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88 Prozent der E-Zigaretten-Händler klagen über teils massive Umsatzeinbrüche. Die Konsumenten sind verunsichert. Dabei haben die Vorfälle in den USA und Bremerhaven durch illegalen Drogenkonsum nichts mit der E-Zigarette zu tun.
Als die Tabak-Konzerne vor sieben Jahren in den E-Zigaretten-Markt einstiegen, begann eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Innerhalb kürzester Zeit stieg die Umsatzkurve steil nach oben. Auch in Deutschland jubelte die Branche über exorbitante Steigerungsraten. Lagen die Zahlen 2013 noch bei 100 Millionen Euro, waren sie 2015 dreimal so hoch. Von 2016 bis 2018 ging’s ähnlich rasant weiter. Durch die mittlerweile 2,5 Millionen E-Zigaretten-Konsumenten machte der Umsatz mit Geräten und Liquids nochmals einen Sprung: von 412 auf 670 Millionen Euro (Quelle: Euromonitor International). Daraus ergibt sich ein Plus von 62 Prozent. Entsprechend positiv fielen die Wachstumsprognosen der Marktforscher für die kommenden drei Jahre aus. In den USA rechneten sie mit einer Umsatzsteigerung von 5,3 auf 7,3 Milliarden Dollar. Doch plötzlich sieht die Lage ganz anders aus. Beim «E-Cigarette Summit 2019» im November in London korrigierten die Experten ihre Einschätzungen: Statt einem Plus befürchten sie für 2020 ein Minus von 40 Prozent. Erstmals in der Geschichte der E-Zigarette ist von einer «Krise» und einem «Wendepunkt» die Rede. Nicht nur in den USA, sondern weltweit! Auch in Deutschland ziehen dunkle Dampfschwaden auf. Das bestätigt eine Umfrage durch das Bündnis für Tabakfreien Genuss (BfTG): 88 Prozent der E-Zigaretten-Händler klagen über massive Umsatzeinbrüche. Knapp die Hälfte bewertet die Perspektiven als schlecht bis sehr schlecht. Viele kehren wieder zurück zu herkömmlichen Tabak-Produkten. Für immer weniger Raucher ist der Umstieg aufs Dampfen eine Alternative. Das zeigt eine Forsa-Umfrage im Auftrag des Verbands des eZigarettenhandels (VdeH): Nur fünf Prozent der Raucher wollen E-Zigaretten ausprobieren, 91 Prozent lehnen dies ab. 57 Prozent, das sind drei Punkte mehr als 2017, halten E-Zigaretten für ebenso schädlich oder sogar schädlicher als herkömmliche Tabakprodukte. Dabei sei es genau umgekehrt, wie der VdeH-Vorsitzende Michal Dobrajc betont. «In der Wissenschaft besteht Konsens, dass Dampfen weniger schädlich ist als Rauchen.» Ein Grund für den «höchst besorgniserregenden Informationsstand der Bevölkerung» ist für den VdeH «die mangelnde Aufklärung durch Gesundheitsbehörden und Politik». Ein zweiter die «undifferenzierte Berichterstattung». Nach dem Konsum von zunächst mysteriösen Substanzen gab es in den USA im Herbst laut «Spiegel» 47 Tote. Aus ähnlichen Gründen mussten kurz darauf mehrere Personen in Bremerhaven ins Krankenhaus. Beide Fälle wurden von vielen Medien in Zusammenhang mit der E-Zigarette gebracht.Allerdings waren hierfür gepanschte Liquids mit THC (Cannabis-Substanz) verantwortlich. «Also illegale Drogen», wie BfTG-Vorsitzender Dustin Dahlmann verdeutlicht. Das bestätigte die US-Gesundheitsbehörde. Auch das Deutsche Krebsforschungsinstitut und das Bundesinstitut für Risikobewertung gaben Entwarnung für reguläre E-Zigaretten.