Kein Einheitsbrei – Ein Interview

Donnerstag, 01. März 2018
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Interview mit Antje Gahl, Pressesprecherin bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE)

Was versteht man unter Porridge und wie bereitet man ihn zu?
Hinter der englischen Bezeichnung Porridge versteckt sich der altbekannte warme Haferbrei oder Frühstücksbrei. Unter den deutlich angenehmer klingenden Bezeichnungen «Oatmeal» oder «Porridge» feiert dieser zurzeit sein Comeback.

Der Hauptbestandteil von Porridge sind Haferflocken, die mit Wasser oder Milch aufgekocht werden. Früher war Haferbrei ein Arme-Leute-Essen, das nur mit Wasser und etwas Salz zubereitet wurde. Heutzutage ist Porridge als Instant-Variante in den verschiedensten Geschmacksrichtungen sowie mit anderen Getreidearten wie Dinkel, Hirse, Quinoa in Drogerie- und Supermärkten erhältlich. Die Fertigprodukte enthalten aber zum Teil viel Zucker.

Der warme Haferbrei lässt sich auch sehr leicht selbst zubereiten: Eine Handvoll Haferflocken in Milch oder Wasser aufkochen, quellen lassen und nach Belieben mit Früchten, Samen oder Nüssen aufpeppen. 

Eine Alternative stellen die sogenannten «Overnight-Oats» dar. Die im Amerikanischen «Oats» genannten Flocken werden nicht erhitzt, sondern über Nacht als Hafer-Milch-Gemisch im Kühlschrank gelagert. Dadurch haben die Haferflocken viel Zeit zum Aufquellen und können am nächsten Morgen ohne lange Zubereitungszeit mit Früchten, Samen und Nüssen verfeinert werden. Overnight-Oats sind eine gute Alternative, für diejenigen, die morgens gerne länger schlafen. 

Welche Haferflocken eignen sich für den Haferbrei: kernige oder zarte Flocken?
Da kernige Haferflocken weitaus gröber sind als zarte Flocken, sind diese vor allem für Gebäck, Müsli, Getreide- und Müsliriegel sowie Brot, Muffins und Kuchen geeignet. Für das klassische Porridge, das typischerweise eine «breiige» Konsistenz aufweist, eignen sich zarte Haferflocken besser. Die zarten Haferflocken nehmen die Flüssigkeit, in der sie gekocht werden, besser und schneller auf. Alternativ können kernige Haferflocken gemahlen und folglich ebenso gut für die Zubereitung von Porridge verwendet werden. Im Grunde ist es Geschmackssache, welche Konsistenz beim Verzehr von Porridge bevorzugt wird!

Welche ernährungsphysiologischen Vorteile bietet Porridge – auch im Vergleich zu einem klassischen Frühstück)?
Ein ausgewogenes Frühstück sollte neben einem Getränk, Getreideprodukte, Obst oder Rohkost sowie Milch- oder Milchprodukte enthalten. All diese Kriterien können mit dem Verzehr von Porridge als Morgenmahlzeit erfüllt werden. Neben Eiweiss und komplexen Kohlenhydraten ist Porridge reich an Vitamin B1, E sowie Eisen. Der hohe Ballaststoffanteil regt die Darmtätigkeit an, fördert dadurch die Verdauung und führt zu einem lang anhaltenden Sättigungsgefühl. Zudem enthalten Haferflocken den löslichen Ballaststoff Beta-Glucan. Dieser wirkt blutzucker- und cholesterinsenkend. Ob man Haferflocken als Bestandteil eines Müslis verwendet oder diese in Form von Porridge verzehrt, macht ernährungsphysiologisch kaum einen Unterschied. Entscheidend ist, aus welchen Zutaten Müsli oder Haferbrei zusammengestellt sind. 

Wie kann man Porridge geschmacklich und ernährungsphysiologisch zusätzlich «aufpeppen»?
Porridge ist sehr vielseitig und deshalb sehr beliebt. Die empfohlene tägliche Ballaststoffzufuhr kann durch die Kombination aus Haferflocken, Nüssen und Obst sehr gut gedeckt werden. Aufgepeppt werden kann der Haferbrei beispielsweise mit frischen Beeren oder Tiefkühl-Beeren und Pistazien, Bananen und Nüssen oder Mandeln oder Äpfeln und Zimt. Auch die Flüssigkeit lässt sich nach Lust und Laune variieren: Statt Kuhmilch kann beispielsweise Hafer-, Mandel-, Haselnuss-, Kokos- oder Sojamilch verwendet werden. Neben Zimt sorgen auch Vanille oder Kakaopulver für eine willkommene Abwechslung.

 

Haferbrei neu interpretiert

Immer mehr Verbraucher entdecken Haferbrei als echte Alternative zum klassischen Frühstück. Das vielfältige Angebot der Hersteller lässt keine Wünsche offen.

Bei Porridge muss man nicht um den heissen Brei herumreden: Er gilt als Trendfrühstück schlechthin. Was früher bei vielen Verbrauchern als Haferschleim verpönt war, kommt heute als «Porridge» hipp und modern daher. Zu Recht, muss man sagen, denn er wird den Megatrends Convenience, Gesundheit und Genuss gerecht. Hinzu kommt: Er ist sehr bekömmlich und sättigt gut. Seinen Ursprung hat der Haferbrei übrigens in Schottland, wo er seit eh und je als Frühstücksklassiker gilt. Mittlerweile ist die Porridge-Welle zu uns übergeschwappt. «Dass dieses Produkt jede Menge Potenzial hat, zeigt die hohe Nachfrage am Regal und die steigende Anzahl an Anbietern», teilt ein Sprecher von Seeberger mit. 

Für jeden Geschmack

Entsprechend gibt es eine bunte Angebotspalette der Markenhersteller. Sie bieten ausser klassischen Haferflocken auch Porridge in unterschiedlichsten Geschmacksrichtungen, sei es mit (Beeren-)Früchten, Schokoladenstücken, Ingwer oder Kokos. Praktisch fürs Büro und zu Hause sind die Portionsbeutel von Schapfenmühle und RUF, deren Inhalt nur mit heissem Wasser angeführt wird. Die Portionsbecher von Mymuesli werden mit Milch in der Mikrowelle erwärmt. Emmi bietet eine verzehrfertige Variante im Kühlregal, die man direkt kalt oder in der Mikrowelle erwärmt geniessen kann. Auch wenn der Brei klassischerweise mit Haferflocken zubereitet wird, gibt es Produkte mit Dinkelflocken, Hirse, Amaranth oder Chia-Samen, teilweise auch in Bio-Qualität. Der Porridge von Verival enthält zudem glutenfreien Hafer.

Jüngere Zielgruppen

Laut RUF Lebensmittelwerk richten sich diese Produkte an eine ernährungsbewusste und genussvolle Zielgruppe, die offen für Neues ist. Emmi beobachtet, dass sie bei jüngeren Konsumenten immer beliebter werden. «Porridge gilt vor allem bei den 20- bis 35-Jährigen als Trendfrühstück», stellt Schapfenmühle fest. Eine Studie von Biopino über die Frühstücksgewohnheiten der Bio-Verbraucher in Deutschland 2017 ergab, dass Porridge unter der Woche bei Frauen deutlich beliebter ist als bei Männern. Und: Bei intensiveren Bio-Konsumenten ist er deutlich verbreiteter als bei selteneren.

Toppings

«Dieses traditionelle Gericht neu interpretiert eröffnet uns und den Konsumenten weitreichende Möglichkeiten», teilt ein Sprecher von Allos mit. Das Schöne an dieser Speise ist, dass man sie mit anderen Zutaten geschmacklich verfeinern kann, zum Beispiel mit frischen oder getrockneten Früchten, Nüssen oder Ölsaaten. Porridge lässt sich aber auch herzhaft interpretieren, etwa mit Tomaten, Kräutern & Co. Der Haferbrei wird klassisch mit Milch oder Wasser zubereitet. An Stelle von Kuhmilch eignet sich laut Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) auch Soja-, Mandel- und Kokosmilch. Die Hersteller empfehlen daher Verbundplatzierungen, vor allem mit frischen Früchten, Trockenobst, Nüssen & Co, um so Porridge in Szene zu setzen. 

News

Foto: Stefanie Brückner

Vom 24. bis 25. April findet das 125. Markant Handelsforum statt. Zu erwarten sind neben zeitaktuellen Vorträgen und Innovationen für den POS auch ein praxisnaher Austausch.

Foto: Ben Pakalski

Tegut hat das Jahr 2023 mit einem Nettoumsatz von 1,28 Milliarden Euro abgeschlossen und damit das Ergebnis des Vorjahres um 2,44 Prozent übertroffen.

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Nach einem Einbruch zu Jahresbeginn stabilisiert sich die Konsumstimmung in Deutschland jetzt wieder.

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In Österreich können biologische Lebensmittel trotz allgemeiner Teuerungen auf treue Verbraucher zählen.

Info

Die Frühstücksgewohnheiten der Bio-Verbraucher in Deutschland 2017 http://www.marktmeinungmensch.de/studien/die-fruehstuecksgewohnheiten-de...

 

Info

Wie der Handel mit Porridge neue Akzente am POS setzen kann. Tipps der Markenartikler

  • Schapfenmühle ist der Ansicht, dass der Handel diese Trendprodukte nutzen kann, um damit gezielt über gewisse Werbemassnahmen auch neue Kunden in seine Märkte zu locken. 
  • Da vielen Verbrauchern diese relativ neue Produktgruppe noch fremd ist, bieten sich laut Seeberger Sonderplatzierungen – gegebenenfalls in Kombination mit Verkostungen – besonders an, um die Aufmerksamkeit gezielt auf Porridge zu lenken. Falls dies nicht möglich ist, kann beispielsweise direkt am Regal eine kleine Warenkunde angebracht werden, um den Kunden Informationen wie Herkunft und Zubereitung von Porridge näherzubringen und bewusst die Abgrenzung zu anderen Frühstückscerealien zu schaffen. 
  • Nach Ansicht von Allos lassen sich Porridges sehr gut mit anderen Produkten kombinieren. Dafür eignen sich besonders Rezeptflyer oder ähnliche Sales-Unterlagen. Aber auch Verkostungen am Point of Sale können die Produkte dem Konsumenten nochmal näherbringen.
  • Emmi empfiehlt, dass Neuprodukte wie der verzehrfertige Porridge prominent und auf Augenhöhe im Kühlregal platziert werden sollten. Nur so können neue Kaufimpulse generiert werden, da dieses Produkt »noch nicht gesucht wird». Ausserdem ist die Platzierung in einem passenden Produkt-Umfeld empfehlenswert – wie beispielsweise neben beliebten Kühlprodukten aus dem Müsli-Sortiment. Auch Zweitplatzierungen setzen positive Impulse.
  • Bei RUF ist man der Ansicht, dass der Handel durch Themenwelten Aufmerksamkeit am Point of Sale generieren kann.

     

    Info 

    Mit welchen Themenwelten der Handel das Interesse für Porridge wecken kann. Das MARKANT Magazin informiert:

  • Frühstücken: Fit in den Tag
  • Gesund geniessen
  • Den Darm auf Trab bringen
  • Hafer: Getreide mit Mehrwert
  • Schnelle Mahlzeiten
  • Typisch britisch
  • Gesunde Snacks geniessen
  • Snacks fürs Büro (für to go-Produkte)
  • Glutenfrei essen (gilt für glutenfreie Porridges)
  • Zum Löffeln
  • Lecker und gesund – nicht nur im Winter
  • Leckeres aus Getreide

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Hot Hirse Morgengold ist ideal für die basische und glutenfreie Ernährung. Die Flockenmischung ist mit Früchten, Erdmandelmehl, Chia und Quinoa fein abgestimmt

Die getrockneten und ungeschwefelten Bio-Cranberries sind mit Rohrzucker gesüsst. Sie schmecken auch als Topping auf cremigem Porridge.

Das Oatmeal Spice bekommt mit Kakao, Vanille, Zimt und Ingwer ein besonderes Aroma. Gehackte Mandeln und Kokosraspeln sorgen für den zusätzlichen Crunch.

RUF

Mit dem Porridge Himbeere-White Choc im Einzelbeutel ist die warme Hafermahlzeit schnell zubereitet. Man muss nur heisses Wasser zugeben und umrühren

Das Erdbeer-Chia Porridge ist ein Mix aus glutenfreien, geschroteten Haferflocken, Erdbeeren, Datteln, Apfelstücken, Leinsaat, Chia-Samen und gehackten, gerösteten Haselnüssen.

Der Chia Porridge Heidelbeere in Demeter-Qualität besteht aus zarten Hafer- und Dinkelflocken, perfektioniert durch feine Beeren, getrocknete Feigen sowie Chiasamen.