Branche will Image aufpolieren

Dienstag, 06. Mai 2014
Foto: StockFood

Der Konsum salziger Snacks kann durchaus mit moderner ausgewogener Ernährung harmonieren. Die Industrie propagiert dabei den bewussten Genuss – auch nach mediterranem Vorbild.

Chips & Co. führen häufig die Hitliste von Lebensmitteln an, deren Konsum mancher „Experte“ in Sachen gesunde Ernährung am liebsten verbieten oder mit Strafsteuern belegen würde. Nichtsdestotrotz greifen die Deutschen gerne – und immer häufiger – zu salzigen Snacks. Laut Nielsen stiegen die verkauften Mengen im letzten Jahr um sieben Prozent. „Das Negativbild vom Couchpotato mit der Riesenschüssel Chips im Arm – kontaktarm, bewegungsunlustig, permanent dem Fast Food-Konsum ergeben – ist ein Klischee und greift unserer Auffassung nach zu kurz“, heißt es bei Mayka. Kurz: Ein solches Bild ignoriere die Auffassungen und Lebensweise der Mehrheit.

Steht der Genuss salziger Snacks denn nun im Widerspruch zu einer gesunden und ausgewogenen Ernährung? Klares Nein! sagt die Branche – sofern diese Produkte maßvoll verzehrt werden. Zum einen beinhalte ein ausgewogener Lebensstil Grundnahrungsmittel ebenso wie Genussprodukte, und daher „gehören auch solche Produkte zu einem genussvollen Leben dazu, beispielsweise als Begleiter in entspannenden und geselligen Momenten“, ist man bei Intersnack überzeugt. Sicherlich sei das Interesse an ernährungsbewussten Produkten in den letzten Jahren gestiegen, unterstreicht Genuport-Vorstand Dr. Uwe Lebens. Auf diese Entwicklungen reagiere die Snackbranche längst  – etwa mit kalorienreduzierten Chips, dem Verzicht auf künstliche Aromen und Zusatzstoffe, Gluten und Hefeextrakte, Bioprodukten, aber auch mit kleineren Verpackungsformaten. Die entsprechenden Produkte hätten sich nicht nur fest in den Snackregalen etabliert, sondern würden auch durch immer neue Rezepturen und neue Produktionsverfahren stetig verbessert. Auch seien Geschmack und Konsistenz kalorienreduzierter inzwischen kaum mehr von Vollfett-Produkten zu unterscheiden, heißt es aus den Reihen der Hersteller.

Als besonders wachstumsstark erweisen sich derzeit – neben den Kartoffelchips – vor allem die Nüsse. Diese werden bei gesundheitsbewussten Verbrauchern nicht nur als Snack, sondern auch als kernige Zutat immer beliebter, stellen die fest. Ültje hat darauf bereits mit einer ganz neuen Produktlinie reagiert, die neben Nüssen auch Kerne, Saaten und Trockenfrüchte umfasst. Und Kluth will sich unter anderem mit dem Salatveredler Italia als Spezialist für die Salat- und Grillsaison etablieren. Ins Blickfeld rücken außerdem hochwertige Edelnüsse, Nussmischungen und Mandeln.

Die Bereitschaft der Verbraucher, neben der beliebten Kombination „Chips & Bier“ salzige Snacks auch bei anderen Konsumanlässen zu verzehren, veranlasst die Snackbranche aktuell, die mediterrane Aperitivo-Kultur auch hierzulande mit entsprechenden Marketingaktivitäten populär zu machen. So arbeitet Lorenz Snackworld jetzt mit dem „Sommelier des Jahres“ Jens Pietzonka zusammen, um den Verzehr der Marke Naturals mit einem guten Glas Wein zu promoten. Auch Seeberger hat den Aperitivo-Gedanken bereits in einer Cross-Promotion mit einem Edelnuss-Mix und der Weinmarke Blanchet aufgenommen. Knabbereien und salzige Snacks bieten sich perfekt für den Beginn eines Abends in geselliger Runde an, findet man ebenso bei Genuport. „Wir ermutigen die Konsumenten grundsätzlich zum Genießen – und die Aperitivo-Kultur trifft hier genau ins Schwarze.“ Genießer könnten beispielsweise mit Blätterteigstangen (Swiss Apéro, Swiss Flûtes) oder Bretzeli in verschiedenen Geschmacksrichtungen voll auf ihre Kosten kommen.

Insgesamt ist die Snackbranche sehr bemüht, das ihr anhaftende Negativimage als Hersteller „zu salziger, zu fetter, zu kalorienhaltiger“ und damit „ungesunder“ Produkte zu entkräften. Snackverzehr in modernen und kultivierten Konsumzusammenhängen präsentieren: Dass dies funktionieren kann, zeigt eine auch in Deutschland „immer deutlicher hervortretende Stadtkultur mit Bistros, Biergärten und vielen Events im Freien, bei denen Geselligkeit, Wir-Gefühl und die Freizeit gefeiert werden“, so eine Sprecherin von Mayka-Naturbackwaren. Salzige Snacks gehören da einfach dazu.

 

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Gesunde Snacks (Nüsse), Abwechslung (neue Würzungen), natürliche Produkte (ohne künstliche Zusatzstoffe), fettreduzierte Angebote.

Interview

Dr. Carsten Bernoth, Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie, plädiert für Verbraucher- und Ernährungsbildung.

Zu salzig, zu fett, ungesund: Ist diese Kritik berechtigt?
Zuerst mal: Knabberartikel sind Produkte, bei denen der Genussaspekt im Vordergrund steht. Im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung haben alle Produkte ihren Platz, also auch solche, die den Genuss betonen. Genießen können trägt zu einem gesunden Lebensstil und Lebensfreude bei. Insofern gibt es keine gesunden oder ungesunden Lebensmittel, sondern nur ausgewogene und unausgewogene Ernährung.

Wie spiegelt die Produktpalette dies wider?
Genussaspekte und besondere Verzehrgewohnheiten spielen bei neuen Produkten eine entscheidende Rolle. Das Segment der Knabberartikel ist breit aufgestellt. Viele Produkte sind zudem in kalorienreduzierter Variante und rein vegetarisch erhältlich. Somit ist die Auswahl für die Verbraucher groß.

Was unternehmen Sie in punkto Verbraucheraufklärung?
Die im BDSI organisieren Hersteller bekennen sich zu einem gesundheitsorientierten und aktiven Lebensstil. Auf den Verpackungen und Internetseiten der Hersteller finden die Konsumenten viele relevante Informationen. Der BDSI stellt zudem im Rahmen seiner wissenschaftlichen Öffentlichkeitsarbeit Materialien zu den Themenfeldern Lebensstil und Genuss zur Verfügung.

Manchem Verbraucherschützer ist dies nicht genug…
Aus unserer Sicht sind Verbote und Bevormundungen, zum Beispiel die Einteilung von Lebensmitteln in „gut“ und „schlecht“ gezielte Diskriminierungen. Gleiches gilt für die Forderung nach einer Ampelkennzeichnung und Strafsteuern für einzelne Lebensmittel, die einen gesunden Lebensstil fördern sollen.

Welche Maßnahmen favorisiert die Snackbranche?
Für einen gesunden Lebensstil sind neben dem Essen weitere Faktoren von großer Bedeutung – körperliche Bewegung, aber auch Entspannung. Der BDSI unterstützt gesamtgesellschaftliche Initiativen wie die Plattform Ernährung und Bewegung. Noch nie waren die Informationsmöglichkeiten für Verbraucher so groß wie heute. Der Verbraucher muss all die angebotenen Informationen richtig nutzen können. Aus unserer Sicht sollten Verbraucher- und Ernährungsbildung daher bereits in den Schullehrplänen verankert werden.

 

 

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