Obst und Gemüse: Transparenz-Offensive

Mittwoch, 05. Februar 2014
Foto: StockFood

Die Verbraucher haben 2013 weniger Obst und Gemüse gekauft, dafür aber mehr Geld ausgegeben. Welche Sorten derzeit am beliebtesten sind und wie die Vermarkter dem Verbraucherwunsch nach mehr Transparenz gerecht werden.

Kennen Sie schon Fragolino, die Orangen-Erdbeere aus Sizilien oder die neue Kokosnuss, die sich mit einem Getränkedosenverschluss öffnen lässt? Diese und andere ungewöhnliche Neuheiten präsentierten die Aussteller auf der Fruit Logistica in Berlin. Doch nicht nur neue Züchtungen oder clevere Geschäftsideen standen hier im Fokus. Mehr als 2.600 Aussteller aus 84 Ländern bildeten die komplette Wertschöpfungskette des Fruchthandels ab und gaben einen Einblick in den Anbau und die Vermarktung von Obst und Gemüse.  

Höhere Ausgaben für Obst

Insgesamt gesehen ist der Markt für Obst und Gemüse in Deutschland stabil. Nach aktuellen Angaben der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft (AMI) in Bonn kauften die Verbraucher 2013 mit 86,7 Kilogramm je Haushalt zwar ein Prozent weniger Frischobst ein, gaben aber hierfür gut sechs Prozent mehr Geld aus. Am meisten werden hierzulande Äpfel, Bananen und Orangen eingekauft. Dabei haben Äpfel verloren, während Bananen und Orangen zulegten. Der Rückgang der Einkaufsmengen bei Äpfeln war aber überwiegend erntebedingt und trat vor allem in der zweiten Hälfte der Saison 2012/13 auf. Seit Beginn der Saison 2013/14 sind laut AMI nur noch leicht rückläufige Tendenzen festzustellen.

Stabiler Markt für Gemüse

Laut AMI kaufte jeder Haushalt 69,3 Kilogramm Frischgemüse. Die Einkaufsmenge ging geringfügig um ein Prozent zurück, während die Ausgaben um gut vier Prozent stiegen. Tomaten, Möhren und Zwiebeln sind von der Einkaufsmenge her die bedeutendsten Produkte. Blumenkohl, Porree und Zwiebeln kauften die Verbraucher in in der Saison 2012/13 weniger ein, Zucchini und Eissalat dagegen mehr. Auch Fruchtgemüsearten wie Tomaten, Gurken und Paprika wurden häufiger erstanden.

Regionale Qualität

Für den Verbraucher ist die Herkunft der Frischeprodukte ein wichtiger Einkaufsfaktor. Beliebt sind daher regionale Produkte, sowohl aus den heimischen Gegenden als auch aus ferneren Regionen, die für Qualität stehen und Vertrauen genießen. In diesem Zusammenhang setzen viele Obst- und Gemüsevermarkter auf Saisonalität und Nachhaltigkeit. Positive Effekte sehen die Vermarkter hierbei in der Schonung der Ressourcen einerseits und der Minimierung von Lebensmittelabschriften und -verlusten andererseits. Auch der vermehrte Einsatz umweltverträglicher Pflanzenschutzmittel und die Vermeidung von Rückständen zeugen das Engagement vieler Produzenten.

Transparente Produktion

Der Kunde von heute will nicht nur wissen, wo das Produkt herkommt. Er will auch sicher gehen, dass es seine Anforderungen zum Beispiel in punkto Qualität und Nachhaltigkeit erfüllt. Diesem Wunsch tragen die Vermarkter durch Rückverfolgbarkeit Rechnung. Um größtmögliche Transparenz in die Produktionsabläufe zu bringen, verfügen die Produkte über Etiketten mit Angaben – zum Beispiel zu Ursprungsland, Anbau, Losnummern oder zur Genusstauglichkeitskennzeichen. Zudem werden besondere Merkmale bei bestimmten Produkten gekennzeichnet (beispielsweise „Bio“). Ergänzt werden die Angaben beispielsweise durch GNN-Nummern, sowie Logos von verschiedenen Zertifizierungssystemen. Hierzu zählen beispielweise das QS-Programm und die IFS-Food-Zertifizierung oder das g.g.A.-Siegel (geschützte geografische Angabe). Vom Landwirt bis zur Ladentheke lässt sich auf diese Weise der Weg eines Obst- oder Gemüseproduktes überwachen und zurückverfolgen.

Conveniente Frische

Nicht nur Kokosnuss-Fans kommen jetzt schneller in den Genuss ihres Produktes. Generell geht auch bei Obst und Gemüse die Entwicklung dahin, dem Kunden die Arbeit abzunehmen. So wird die punktgenaue Vorreifung von Früchten, wie sie seit Jahrzehnten bei Bananen eingesetzt wird, mittlerweile auch auf andere Sorten wie Avocados, Mangos und Papayas angewendet. Bei vorgereiften Früchten muss der Kunde nicht einige Tage warten, sondern kann sofort das volle Aroma genießen. Darüber hinaus bietet das Frische-Sortiment immer mehr bedarfsgerechte Verpackungsgrößen für Singles, neue Sorten für Snackformate (wie Mini-Paprika) und speziell auf Kinder abgestimmte Produkte.

 

News

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Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

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Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Export Organisation Südtirol
„Wir sind Europas führende Apfelanbauregion mit mehr als 7.000 Familienbetrieben, die traditionell in liebevoller Handarbeit über 15 Apfelsorten naturnah anbauen. Das unvergleichliche Klima an der Alpensüdseite sorgt für die nötige Farbe, Knackigkeit und Qualität der Äpfel. Jedes Jahr werden in Südtirol circa eine Million Tonnen Äpfel geerntet. Durch unsere fortschrittliche Lagerkapazitäten können wir unseren Kunden das ganze Jahr über volle Lieferfähigkeit garantieren.“

Iberiana
„In letzter Zeit werden Produkte im Snackformat immer beliebter. Dies gilt sowohl für die schon seit langem populären Cherry-Tomaten als auch für die neueren Mini- oder Snack-Paprika. Cherry-Tomaten gibt es jetzt auch als Romatomaten und Kumato, bei den Snack-Paprika steht eine weite Bandbreite von süß bis scharf zur Verfügung. Auch bei den Snack-Gurken hat sich die Nachfrage verstärkt.“

Elbe Obst
„Auf jeder Ware, egal ob Steige, Foodtainer oder Korb befinden sich die Losnummern. Sie ermöglichen es herauszufinden, wo, von wem und wann dieser Apfel angeliefert, sortiert und abgepackt wurde. Bei Elbe-Obst wird die Ware von allen Erzeugern beprobt. Die Erzeuger sind bei Elbe-Obst nach QS zertifiziert, das Packhaus ist unter anderem nach QS und IFS zertifiziert.“ 

Cobana Fruchtring
„Neben der seit Jahrzehnten perfektionierten Reifetechnik für Bananen werden inzwischen auch Avocados, Mangos und Papayas vorgereift und mit zunehmendem Erfolg im Einzelhandel vermarktet. Vorteil für den Verbraucher: Er muss nicht noch einige Tage warten, bis er das volle Aroma genießen kann. Vorteil für den Einzelhandel: Vorgereifte Früchte generieren zusätzlichen Umsatz.“

 

Interview

Dr. Andreas Brügger, Geschäftsführer, Deutscher Fruchthandelsverband

Welches sind die zentralen Trends im Sortiment Obst und Gemüse?
Das Sortiment wird vielfältiger. Produkte, die noch vor Jahren als Exoten galten, finden sich heute wie selbstverständlich im Handel. Aus unserer Verbraucher-Studie ergeben sich zwei Trends: Die Weiterbildung des Personals am POS wird immer wichtiger und die Kunden müssen in der Obst und Gemüse-Abteilung auf der emotionalen Ebene angesprochen werden.

Wo hat die Fruit Logistica hier Ihre Schwerpunkte gesetzt?
Die Fruit Logistica ist ein riesiger Marktplatz, bei dem es nicht nur um Produkte geht, sondern um Kommunikation. Nirgendwo auf der Welt gelingt es, in so kurzer Zeit so viele Entscheider aus aller Welt zu treffen und neue Entwicklungen, aber auch mögliche Probleme persönlich zu besprechen. Bei der Auftaktveranstaltung, dem „Frische Forum", wurde zum Beispiel die Macht der Gefühle angesprochen. Namhafte Referenten erklärten, wie man den Verbraucher nicht nur anspricht, sondern auch tatsächlich erreicht.

Stichwort Rückverfolgbarkeit: Wie schaffen die Obst- und Gemüsevermarkter mehr Transparenz in Bezug auf den Ursprung und die Produktionsbedingungen der Waren?
Bereits heute stellen die Unternehmen der Fruchtbranche sicher, dass im Falle eines Falles der Ursprung der Ware bis zum einzelnen Produzenten zurückverfolgt werden kann. Einzelne Unternehmen bieten den Verbrauchern auf ihren Webseiten die Möglichkeit, den Ursprung der Ware selbst zurückzuverfolgen. Hier ist aus meiner Sicht kaum noch mehr Transparenz möglich. Ähnliches gilt für die Produktionsbedingungen. Waren von nicht-zertifizierten Plantagen lassen sich in Deutschland praktisch nicht vermarkten – und das ist auch gut so. Was häufig fehlt, ist den Produkten ein Gesicht zu geben. Wenn die Verbraucher hinter der anonymen Ware ein menschliches Wesen oder eine interessante Story erfahren, erhält der Kunde einen Anreiz, nicht nur über den Preis einzukaufen.

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EOS
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