Den Gaumen verwöhnen

Freitag, 06. Oktober 2017
Foto: Stockfood (Westend61)

Zielgruppengerechte Konzepte, saisonale Produktideen und emotional gestaltete Verpackungen mit Zusatznutzen: Was im Herbst/Winter das Wachstum der Pralinen anfeuern soll.

Der Saisonwechsel hält Einzug ins Pralinen-Regal. Der Appetit der Verbraucher auf Schokoladiges wächst mit sinkenden Temperaturen, das Weihnachtsgeschäft rollt an, wie die ersten Süsswaren-Aktionspaletten am Point of Sale unzweifelhaft verkünden. Pralinen sind jetzt wieder gefragt: zum Verschenken im Nikolausstiefel, zu Weihnachten, aber auch zum selber Naschen und sich selbst Verwöhnen. Schokoladenwarenhersteller erkennen zwei aktuelle Konsumtrends: das steigende Qualitäts- und Markenbewusstsein der Verbraucher, das sich auch in den Zahlen der Marktforscher widerspiegelt: Lindt zitiert Mafo-Ergebnisse, wonach im laufenden Jahr der Bereich Private Label bei Pralinen deutlich sinkende Marktanteile aufweist. Auch die GfK-Markforscher unterstreichen, grundsätzlich werde höherwertiger gekauft, was unter anderem auch auf eine Zunahme kleinerer Packungen zurückzuführen sei, die einen höheren Preis pro Menge ermöglichen.

Kleinere Verpackungen und Pralinen-Minis korrespondieren zugleich mit dem Bedürfnis vieler gesundheitsbewusster Verbraucher, die einen massvollen, portionierten Schokoladenkonsum bevorzugen. Aus Sicht von Hersteller Lindt sind darüber hinaus saisonale Pralinen oder saisonalisierte Produkte bei den Konsumenten sehr beliebt. Selbst Schokoladenprodukte, die bisher nicht als Pralinen, also Erzeugnisse in mundgerechter Grösse, bezeichnet werden durften, werden mittlerweile von allen grossen Schokoladenanbietern von Ferrero bis Ritter als solche angeboten, als Minis, Schokowürfel oder Schoko-Bonbons und einzeln verpackt. Häufig stehen sie als Sortenmix zur Verfügung, der die Vielfalt der Geschmackserlebnisse erhöht.

Innovationen pünktlich zur Saison

Zum Saisonauftakt im Herbst locken die ersten Neuheiten im Regal. Lindt hat mit den Mini-Pralinés à la Macaron aus Schokolade und cremigen Füllungen und Gebäck- sowie gerösteten Mandelstückchen die französische Gebäckspezialität Macarons neu interpretiert. Auch bei Viba Sweets gibt es saisonalen Sortimentszuwachs, erstmals zum bevorstehenden Halloween-Fest. Der bereits erfolgreich eingeführte Impulsartikel Funny Faces, der gezielt ein jüngeres Publikum anspricht, kommt jetzt als Halloween-Artikel in den Handel. Die drei Emojis aus Nougat sollen als einzeln verpackte Minis und mit Halloween-Gesichtern wie Gruselkürbis, Mumie und Dracula für Stimmung sorgen. Ihr 50-jähriges Markenjubiläum nutzt die belgische Chocolaterie Guylian, um eine Master’s Selection auf den Markt zu bringen. Die Premium-Pralinés kommen in einer Auswahl aus weisser, Milch- und dunkler Schokolade in zehn Geschmacksrichtungen in den Handel. Hachez wendet sich erstmals mit unterschiedlichen Pralinenkonzepten an junge männliche beziehungsweise junge weibliche Zielgruppen, die mit Hilfe eines Taste Navigators ihren persönlich perfekten Premium-Genuss entdecken sollen. Jeweils vier Geschmacksrichtungen, nach dem Kakaoanteil differenzierte Angebote für die männlichen jungen Pralinen-Fans, fruchtige und frische Varianten für die Mädels, stehen zur Auswahl. Beide Ranges bestehen aus Flachtafeln, Sticks und Täfelchen. Gefüllte Schokoladen runden bei der männlichen, Mini-Packungen bei der weiblichen Zielgruppe das Sortiment ab.

Für viele Schokoladenhersteller stehen zudem jetzt spezifische saisonale Verpackungs-Designs bei Pralinen und pralinenähnlichen Produkten im Fokus, die weihnachtliche Farbwelten und Stimmungsmotive aufgreifen und damit verstärkte Kaufanreize setzen sollen. Den Präsentcharakter von Pralinen unterstreichen dabei zusätzlich mit einem Zweitnutzen ausgestattete Verpackungsvarianten. Dazu zählen beispielsweise in diesem Herbst/Winter die Viba Sweets Weihnachtskugel, die nach dem Nougat-Genuss als Teelicht genutzt werden kann, Türanhänger sowie bei Storck die saisonale Kombination von Toffifee und Teddy. Dieses Geschenkangebot mit Kuscheltier hatte sich laut Nielsen schon im Vorjahr als rotationsstärkstes Neuprodukt bei saisonalisierten Pralinen durchgesetzt.

 

Interview

Interview mit Dr. Torben Erbrath, Geschäftsführer/Syndikusrechtsanwalt des Bundesverbands der Deutschen Süsswarenindustrie e.V., über aktuelle Konsumtrends und Entwicklungen bei Pralinen.

Welche Produkte im Regal haben derzeit Wachstumspotenzial?
Bei den Sorten und Geschmacksrichtungen werden sowohl Klassiker als auch neue Zutaten ausprobiert. Besonders im Fruchtbereich wird viel gespielt. Im Trend liegen 2017 darüber hinaus kleinstückige Verpackungen, einzeln verpackte Produkte für den Genuss unterwegs, aber auch wiederverschliessbare Verpackungen. Selbst Schokoladen-Produkte, die bisher nicht als Pralinen, das heisst Erzeugnisse in mundgerechter Grösse, bezeichnet werden durften, werden nun als solche angeboten.

Wie entwickelt sich der Pralinenmarkt aus Sicht der Süsswarenindustrie aktuell?
Der Pralinenmarkt entwickelt sich ebenso wie der Schokoladenmarkt insgesamt stabil, vielleicht werden Innovationen im Herbst- und Saisongeschäft das Segment beflügeln.

Wie entwickeln sich die Preise in diesem Segment?
Wir erheben diese nicht. Beim Rohstoff Kakao ist bei der Preisentwicklung an den Warenterminbörsen Entspannung eingetreten, der Preis für Kakaobutter ist aber nach wie vor hoch.

Welche Fortschritte verzeichnet das Thema der nachhaltig erzeugten Rohstoffe? Wie bedeutend ist der Anteil an entsprechend zertifizierten Produkten inzwischen am Produktionsaufkommen der Schokoladenwarenindustrie?
Gerade im Kakaobereich ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Thema. Im Jahr 2016 lag der Anteil an nachhaltig erzeugtem Kakao in den in Deutschland verkauften Süsswaren bei 45 Prozent. Dies bedeutet eine Steigerung von sechs Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr. Dies geht aus der verbandseigenen Erhebung des Bundesverbandes der Deutschen Süsswarenindustrie e.V. (BDSI) bei seinen Mitgliedsunternehmen hervor. Bei der ersten Erhebung des BDSI im Jahr 2011 lag dieser Anteil bei etwa drei Prozent. Die Entwicklung ist in allen Segmenten im Schokoladenbereich ähnlich. Die Auslobung von zertifizierter Ware finden Sie allerdings weniger im Pralinensegment als vielmehr im Handelsmarken-, Tafelschokoladen- und Riegelbereich.

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Info

1,5 %

beträgt laut GfK das aktuelle Umsatzwachstum für Pralinen im ersten Halbjahr 2017 gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Damit schliesst das Segment an den Trend der letzten Jahre an. Das Wachstum kommt bei einem leichten Mengenrückgang ausschliesslich durch höhere Preise zustande, die im Mittel jährlich um 2 % zulegen. Getrieben wird das Wachstum durch Alkohol-Pralinen aktuell mit einem  Plus von 2,4 %; im Gegenzug schrumpfen die klassischen Pralinenmischungen um 1,4%. Mittelfristig haben diese allerdings mit durchschnittlich +2,3 % sogar die beste Entwicklung aufzuweisen.

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