker mitteilt, wo er die einzelnen Schichten mit welcher Geschwindigkeit und Häufigkeit aufbringen soll.

Welche Ernährungstrends greifen Sie damit auf?
Alle Produkte aus der Magic Candy Factory sind vegan, gluten- und laktosefrei. Sie werden ausschließlich mit natürlichen Frucht- und Pflanzenextrakten und ohne tierische Gelatine hergestellt, die ein ebenso natürliches wie köstliches Geschmackserlebnis garantieren.

Können Sie mit dem 3D-Drucker auch Fruchtgummi mit zwei unterschiedlichen Texturen wie etwa Fruchtgummi und Schokolade oder Fruchtgummi und Schaumgummi herstellen?
Bisher fokussieren wir uns auf Fruchtgummi. Wir arbeiten aber natürlich immer an Verbesserungen.

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Mit den nimm2 Lachgummi Milchgeistern erweitert Storck seine Milchgummi-Reihe.

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Em-eukal Gummidrops Wildkirsche-Salbei ist ein Gummibonbon mit ätherischen Ölen und dem Geschmack fruchtiger Wildkirsche kombiniert mit Salbei.

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